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Tafel XXXIII.
PROBEN
aus
Conrad Grünenbergs „Oesterreichischer Chronik."
(1452 . . . . ca 1484.)
Unter den Handschriften des k. u. k. Haus-, Hof-
und Staatsarchives zu Wien findet sich ein Papierband,
eine Art Chronik von Oesterreich, von Conrad Grünen-
berg verfasst und mit Wappen versehen. Im Vorworte
heisst es:
»So hab Ich Cunrat Grünemberg Riter mir für-
gesetzt, Etwas ze arbaiten vnd zesamen zuo fassen,
als ain Anhänger des stegraiffs, dem Hochstamendesten
adel Kaiser, Kung, Ertzhertzogen vnd Fürsten Oester-
reich geblütz damit Ich och willen Erzöge,
vermainende hie mit der gedächtnuss der aller eltesten
allerdurchluchtigeste milt vnd giittigisten Herschafft ain
wenig zu geschürt haben. Bittende solich werkli lesend zu
besichtigen, datu Sebastyani Im L1I«. (20. Januar 1452.)
Grünenberg bringt die Wappen der Herrscher
Oesterreichs aus der Zeit von circa 850 nach der
Sintflut bis ca. 1484. Der grösste Teil dieser Wappen
(11 einfache Wappen, 70 Alliance-Wappen und 14
Wappentrios) sind selbstverständlich Phantasiewappen, I
die er entweder aus einem ebenfalls im Besitze des Staats-
archivs befindlichen Wappenbuche (Oesterreichisches
Wappenbuch, Taf. XXVIII) vom Jahre 1445 entnommen,
oder die aus derselben Quelle stammen, aus welcher
der Zeichner des älteren Wappenbuches geschöpft hatte.
Er huldigte mit dieser Arbeit der seinerzeit und auch
später noch sehr beliebten Mode, die Geschichte der
Geschlechter bis in das graue Altertum zurückzuführen,
das fehlende in der Historie durch ganz absurde Phan-
tasien in oft kindlich naiver Weise zu ergänzen.
Grünenberg erzählt, dass im Lande Terra Amirato-
rum ein Graf Sattan von Algänianas gesessen sei, gegen
den sich ein Ritter »mässigen« Stammes, Abraham von
Demonaria, empört, jedoch dabei den Kürzeren ge-
zogen habe. Abraham musste infolgedessen auswandern
und sich anderswo ansiedeln. Er Hess sich am 12. Juni 850
nach dem grossen »sintflus« in einem Lande häuslich nie-
der, das vor ihm ein Jude besessen und »Judeisapta«
genannt hatte. Abraham erbaute einen Wohnsitz und
nannte ihn Arattim, welcher Ort später Stockerau ge-
nannt wurde. Er selbst schrieb sich »Abraham ain
Haid, Margraff zu Judeisapta«. Er führte als Wappen
einen fünfzehnfach von Schwarz und Weiss pfahlweise
gestreiften Schild, als Kleinod am Helme ein von
Schwarz und Weiss gespaltenes, bärtiges Riesenhaupt.
Das Wappen seiner Frau Susanna, Tochter Teremans
vom Riet, zeigt einen weissbordürten, grünen Schild,
als Kleinod eine rote Kugel. (Fig. I. Schildhöhe = 5 4 cm.)
Abraham gab dem Lande ein eigenes Wappen:
in Schwarz einen gelben Adler; Kleinod: ein gelber
Adlerrumpf mit schwarzen Flügeln; Decke: schwarz-
gelb. Es ist nicht uninteressant zu sehen, dass dem
Grünenberg das alte Wappen der österreichischen Lande, das er hier dem Lande Judeisapta beilegte, gar
wohl bekannt war.
Abrahams Sohn nannte später das Land nach dem
Wohnorte Arattim, doch wird der Name des Landes
im Laufe der Zeit ziemlich häutig gewechselt. (Sauritz,
Sannas, Pannans, Tantanio, Mittenau, Fannau, Auarrata,
Filia, Rattasama, Corodantia, Anara, Osterland, Oester-
reich). Auch die Wappenbilder ändern sich. Unter
dem 20. Herrscher, namens Nonas, Herzog von Pan-
nans, verwandelte sich, zum erstenmale das Wappen-
bild; es erscheint in Schwarz ein weisser Adler, als
Fig. 7. (Oesterr. Wappenbuch, 1445) H. = 13-7 cm.
Kleinod dient ein weisser Flug, zwischen dessen Flügeln
ein von Weiss über Rot geteilter, nackter Jüngling
sitzt. (Fig. 2. Hier dem 22. Herrscher angehörig.) —
Während Fig. 1 in dem Codex von 1445 nicht nach-
weissbar ist, erscheint das Wappen mit dem Jüngling
als Wappen von Pannans, der Jüngling aber stehend
und bekleidet, die Helmdecke dunkelrot und weiss.
Fig. 3 zeigt das Wappen unter dem siebenund-
zwanzigsten Herren, Manay, Herzog von Tantanio.
Seine Frau war Sinna, Herzogin von Behem, deren
Wappenbild der Codex von 1445 ebenfalls vorführt,
nur erscheint dort nicht bloss ein Frauenkopf, sondern
ein rotgekleideter Frauenrumpf zwischen den Flügeln.
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Heraldischer Atlas
Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Titel
- Heraldischer Atlas
- Untertitel
- Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Autor
- H. G. Ströhl
- Verlag
- Julius Hoffmann
- Ort
- Stuttgart
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 22.6 x 33.6 cm
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Heraldik, Heroldskunst, Wappenkunst
- Kategorie
- Lexika