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Tafel XXIII.
PROBEN
aus dem
„Sti. Christophori am Arlberg Bruderschafts Buche.
Das »Sancti Christophori am Arlperg Bruederschafft
Buech«, ein Wappen-Codex aller ersten Ranges, be-
findet sich im Besitze des k. u. k. Haus-, Hof- und
Staatsarchives zu Wien und enthält auf seinen 306,
zumeist auf beiden Seiten bemalten Pergamentblättern
(24 cm H.; 16 cm B.) Wappendarstellungen aus vier
Jahrhunderten. Von Seite 5 bis 248 erscheinen alte,
mustergiltige, mitunter prachtvolle Wappenbilder, die
übrigen Seiten zeigen Darstellungen in den üblichen
Wappenschablonen des XVII. und XVIII. Jahrhunderts.
Die Bruderschaft zu St. Christoph am Arlberge,
dem Bistum Brixen unterstehend, wurde in der zweiten
Hälfte des XIV. Jahrhunderts von einem armen Hirten,
Heinrich dem Findling, auch Heinrich von Kempten
genannt, ins Leben gerufen, um auf der Passhöhe des
Arlberges ein Hospiz zum Schutze der Wanderer er-
richten und unterhalten zu können. Das Datum der
frommen Stiftung lässt sich nicht mehr feststellen, doch
giebt uns die Eintragung
auf Seite 109/2 einen,
wenn auch schwachen
Anhaltspunkt für die
Zeitbestimmung. Wolf
von Zillenhart, der
1375 Landcomthur der
Deutschordens - Bailei
an der Etsch und im
Gebirge geworden war,
erscheint noch als ein-
facher Ordensritter ein-
getragen. Die Bestäti-
gung der Stiftung durch
Herzog Leopold III. von
Oesterreich erfolgte am
27. Dezember 1386.
»Her Jorg von
Twingenstain (Zwin-
genstein, Tiroler Geschlecht) champfschilt in Ostereich
der ist der erst gebessen der gedacht die bapen in
die puoch zv machen« — (leider ohne Zeitangabe).
Im Laufe des XVI. Jahrhunderts verlor die Bruder-
schaft ihre Zugkraft und wäre wahrscheinlich ganz
eingeschlafen, hätte nicht die Invasion der Schweden
im Jahre 1647 das Hospiz am Arlberge, wo viele der
flüchtenden Vorarlberger Unterkunft gefunden hatten,
wieder in Erinnerung gebracht.
Christoph Reitterer, Pfarrer zu
Zams, stand damals an der
Spitze der frommen Gesellschaft
und diesem thätigen Manne ge-
lang es die Sache wieder in rechten
Fluss zu bringen. Die gesamte
erzherzogliche Familie, der Stadt-
rat von Innsbruck in corpore und
viele Adelige und Bürger Hessen
sich in die Bruderschaft ein-
Fig. o. St. Christoph am Arlberg.
Fiff 5- Wappen der Bru
derscn;
aft aus dem Bruder-
schaftsbuche. tragen, aber es dauerte nicht gar lange, so erlosch wieder
das Interesse, bis endlich das Jahr 1786 die behörd-
liche Auflösung brachte.
Das Gebäude mit der kleinen Kapelle (Fig. 6) stellt
heute noch an der vereinsamten Hochstrasse, der durch
den Arlbergtunnel jedwede Bedeutung genommen wurde.
Um 1647 wurden, anlässlich des Wiederauflebens
der Bruderschaft, die jedenfalls damals noch losen Blätter
zu einem Bande vereint (roter Samt mit Silberbeschlag),
leider aber von dem Buchbinder ohne Rücksicht auf
Schrift und Bild stark beschnitten. Auch gab man
sich nicht die Mühe, die Blätter nach ihrer Entstehungs-
zeit zu ordnen, sondern heftete alles bunt durch-
einander.
Fig. 1. (Seite 69/2.) Ott von Mcissaiv (Meissau).
In Gold ein schwarzes Einhorn. Kleinod: ein von blau-
weisser Schachierung und Gold gespaltener Bracken-
rumpf, in die Decke übergehend. Der Bracke ist nicht
das ursprüngliche Klei-
nod der Meissauer, son-
dern jenes der Burg-
grafen vonGars. (Schild-
höhe : 9 cm.)
»Her Ott von Meis-
saw geit all Jar einen
halbii guidein vnd nach
seine tod einen guidein.«
Fig. 2. (S.49.) Hert-
ncydvon Potcndorff. In
Blau aus rotem Schild-
fuss wachsend, ein rot-
bewehrter, weisser
Löwe. Kleinod: rechts
ein weisses, links ein
rotes BüfTelhorn mit je
7 gleich fingierten Fähn-
chen besteckt. Decke
rechts: weiss-rot, links: rot-weiss. Zeichen einer Adels-
gesellschaft: ein um den Helinhals geschlungener weisser
Hecht oder Stör. (Schildhöhe 7-5 cm.)
Fig. 3. (S. 19/2). Pernhart von Pettaw (Pettau).
In Rot ein gestürzter, silberner Anker. Kleinod: weiss
geflügelter, schwarzer Drache, jede Flügelgräte mit
einem Pfauenbusch besteckt. Decke: blau-weiss. (Der
Schild ist dem Wappen der Marschälle von Trcun, das
Kleinod dem Wappen der Holenburg entnommen.
(Schildhöhe: 8"] cm.)
»Pernhart von Pettaw in Steyr geit all Jar j g . .. .
seim tod vir guidein .... tag Anno etc. cccc pmo« (1401).
Fig. 4. (S. 41.) Rwstach von Scherffeuöerg (Schärfen-
berg). In Blau eine goldene Krone. Kleinod: Krone
des Schildes, jede Blattzinke mit einem Pfauenstoss
besteckt. Decke: blau-rot. (Schildhöhe: 9*5 cm.)
»Ewstach von Schedenberg geit all iar vierGrozz /
vnd nach seinem tod ainen guidein auf den Arl-
perge»
Heraldischer Atlas
Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Titel
- Heraldischer Atlas
- Untertitel
- Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Autor
- H. G. Ströhl
- Verlag
- Julius Hoffmann
- Ort
- Stuttgart
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 22.6 x 33.6 cm
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Heraldik, Heroldskunst, Wappenkunst
- Kategorie
- Lexika