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Tafel LI.
P R O B E N
von
Ungarischen und Polnischen Wappen.
Während die ungarische Heraldik mehr oder
weniger auf deutscher Grundlage ruht und nur durch
hie und da auftretende Extravaganzen und nach den
Türkenkriegen durch besondere Vorliebe für auf diese
Kämpfe bezugnehmende Motive sich bemerkbar macht, ist
die alte polnische Heraldik ein ganz selbständiges na-
tionales Gebilde, das mit der deutschen und west-
europäischen Wappenkunst sehr wenige Berührungs-
punkte besitzt. Das Helmkleinod und die Helmdecke,
ja selbst die Tinkturen der Wappenbilder spielen eine
geringe Kolle, auch ist die Zahl der Motive eine ver-
hältnismässig sehr beschränkte. Die moderne polnische
Heraldik hat sich mit vielen Figuren aus der benach-
barten deutschen Wappenkunst bereichert, hat aber
dadurch, wie leicht begreiflich, ihre nationale Färbung
eingebüsst.
Ungarische Wappen.
Fig. i. Wappen des Martin Pethnchdzy, verliehen
vom Könige Sigismund, ddo. Konstanz, 25. Juli 1417.
(H. 21 cm.) In Rot aus goldener, mit roten und blauen
Edelsteinen besetzter Laubkrone wachsender, silberner
Löwe, der schussbereit in den Pranken einen goldenen
Bogen mit weisser Sehne hält, der ein goldener Pfeil
mit silbernem Pfeileisen aufgelegt ist. Der gekrönte,
silberne Stechhelm mit rot-goldener Decke trägt als
Kleinod die Schildfigur. Später erhielten die Pethne-
häzy vom König Mathias Corvinus, ddo. Ofen, 9.
Jänner 1462, ein neues Wappen: in Blau ein gold-
bewehrtes, weisses Einhorn. (Aus »Turul« 1888.)
Fig. 2 u. 3. Wappen des Nikolaus Gara //., Kron-
rat Königs Karl VI. von Frankreich, der ihm das alte
Wappen der Gara laut Diplom ddo. 16. März 1415
»besserte«. Vom König Sigismund erfolgte im Jahre
darauf die Bestätigung dieser Wappenbesserung.
Das alte Wappen, Fig. 2, zeigt in Blau eine ge-
krönte, goldene Schlange, einen goldenen Reichsapfel
im Rachen haltend. Der gekrönte, silberne Stechhelm
mit blauen Straussenfedern als Helmdecke (!) trägt als
Kleinod in Form eines Flügels ebenfalls blaue Strauss-
federn, die mit der Schildfigur belegt sind.
Das neue Wappen, Fig. 3, führt denselben Schild
und denselben Helm, aber Decke und Kleinod aus gol-
denen Sonnenstrahlen (!) gebildet. Ueber den Strahlen
erscheinen zwei Fahnentücher (vielleicht auch Ailettes,
vergleiche Taf. LXIII. Fig. 2) mit dem Wappen der
Gara. (H. 17 cm.)
Fig. 4. Wappen des Andreas Chapi, das ihm und
seinen Verwandten vom Könige Sigismund, ddo. Kon-
stanz, 19. März 1418, verliehen wurde. (H. 12'5 cm.)
In Blau ein goldener Löwe, der mit der rechten Pranke
einen durch seine beiden Augen geschossenen, silbernen
Pfeil zu entfernen sucht. Dieselbe Figur steht als
Kleinod auf dem silbernen, mit blau-gelber Decke ge-
schmückten Stechhelme. Beide Löwen sind reichlich
mit Blutstropfen bespritzt. Um den Schild schlingt
sich das Emblem des Drachenordens, ein goldener, mit
rotem Kreuze bezeichneter Drache. Vergl. Taf. XXVI.
Fig. 4. (Aus »Turul« 1885.)
Fig. 5. Wappen des Nikolaus Sövari Soös, das
ihm, seinem Sohne und anderen Verwandten vom
Könige Sigismund, ddo. Konstanz, 6. März 1418, ver-
liehen wurde. (H. 17*5 cm.) In Blau eine goldene Türkensäbeln eine blaugekleidete Tiirkenbüste mit weis-
sem Kopftuche. Dieselbe Türkenbüste, aber rot ge-
kleidet, erscheint auch als Kleinod, in die rot-silberne
Decke übergehend. Die Vidffys waren im Comitate
Nögräd und Hont sesshaft.
Laubkrone, aus der die nackte Büste einer blondhaarigen
Frau mit goldenen Widderhörnern emporwächst. Der
silberne Stechhelm mit blauroter Decke trägt die Schild-
figur als Kleinod. Die Chapie (Fig. 4) und die Soös
sind eines Stammes. (Aus »Turul« 1885.)
Fig. 6. Wappen des Grafen Johann Hunyadi (bis
1452 Gubernator des ungarischen Reiches, Vater des
Königs Mathias Corvinus, f 1456), verliehen vom
König Ladislaus V. Posthumus, ddo. Pressburg, 1. Fe-
bruar 1453. (H. 20 cm.) Geviert; 1 und 4 in Silber
ein goldgeaugter,
roter Löwe, der mit
einer Pranke eine
goldene Laubkrone
emporhält. (Dieses
Wappenbild wurde
von der Familie
nicht weiter geführt.)
2 und 3 das alte
Stammwappen der
Hunyadi (Corvinus),
in Blau ein gold-
geaugter Rabe, einen
goldenen Diamant-
ring im Schnabel
tragend. Die Schild-
linien erscheinen in
dieser Malerei mit
Gold markiert. Der gekrönte, goldene Stechhelm mit
silbern-goldener Decke führt als Kleinod einen gol-
denen Flug.
(Fig. 2 und 3 sowie diese Figur sind aus dem Werke
A. Nyärys »Heraldika Vcgerfonala«, Budapest 1886, entnommen.)
Motive aus den Kämpfen mit den Türken zeigen
die Textillustrationen Fig. 9 und 10.
Fig. 9. Wappenschild des Michael Mohorai Vid,
Reisebegleiter des Königs Sigismund, der ihn zu Strass-
burg, 1418, mit einem Wappenbriefe bedachte. (H. 7^ 5
cm.) In Rot zwischen zwei abgewendeten, silbernen
Heraldischer Atlas
Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Titel
- Heraldischer Atlas
- Untertitel
- Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Autor
- H. G. Ströhl
- Verlag
- Julius Hoffmann
- Ort
- Stuttgart
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 22.6 x 33.6 cm
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Heraldik, Heroldskunst, Wappenkunst
- Kategorie
- Lexika