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Tafel XXIX.
Wappenbilder Deutscher Meister des XV. Jahrhunderts.
Fig. 1 — 5. Wappen mit Schildhaltern, gestochen
von Martin Schongaucr (auch »Schön« genannt, nach
seiner eigenen Bezeichnung auf einem Bilde: »Hipsch
Martin Schongauer Maler 1453«), Maler, Kupferstecher,
und Goldschmied, geb. zu Colmar 1420 (?), gest. dort-
selbst 1488.
Wir besitzen von ihm 10 Wappenkompositionen
in Medaillenform im Durchmesser von 7 • 7 cm.
Fig. 1 dürfte das Wappen des Geschlechtes Stein-
Kallenfels sein (von Grün über Gold quergeteilt; oben
ein silberner Leopard); die übrigen Schilde auf der
Tafel lassen sich wegen Mangel der Tinkturen nicht
näher bestimmen. In Figur 4 und 5 sind die Schilde
ohne die Schildhalter zur Darstellung gebracht worden.
Nachstehend folgt noch eine vorzüglich gezeichnete
Löwenfigur, das Symbol des heiligen Markus, die vom
selben Meister entworfen ist. (Fig. 9.)
Fig. 6. Wappen des Fürstbischofs Rudolf II. von
Würzburg (1466 —1495) aus dem Geschlechte der
Schcrenbcrg. Der Stecher dürfte Albrecht Glockenton
(geb. 1432 zu Nürnberg) gewesen sein, der längere
Zeit in Würzburg thätig war. Die hier das Kleinod tragende Salade ist in Wappen-
darstellungen sehr selten zu sehen, obgleich sie ganz
gut heraldisch ist. Die Decke des Helms ist vortreff-
lich gezeichnet, nur das Kleinod ist im Verhältnis zum
Helme etwas zu gross geworden.
Fig. 9. Markuslöwe von Martin Schongauer.
Das Wappen, 14 cm hoch, zeigt den Schild geviert;
1) von Rot über Silber durch drei Spitzen geteilt
(Franken). 2 und 3) in Gold eine geöffnete, rote Schere
(Scherenberg). 4) in Blau an schrägrechter, goldener
Lanze ein von Rot und Silber geviertes und ausgezacktes
Banner (Würzburg). Der gekrönte Helm mit den frän-
kischen Hörnern, in welche die wiirzburgischen Banner
gesteckt sind, trägt das Kleinod der Scherenberg, einen
gekrönten, silbernen Löwenkopf, besteckt mit den zum
würzburgischen Kleinod gehörigen blau - silber - roten
Straussenfedern. Die Helmdecke erscheint hier in ganz
vorzüglicher Zeichnung.
Fig. 7. Wappen des Konstanzer Patriziergeschlechtes
der Goldast, gestochen von Bartholomaeus Zeitblom zu
Ulm, geb. 1440 (?), gest. zwischen 1516 und 1521.
(H. 24.9 cm, Br. 18.5 cm.)
Der Schild führt in Blau einen goldenen Baumast
(Goldast). Der Helm mit blau-goldener Decke trägt
als Kleinod einen goldbewehrten, vorne blauen, rück-
wärts goldenen Greif. (So nach einem Hausbuche
von 1470 im Besitze des Fürsten Waldburg-Wolfegg-
Waldsee.) (Vergleiche Fig. 18, Tafel XXXIX). Fig. 8. Wappen eines nicht bestimmbaren Ge-
schlechtes (H. 12 cm, Br. 9.3 cm), gestochen von Israel
van Meckenen, Kupferstecher und Goldschmied zu
Bocholt an der Aa in Westphalen, gest. 1503.
Der Helm ist etwas zu klein im Verhältnis zum
Schilde, dafür aber die Decke sehr schön gezeichnet.
Von demselben Meister kennt man ein sehr lustiges
Wappenbild, eine Copie nach einem Meister der Fykschen
Schule (1480), das wir hier anschliessen wollen. (Fig. 10.)
Fig. 11 zeigt das Signet des berühmten Buchdruckers
Erhard Ratdolt in Augsburg aus dem Jahre 1491.
(H.: 14 cm.) Das
Wappen ist in zwei (&l
Farben, Schwarz und ff
Rot, gedruckt, und 11 VV
gehört zu den älte- ßi Vi
sten Beispielen des fi 1 V^
Buntdruckes. Der jffV^^ja
Schild zeigt im roten
Felde den jungen
Herkules mit den
Schlangen, der sich — J w / A ^
einen sechsstrahli-
gen, roten Stern vor
den Unterleib hält.
Der Helm, mit rot-
weisser Decke, trägt
als Kleinod zwei rote
Biiffelhörner und den
Stern des Schildes.
Das schöne Wap- Fig. 11.
pen ist von Ratdolt
selbst entworfen, wie aus dem Distichon über einem
Abdruck dieses Wappens zu schliessen ist:
»Erhardi Ratdolt foelicia conspice signa
Testata artificem qua valet ipse manum.«
Heraldischer Atlas
Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Titel
- Heraldischer Atlas
- Untertitel
- Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Autor
- H. G. Ströhl
- Verlag
- Julius Hoffmann
- Ort
- Stuttgart
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 22.6 x 33.6 cm
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Heraldik, Heroldskunst, Wappenkunst
- Kategorie
- Lexika