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Tafel LXI. %
P R O B E N
Moderner Englischer Heraldik.
Wenn auch die moderne englische Heraldik an
Reichhaltigkeit der Motive die deutsche übertrifft, so
zeigen sich doch manche Eigenheiten, z. B. die schwer-
fällige Zeichnung der Helme, das Aufsetzen derselben
auf die Rangkronen, die Steifheit des Helmwulstes, das
Schweben der Crests oder Kleinode u. s. w., die nicht als
empfehlenswert und nachahmenswiirdig erklärt werden
können.
Wir haben bei den vier Proben auf vorliegender
Tafel so viel als möglich diese unschönen, ja gerade-
zu unnatürlichen, wenn auch charakteristischen Eigen-
heiten etwas zu mildern getrachtet, um den Beweis zu
liefern, dass diese Sonderbarkeiten, namentlich die
steile, unperspektivische Durchbildung des Helmwulstes,
nicht unumgänglich notwendig sind. Hier sei gleich
bemerkt, dass die englische Heraldik den Helm zur
Kennzeichnung des Adelsgrades benützt, indem sie
dem Souverain und den Prinzen des königlichen Hauses
einen en fa^e gestellten, damaszierten, goldenen Helm
mit sechs Spangen (bars), dem Herzog einen en fage
gestellten, mit Gold gezierten Helm mit fünf goldenen
Spangen, dem Marquis, Grafen, Viscount und Baron
denselben Helm aber scitswärts gewendet zuweist, dem
Baronet und Knight einen en fa$e gestellten, mit
Silber dekorierten Helm aus Stahl mit offenem Visier,
dem Esquire und Gentleman einen einfachen, seitwärts
gekehrten Stahlhelm mit geschlossenen Visier im Wappen
zu führen erlaubt. Die Stirnreifen der englischen
Rangkronen mit Ausnahme der Kronen des königl.
Hauses tragen keinen farbigen Juwelenschmuck.
Fig. I. Most Hon. the Marquess of Ely. In
Schwarz zwischen drei abgerissenen, silbernen Klee-
blättern, ein erniedrigter Hermelindornensparren,
überhöht von dem Badge von Ulster (als »Baronet
of Ireland«), der aufrechten, roten Linkshand im sil-
bernen Schildchen. Der Schild trägt die englische
Marquiskrone, auf die ein nach rechts gekehrter, sil-
berner Helm mit fünf 'goldenen Spangen gestellt ist.
Der Helm mit silber-schvvarzem Wulste (der englische
Helm oder Crestwulst zeigt stets sechs von rechts nach
links laufende, mit dem Metalle beginnende Windungen)
und schwarz-silberner Decke trägt als Crest einen ab-
gerissenen, aufrechten, silbernen Eberkopf. Als Schild-
halter dienen zwei auf natürlichem Boden stehende,
goldbewehrte, silberne Adler mit gesenkten Flügeln,
jeder auf der Brust mit einem abgerissenen grünen
Kleeblatte belegt. Unter dem Schilde erscheint das
Motto: »PRENDS MOI TEL QUE JE SUIS« über dem
Crest: »LOYAL Ä MORT.« (Die Devisenbänder er-
halten in der englischen Heraldik keine Farbe.)
Fig. 2. Rt. Hon Barl Bathurst of Bathurst. Ge-
spalten. Vorne geviert; i und 4: in Schwarz zwei
Hermelinbalken, im Haupte drei goldene Tatzenkreuz-
chen nebeneinander (Bathurst); 2: in Silber ein rotes,
mit goldenen Muscheln belegtes Kreuz (Villers); 3: von
Silber und Rot fünfmal geteilt, belegt mit einer oberen,
rechten Vierung von Hermelin (Apsley). Hinten in Silber
ein schwarzes Fünfblatt unter einem gekerbten, schwarzen
Haupte mit zwei silbernen Fünfblättern (Borthwick).
Der Schild ist mit der englischen Grafenkrone ge-
schmückt, der ein Helm wie bei Fig. 1 aufgesetzt ist. Als Crest dient ein rechter, mit Kettenpanzer beklei-
deter Arm, eine goldene Spitzenkeule schwingend.
Wulst silber-schwarz, Decke schwarz-silbern. Als Schild-
halter dienen zwei silberne, mit einem doppelten Gegen-
hermelinhalsbande geschmückte Hirsche, die auf einem
Ornamente fussen. Motto: »TIEN TA FOY«.
Fig. 3. Rt. Hon. Viscount Halifax of Monk
liretton. In Blau drei schreitende wilde Männer, ii>
der Rechten einen Georgsschild (in Silber ein rotes
Kreuz), in der Linken eine geschulterte Holzkeule
tragend. Rechts oben ein Hermelinkanton mit drei
schwarzen Rauten nebeneinander. An der Ortstelle des
Schildes ist das Badge von Ulster (Baronet seit 1784)
Fig. 5. Baron Donington.
(Aus A. C. Fox-Davies »Armorial Families«)
Edinburgh, 1895.
angebracht. Die Herzstelle des Schildes ist mit dem
Anspruchswappen von Courtenay belegt: Geviert; 1
und 4: in Gold drei rote Scheiben oder »Torteaus«,
2,1 gestellt, von einem blauen, dreilätzigen Turnier-
kragen überzogen (Courtenay). 2 und 3: in Gold ein
blauer Löwe (Redvers). Der Schild trägt die englische
Viscountkrone, der ein silberner Helm, wie bei Fig. 1,
aufgesetzt ist. Als Crest dient ein wilder Mann des
Schildes, nur ist hier das Schildchen schwarz und zeigt
einen abgerissenen, silbernen Greifenkopf. Wulst silber-
blau, Decke blau-silbern. Als Schildhalter dienen zwei
ganz schwarze Greifen mit goldenen Halsbändern, an
denen je ein goldenes Fallgatter angekettet ist. Motto:
»I L1KE MY CHOICE«.
(Die natürlichen Aststäbe, auf denen hier die beiden Schild-
halter fussen, sind in der englischen Heraldik sonst nicht ge-
bräuchlich, doch haben wir uns erlaubt sie dennoch zur An-
wendung zu bringen, um vielleicht doch in den starren offi-
ciellen Conservatismus eine, wenn auch kleine Bresche zu
legen.)
Fig. 4. Rt. Hon. Baron Rendel of Hatchlands.
Von Schwarz und Silber durch Wolkenschnitt geteilt
und zweimal gespalten. In den schwarzen Feldern je
ein abgerissener, halber, silberner Löwe, in den silbernen
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Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Titel
- Heraldischer Atlas
- Untertitel
- Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Autor
- H. G. Ströhl
- Verlag
- Julius Hoffmann
- Ort
- Stuttgart
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 22.6 x 33.6 cm
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Heraldik, Heroldskunst, Wappenkunst
- Kategorie
- Lexika