Seite - (00000138) - in Heraldischer Atlas - Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
Bild der Seite - (00000138) -
Text der Seite - (00000138) -
Tafel XXX.
PROBEN
aus
Conrad Grünenbergs Wappenbuch. (1483.)
Eines der grössten gemalten Wappenbücher ist
Conrad Grünenbergs Wappenbuch, das nach Grünen-
bergs eigenhändiger Notiz 1483 vollendet wurde.
»Das buch ist volbracli am Nunden tag des Abrellen
Do man zalt Tusent vierhunder dru vnd Achtzig Jar.«
Grünenberg stammte aus einem wohlhabenden
Konstanzer Bürgerhause, (sein Vater war 1466 — 70
Bürgermeister der Stadt) und bekleidete von 1441 bis
zu seinem Tode 1494 das Amt eines Baumeisters der
Pfarrkirche zu St. Stephan in Konstanz. Er gehörte
als Bürgerlicher zu den Zünften, wurde aber auf ein
Schreiben des Kaisers, ddo. Samstag vor vocem jucun-
ditatis (19. Mai) 1465, aus der Zunft entlassen und in
Fig. 3. Wappen des Ritters Conrad Grünenberg.
(Schildhöhe = 10-5 cm.)
die Geschlechtergenossenschaft »zur Katze« (siehe
Taf. XXXIX.) aufgenommen. Als Kitter erscheint er
erst nach seiner Rückkunft von Jerusalem i486.
Am Titelblatte des Wappenbuches (190 Papier-
blätter) ist sein Wappen eingetragen. (Fig. 3.) In Schwarz
ein goldener Doppeldreiberg. Der gekrönte Helm mit
schwarz-goldener Decke, bestreut mit goldenen Linden-
blättern, trägt als Kleinod einen schwarzen Straussen-
federbusch. Das Wappen wird beseitet rechts von den Emblemen des Ordens vom heiligen Grabe (rotes
Jerusalemerkreuz) und dem Aragonischen Kannenorden
(goldene Kanne mit 3 Glockenblumen über einem gol-
denen Greif, der ein Band mit der Inschrift: »POR • LOS'
AMOR« trägt), links von den Emblemen des Ordens der
hl. Katharina vom Berge Sion (goldene Rose über einem
rot begrifften Schwerte, dieses umwunden von einem
goldenen Bande mit der Inschrift: POR • LOYOLTAD •
MANTENIR) und der Gesellschaft vom St. Georgsschild
(goldumfasster Georgsschild — in Weiss ein rotes
Kreuz — von dem die goldene Figur des Drachen-
tötenden hl. Georgs herabhängt).
Das Grünenbergsche Wappenbuch wurde vom
Heroldsamte in Berlin 11m 300 Friedrichsdor erworben.
Es befand sich früher im Besitze des Dr. Stanz in Bern,
der ehemals in Konstanz sesshaft gewesen war.
Ausser dem Papiercodex existiert auch ein Pergament-
codex (178 Blätter), eine mehr ausgeführte, aber dafür
nicht ganz vollständige Copie des ersteren, ohne Jahres-
zahl und Namen des Malers, die aus der alten Lands-
huter Bibliothek in die königliche Bibliothek zu München
übergegangen war. Im Jahre 1875 erschien, nachdem
bereits 1840 ein missglückter Versuch gemacht worden
war, eine Publikation des Wappenbuches in Farben-
druck, herausgegeben von Dr. R. Graf Stillfried-Alcan-
tara und M. Hildebrand. Dieser Publikation sind unsere
drei Probetafeln in reduciertem Masstabe nachgebildet
worden. —
Fig. 1. Der Kung von Belu m des haiigen Romischen
Richs ertzschenk vnd Kürfurst etc. (König von Böhmen.)
In Rot ein gelb gekrönter, gezungter und bewehrter
weisser Löwe mit Doppelschweif. Der gekrönte Spangen-
helm mit schwarz-gelber Decke, die mit Punkten in
wechselnder Tinktur bestreut ist, trägt als Kleinod
einen mit gelben Lindenblättern bestreuten, schwarzen
Flug. Rechts und links schwebt neben dem Wappen
eine Bilddevise, ein aus Wolken hervorkommender,
bekleideter Arm mit einer Rute in der Hand. Vom
Arme abhängend, erscheint ein gekrönter Adler, ein
Spruchband — »duo Recht« — mit den Fängen haltend.
(Schildhöhe: 10 cm.)
Fig. 2. Der Kaiser von Trappcsod stost an Kriechen
vnd an das Kaisscrtnm von Athen Hatyetzn der turgisch
Kaiser gewunnen vnd den Kaiser geköpft. (David
Komnenos, Kaiser von Trapezunt, -J- 1462.) In Weiss
ein rot bewehrter, gelber Basilisk mit rotem Kamm
und Lappen. Der gekrönte Spangenhelm mit rot-weisser
Decke trägt die Schildfigur als Kleinod. Neben dem
Wappen schwebt eine gelbe Bügelkronc als Bilddevise.
(Schildhöhe: 9 cm.)
Heraldischer Atlas
Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Titel
- Heraldischer Atlas
- Untertitel
- Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Autor
- H. G. Ströhl
- Verlag
- Julius Hoffmann
- Ort
- Stuttgart
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 22.6 x 33.6 cm
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Heraldik, Heroldskunst, Wappenkunst
- Kategorie
- Lexika