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Tafel LXIII.
Reitersiegel des XV. Jahrhunderts.
(Aus der Siegelsammlung des k, und k. Haus-, Hof- und Staatsarchive.;? zu Wien.)
Fig. i. Siegel Herzogs Anton von Lothringen,
Brabant und Limburg, 1407. (D. = 10 cm.) Die Le-
gende lautet: »ss * anthonii • dei • gracia • lothar • bra-
bancie * et * lumburgens • ducis ' sacri • imperii * mar-
chionis«.
Der Schild des Reiters ist geviert ; in 1 und 4 er-
scheint das französische Wappen (in Blau drei, 2,1 ge-
stellte goldene Lilien), in 2 Brabant (in Schwarz ein
goldener Löwe) und 3 Limburg (in Silber ein gekrönter,
doppelschwänziger, roter Löwe). Die Pferdedecke trägt
dieselben Wappenbilder. Der Helm (Hundsgugel mit
Absteckvisier) trägt das französische Kleinod, die Lilie.
Fig. 2. Siegel des Herzogs Reinaldus (Reinhold IV.
f 1423) von Geldern und Jülich, 1407. (D. = 9 • 7 cm.)
Die Legende lautet : f SIGILLVM • RE(IN)ALDI • DEI
• GRACIA • DVCIS • GHELLENSIS.
Sowohl im Schilde als auch auf der Fahne, den
Achselplatten (Ailettes) und der Pferdedecke ist das
Wappen von Geldern (in Blau ein gekrönter, doppel-
schwänziger, goldener Löwe, vergl. Taf. I Fig. 1) zu
sehen. Als Kleinod am Helme und auf dem Pferde-
kopfe erscheint ein mit Pfauenfedern bestecktes, halb-
kreisförmiges Schirmbrett mit dem Wappenbilde.
Fig. 3. Siegel des Herzogs Albert V. (als Kaiser
der II.) von Oesterreich und Markgraf von Mähren,
•f 1439. \D. = 9 • 5 cm.) Die Legende lautet: »sigil-
lvm • alberti • dei ' gracia dveis * austrie • et • marchiüis •
morauie.«
Die Fahne und der im Siegelfelde schwebende
Schild zeigt das Wappen von Oesterreich, der Schild
des Reiters das Wappen von Mähren. Der Stechhelm
trägt das (alte) Kleinod von Mähren, den von Gold und
Schwarz hier dreifach zum Helme geständerten Adlerflug.
Fig. 4. Siegel des Königs Stephan Tvrtko II.
von Bosnien, 1443. (D. = 11 cm.) Die Legende, so-
weit sie lesbar ist, lautet: »S • MAIUS • STEPHI' TURT-
CONIS DEI GRA • RASCIE • BOSSNE • MARITI.MA-
RUM «
Im Schilde des Reiters zeigt sich eine die Schild-
fläche ganz überspannende Lilienkrone. In der Fahne
und auf der Pferdedecke erscheint als Wappenbild ein
Schrägrechtsbalken in einem mit Gleven (lilienförmige
Lanzenspitzen) bestreuten Felde. Der Dessin des Siegel-
feldes zeigt dieselbe Figur.
Diese beiden Wappenbilder haben eine auffallende
Aehnlichkeit mit dem Wappen der Schärffenbergs und
der Rohitsch. Die ersteren wollen auch von den bos-
nischen Königen abstammen es dürfte aber gerade der
umgekehrte Fall anzunehmen sein. Die Schärffenbergs
führten ursprünglich in Silber eine schwarze Krone,
später in Blau eine goldene Krone (Tafel XXIII. Fig. 4).
Die Rohitscher im blauen, mit goldenen Gleven be-
streuten Felde einen silbernen Schrägrechtsbalken, den sie später in Verkennung einer Damaszierung desselben
mit roten Ringen belegten.
Das Helmkleinod des Reiters dürfte, wenn man
noch andere Abbildungen in Betracht zieht, eine lang-
gestielte Pfauenfederquaste sein, bietet also wieder einen
Zusammenhang mit dem Schärffenbergischen Wappen.
Fig. 5. Reversseite des herzoglichen Münzsiegels
Friedrichs von Oesterreich. (Friedrich III.) 1479- (D-
= 12 ' 3 cm.) Die Fortsetzung der Titulatur von der
Aversseite lautet: »DOMINI • MARCH1E -SCLAVONICE '
ET • PORTVS NAONIS • COMITIS IN HABSBVRG •
TIROLIS • PHERRETIS • ET • IN • KYBVRG • MAR-
CHIONIS • BVRGOVIE • ET • LANDTGRAVI' ALSACIE.
Das Haupt Friedrichs ist mit dem österreichischen
Herzogshute bedeckt (siehe Tafel XV. Fig. 17). I"
den Schilden erscheinen folgende Wappen: Landgraf-
schaft Oberelsass (In Rot ein goldener Schrägrechts-
balken, beseitet von je drei goldenen Kronen), Graf-
schaft Kyburg (In Rot ein goldener Schrägrechtsbalken
zwischen zwei goldenen Löwen), Grafschaft Tirol
(In Silber ein gekrönter, goldbewehrter, mit goldenen
Kleeblattspangen belegter roter Adler), Portcnau,
Habsburg, Pfirt, Markgrafschaft Burgau (von Silber
und Rot fünfmal schrägrechts geteilt, mit über-
gelegtem, goldenem Pfahle) und Oberösterreich (ge-
spalten; vorn in Schwarz ein goldener Adler, hinten
von Silber und Rot dreimal gespalten). Rechts vor
dem Pferde ist das Monogramm und die bekannte
Buchstabendevise AEIOV (siehe Tafel XXVIII. Fig. 1)
nebst der Jahreszahl 1479 angebracht.
Fig. 6. Siegel des Herzogs Albert des Beherzten,
von Sachsen, Stifters der albertinischen Linie, des jetzigen
königl. Hauses von Sachsen, f 1500. (D. — 10 • 5 cm.)
Die Legende lautet: »S. alberti dei grä ducis saxonie
lätgrauy thuringie march. misne orietalis et lands-
perg comitis in orlamund.«
Im Schilde des Reiters ercheint das Wappen des
Herzogtums Sachsen (von Schwarz und Gold neunmal
quer geteilt, von einem grünen Rautenkranz schräg-
rechts überzogen); die Fahne und zwei weitere Schilde
enthalten je einen Löwen. Es werden dies die Wappen
der Landgrafschaft Thüringen (in Blau ein gekrönter
von Silber und Rot siebenmal quergeteilter Löwe), der
Markgrafschaft Meissen (in Gold ein schwarzer Löwe)
und der Grafschaft Orlaviünde (im goldenen, mit rotem
Herzen bestreuten Felde ein schwarzer Löwe) sein. Zu
Füssen des Pferdes erscheint das Wappen der Mark-
grafschaft, richtiger Herrschaft Landsberg (in Gold
zwei blaue Pfähle, das Wappen der Wettiner) und der
Pfalzgrafschaft Sachsen (in Blau ein goldener Adler).
Auf dem gekrönten Stechhelme trägt der Reiter
das Kleinod von Thüringen: mit grünen (richtiger gol-
denen) Blätterstäben besteckte, silberne Büffelhörner.
Heraldischer Atlas
Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Titel
- Heraldischer Atlas
- Untertitel
- Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Autor
- H. G. Ströhl
- Verlag
- Julius Hoffmann
- Ort
- Stuttgart
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 22.6 x 33.6 cm
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Heraldik, Heroldskunst, Wappenkunst
- Kategorie
- Lexika