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Tafel XL.
Wappenbilder deutscher Meister aus der zweiten Hälfte
des XVI. Jahrhunderts.
Fig. i. Wappen aus dem Jahre 1579; Wappen-
herr und Künstler unbekannt. (H. = 21 • 8 cm.)
Schild durch Doppelbogen sechsfach quergeteilt;
Kleinod: ein vorn aufgestülpter Hut mit übergelegtem
Hiefhorn. Sowohl das Kleinod als auch die Decke be-
sitzen eine sehr elegante Zeichnung.
Fig. 2 u. 3. Phantasiewappen von Virgil Solis.
(H. = 7 • 5 cm.) Virgil Solis, Maler und Kupferstecher,
geb. zu Nürnberg 1514, gest. daselbst am 1. August
1562, war ein sehr produktiver Künstler, der auch auf
heraldischem Gebiete vieles Schöne geschaffen hatte.
Fig. 4 u. 5. Germania und Hungern (Ungarn)
aus Virgil Solis': »Wappenbüchlein«, Nürnberg 1555.
(Neu aufgelegt von Georg Hirth in seiner Liebhaber-
bibliothek alter Illustratoren, München 1886.) Die Tink-
turen der Wappen sind durch Buchstaben von Virgil
Solis selbst angegeben. (H. = 4' 8 cm.)
Königreich Germania: in Gold ein nimbierter,
schwarzer Adler. Kleinod: ein in der Helmkrone
ruhender goldener Reichsapfel. Decke: schwarz-golden.
Königreich Ungarn: gespalten; vorn von Silber
und Rot sieben mal quergeteilt (altungarisches Wappen),
hinten in Rot auf grünem Dreiberge ein silbernes Pa-
triarchenkreuz (neuungarisches Wappen). Kleinod: aus
der Helmkrone wachsender silberner Strauss mit einem
Hufeisen im Schnabel. Decke: rot-silbern. In beiden
Wappen schlingt sich um die Schilde die Collane des
. goldenen Vliesses.
Fig. 6. Wappen des »Erasmvs Ravchschnabel
1562« von Virgil Solis. (H. = 9*8 cm.)
Der Schild zeigt in Rot einen aus einer goldenen
Krone wachsenden, goldgekrönten, wilden Mann, eine
Holzkeule auf der rechten Schulter tragend. An Stelle
des Mundes erscheint ein Vogelschnabel. Der gekrönte
Stechhelm mit rot-goldener Decke trägt dieselbe Figur
als Kleinod. Als Schildhalter dienen ein wilder Mann
und eine wilde Frau.
Fig. 7. Wappen des Bernhard Wurms er von
Schafftolsheim, gezeichnet von Tobias Stimmer. (H. =
22 cm.) (Aus dem II. Teile des Werkes »Liber prac-
ticar. observationum H. Hartmanni ab Eppingen«, ged.
von Thom. Gwarin, Basel 1570.) Tobias Stimmer,
Maler und Zeichner, geb. zu Schaffhausen 1534, gest.
zu Strassburg in den letzten Jahren des XVI. Jahr-
hunderts. Der Schild ist von Schwarz über Gold quergeteilt,
oben zwei steigende silberne Halbmonde nebeneinander.
Der gekrönte Spangenhelm mit schwarz-goldener Decke
trägt als Kleinod einen goldgekrönten Jungfrauenrumpf,
auf dessen Kleidung sich das Schildbild wiederholt.
An Stelle der Arme erscheinen zwei goldene Büffel-
hörner. Das ursprüngliche Wappen (dem Bernhard
Wormser aus Strassburg von Kaiser Friedrich IV., Rom,
8. April 1452, verliehen) zeigt die Jungfrau nur in
schwarzer Kleidung. Die Linie Schafftolsheim ist 1643
ausgestorben.
Fig. 8. Wappen des Herzogs Ulrich II. von
Mecklenburg, 1552, gezeichnet von Lucas Cranach d. j.
(eigentlich »Sunder«; geb. zu Wittenberg 1515, gest.
daselbst 1586), ein Schüler seines berühmten Vaters,
Lucas Cranach d. ä. (H. = 14*8 cm.)
Der Schild ist geviert und mit einem Herzschild
belegt.
Der Herzschild, das Wappen der Grafschaft Schwe-
rin, ist hier von Gold über Rot quergeteilt (richtig:
Rot über Gold).
Feld 1 : In Gold ein gekrönter, schwarzer Büffel-
kopf mit abgerissenem Halsfell und silbernem Nasen-
ring. Herzogtum Mecklenburg.
Feld 2: In Blau ein goldener Greif. Herrschaft
Rostock.
Feld 3: In Rot ein silberner Frauenarm, mit sil-
bernem, abflatterndem Tuche umbunden, einen goldenen
Diamantring emporhaltend. Herrschaft Stargard.
Feld 4: In Gold ein schrägliegender, gekrönter,
schwarzer Stierkopf. Fürstentum Wenden (Herrschaft
Werle).
Der Schild trägt drei gekrönte Spangenhelme; der
mittlere zeigt das Kleinod des Herzogtums Mecklen-
burg, einen Pfauenfächer hinter fünf zugespitzten Pfählen
von schwarz-rot-gold-blau-silberner Tinktur. Hinter die
Pfähle ist ein gekrönter, schwarzer Stierkopf quergelegt.
Decke: schwarz-golden. (Vergl. Taf. XXII. Fig. 19.)
Der rechtsstehende Helm trägt das Kleinod von
Schwerin, zwei Büffelhörner (von Gold über Rot ge-
teilt). Decke: rot-golden. Der linksstehende Helm zeigt
das Kleinod von Rostock, einen goldenen und einen
blauen Flügel. Decke: blau-golden.
Ueber die in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhun-
derts erfolgte irrige Aufstellung dieser mecklenburgischen
Kleinode siehe unsere »Deutsche Wappenrolle«, Seite 46.
Heraldischer Atlas
Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Titel
- Heraldischer Atlas
- Untertitel
- Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Autor
- H. G. Ströhl
- Verlag
- Julius Hoffmann
- Ort
- Stuttgart
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 22.6 x 33.6 cm
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Heraldik, Heroldskunst, Wappenkunst
- Kategorie
- Lexika