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Tafel LII.
P R O B E N
französischer Heraldik aus dem XVII., XVIII. und den ersten Jahren des
XIX. Jahrhunderts.
(Copien von Noel Bouton in Paris.)
Fig. i. Alliancewappen König Heinrichs IV. von
Frankreich und Maria de Medici in der Kapelle des
Schlosses zu Fontainebleau aus der Zeit Ludwigs XIII.
(1610—1643). Neben dem Schilde Frankreichs erscheint
das Wappen der Königin, die eine Tochter Franz I.
von Toscana und Johanna von Oesterreich war. Das
bekannte Wappen der Medici in Verbindung mit dem
Bindenschilde von Oesterreich bringt die Abstammung
der Königin zum Ausdruck. Die silberne Binde er-
scheint hier von breiten Goldstreifen eingefasst, die
gar nicht zum eigentlichen Wappenbilde gehören. Beide
Schilde, einem dritten, leeren Schilde aufgelegt, werden
von der französischen Königskrone überhöht und von
der Collane des Ordens vom hl. Michael umzogen. —
Fig. 2. Wappen der Marie de la Tremoille (Tre-
mouille), aus einem Manuskripte mit Wappenemblemen
aus der Zeit König Ludwigs XIII. (1601 —1643) im Be-
sitze der Bibliothek des Arsenals zu Paris.
Der gekrönte Damenschild ist geviert mit einge-
pfropfter Spitze und mit einem Herzschilde belegt.
Es erscheinen folgende Wappen: Herzschild gespalten;
vorn in Gold ein roter Sparren, begleitet von drei
blauen Adlern (Tremoille), rückwärts im blauen, mit
goldenen Lilien besäten Felde ein silberner, gezinnter,
runder Turm (de la Tour-Turenne).
Der gevierte Hauptschild zeigt im 1. Felde das
bis zur Hälfte schräg beschnittene Wappen von Neapel-
Aragonien, im 2. Felde Frankreich, im dritten Bourbon-
Conde (siehe Taf. XVII, Fig. 7), im vierten Montmorency-
Laval (siehe Taf. LV, Fig. 1), in der roten Spitze ein
schwebendes, silbernes Kreuz, Xaintrailles. Auf dem mit
Hermelin gefütterten und bordierten Wappenmantel
wiederholen sich die Bilder des Schildes. (Ludwig I.
de la Tremoille hatte durch seine Heirat mit Margaretha
von Amboise die Grafschaft (1563 Herzogtum) Thouars
und das Fürstentum Talmond erworben. Der Enkel
seines Sohnes Ludwig II., Franz, Prinz von Talmond,
vermählte sich 1521 mit Anne von Laval, Tochter des
Grafen Gui von Laval und der Charlotte von Aragonien,
Prinzessin von Tarent, der Tochter des letzten Königs
von Neapel aus aragonischem Hause, aus welcher
Heirat das Haus la Tremoille seine Ansprüche auf
Neapel ableitete.)
Fig. 3. Wappen des Maitre Francis Elie de Voyer
de Paidmy d?Argcnson, zuerst Bischof von Dol, sodann
Erzbischof und Fürst von Embrun, Graf von Guillestre
und von Beaufort. Er war ein Bruder des bekannten
Marc Rene Marquis d'Argenson, Generalleutnants der
Pariser Polizei, der den Gebrauch der Lettres de cachet
eingeführt hatte. Aus einem Manuskript — Genealogie
des Marquis d'Argenson von Du Prat, 1698 — in der
Bibliothek des Arsenals zu Paris.
Der gekrönte Schild ist geviert mit Herzschild,
der eine Königskrone trägt. Der Herzschild zeigt in Rot auf grünem Rasen schreitend den goldenen St.
Markuslöwen von Venedig, in der rechten Pranke ein
Schwert emporhaltend. [Der Markuslöwe war eigent-
lich das Helmkleinod der Familie. Ren6, der Vater
der beiden Brüder, war französischer Gesandter in
Venedig gewesen.] Der Hauptschild trägt in I und 4
das Wappen Voyer: in Blau zwei gekrönte, goldene
Leoparden übereinander, in 2 und 3 das Wappen
d'Argenson: in Silber ein schwarzer Querbalken. Hinter
dem Schilde erscheint das doppelarmige Kreuz der
erzbischöflichen Würde, die auch im grünen Hute mit
beiderseits 10 Fiocchi zum Ausdrucke gelangt. Der
mit Hermelin gefütterte Wappenmantel zeigt aussen die
Wappenbilder des Schildes..
Fig. 4. Wappen der Nicolay, in Isle de France und
Vivarais sesshaft (15. Mai 1645 Marquis de Goussain-
ville, 1817 Marquis de Nicolay), aus einem Wappen-
buche des Chambre des Comptes, 1768, Manuskript
im Besitze der Bibliothek des Arsenals zu Paris. In
Blau ein laufender Windhund mit gelb bordiertem und
beringtem, rotem Halsbande. Als Schildhalter dienen
zwei rücksehende Windhunde, ähnlich der Schildfigur.
Auf dem ovalen Schilde ruht die Marquisenkrone und
auf dieser ein gekrönter Spangenhelm mit gelb-weiss-
blauer Decke. Das Kleinod der Nicolay, ein Mohren-
kopf, ist auf dem Bilde weggelassen, ebenso die Devise
im Spruchbande: LAISSEZ DIRE.
Fig. 5. Dekoration einer Regimentsfahne mit dem
Wappen von Frankreich und dem Wappen der Grafen
von Noyon — in Silber ein roter Querbalken — aus
der Zeit Ludwig XVI. (1789), aufbewahrt im Museum
Carnavalet zu Paris.
Fig. 6. Wappen des Jean Dominique Baron
Larrey, Generalinspektor des Militärmedizinalwesens
(geb. 1766 zu Beaudeau bei Bagn&res de Bigorre, -J- 1842
zu Lyon). Er war einer der grössten Chirurgen seiner
Zeit und diente als solcher in der Armee Napoleons I.f
der ihn am 31. Januar 1810 zum Baron erhob.
Der Schild ist geviert und zeigt folgende Bilder:
1) In Gold auf grünem Boden ein, einer grünen Palme
zuschreitendes blaues Dromedar. (In Bezug auf den
ägyptischen Feldzug, 1798.) 2) In Rot ein schräg-
links liegendes, gesenktes, silbernes Schwert. 3) In
Blau drei goldene Sparren übereinander. 4) Geteilt;
oben in Silber ein schräglinker, roter Fluss, in dem
querüber ein silberner Stachelrochen (La raie, also
redend) schwimmt, unten in Gold eine schwarze
Quadernpyramide.
Der Schild ist dem Sterne des Ordens der Ehren-
legion aufgelegt, dessen Band mit dem Ordenskleinode
unter dem Fussrande des Schildes sichtbar wird. Dem
oberen Schildrande ist die Baronskrone aufgelegt.
(Nach Dokumenten im Lazaret des Val-de-Gräce in
Paris und nach Angaben der Familie.)
Heraldischer Atlas
Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Titel
- Heraldischer Atlas
- Untertitel
- Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Autor
- H. G. Ströhl
- Verlag
- Julius Hoffmann
- Ort
- Stuttgart
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 22.6 x 33.6 cm
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Heraldik, Heroldskunst, Wappenkunst
- Kategorie
- Lexika