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Tafel LXVII.
Totenschilder*) und Grabplatten.
Ehemals war es üblich, zur Erinnerung an Ver-
storbene deren Wappen in Holz geschnitzt und bemalt
auf kreisförmigen Schildern angebracht in den Kirchen
aufzuhängen. Diese Totenschilder bildeten zugleich
einen interessanten, farbenprächtigen Schmuck der
Kirchenwände. (Fig. i und 2.) Aber auch Stiftungen
von Messen und dgl. wurden durch ähnliche heraldische
Bildwerke der Nachwelt im Gedächtnis erhalten, siehe
Fig. 4, eine Sitte, die leider ganz ausser Uebung ge-
kommen ist.
Fig. i. Totenschild des Achaz Wisbeck, Erb-
kammermeister und Hauptmann des Erzstiftes Salz-
burg, f 1481. (D. = 130 cm.) Die Scheibe, derzeit
im städtischen Museum Carolino-Augusteum in Salzburg
autbewahrt, befand sich früher in der Filialkirche zu
Oberalm bei Hallein über dem Grabdenkmale der WTis-
becks. Leider hat eine unkundige Hand die Wappen
ül jermalt, (1858?) so dass diese zumeist unrichtige Tink-
turen zeigen, welcher Umstand die Bestimmung der
einzelnen Wappen sehr erschwert.
Die Legende lautet: »Hie • ligt • der • edl • und •
vest ' achatz • Wispeck ' erib ' Kamermaister • des ' ertz-
pistub • zu • saltzpurg • der • gestorben • ist • am • sams-
tag • vor • allerheiligentag ' ono • dmi • 1 • 4 • 81 • i«.
Rechts unten erscheint das Wappen der Wisbecks
(Wiesbach, Stammschloss gleichen Namens im Wies-
thal bei Hallein): In Silber unter rotem Schildhaupte
ein roter Schrägbalken. (Hier weiss und schwarz über-
malt ) Der Spangenhelm mit weiss-roter Decke trägt
als Kleinod einen mit Hermelin bekleideten Mannes-
rumpf, eine hohe, weisse Miit/.e (richtig: rot gestülpt)
auf dem Haupte.
Der links stehende Schild zeigt das Wappen seiner
Frau, Luneta v. Gumppenberg (f 1517), mit der sich
Achaz Wisbeck 1466 vermählt hatte: In Rot ein sil-
berner Schrägrechtsbalken, belegt mit drei grünen See-
blättern hintereinander. (Hier in Weiss ein roter Schräg-
balken mit goldenen Seeblättern.)
Oben rechts ist der Wappenschild der Helene
von Rechberg, der Mutter Lunetas, angebracht: In Gold
zwei abgewendete, mit den Schwänzen verschlungene,
rote Löwen. (Hier Rot in Weiss.)
Oben links erscheint der Schild der bayrischen
Freibergs: von Silber über Blau geteilt, unten drei
sechsstrahlige, goldene Sterne, 2,! gestellt. Unten
rechts findet sich der Schild der Weissbriach: ge-
spalten ; vorn in Schwarz drei rechte, silberne
Spitzen, hinten schwarz. Der links stehende, mittlere
Schild gehört den Notthaft an: in Gold eine blaue
Querbinde. (Hier aber in Rot.) Die Schilde: in Blau
ein weisses Schildhaupt, und: gespalten; vorn schwarz,
hinten in Schwarz zwei linke, weisse Spitzen mit ein-
gepfropfter, kleinerer goldener Spitze, konnten wir nicht
bestimmen. Der letztere Schild dürfte vielleicht ein
schlecht übermaltes Wappen der Weissbriach sein.
(Die Abbildung dieses Totcnschildes verdanken wir der
Freundlichkeit des Herrn Museumsdirektors kais. Rat Dr. Petter
in Salzburg.)
Fig. 2. Totenschild des Sebald Lang, Pflegers in
München, '[ 1575. Der Schild befindet sich im Na-
tionalmuseum zu München und wurde auch in M. Ger-
lachs »Totenschilder und Grabsteine«, reproduziert.
Die Legende lautet: »Anno • domini • 1575 • Jar •
den ' 3 'Juni • verschid • der • Erber • Sebald • Lanng •
Pfleger • allhie • dem ' Gott ' genadt.« — Der Schild ist geteilt; oben in Silber ein wach-
sender, blau gekleideter Mann, rechts einen blauen
Pfeil, links einen grünen Ast, beide gekrümmt, in den
Händen haltend. Unten von Blau und Silber dreimal
geteilt. Der Stechhelm mit blau-silberner Decke trägt
als Kleinod den wachsenden Mann des Schildes.
In der Form ähnlich zeigt sich die hier als Text-
illustration folgende
Fig. 4. Gedächtnisschild des Ludwig von Pien-
zenau zu Wildenholz, 1405. (D. = 88 cm.) Im Besitze
F. Warneckes, reproduziert im »Herold«, 1881, No. 10.
Die Legende lautet: »Als • mä ' hat • gezalt • M •
CCCC • vn • V • jar • an • sästag ' nach • martini • hat •
de' • edl ' gestreg • her • lvdwig • pientzeäve • zv . Wil-
denholtze • gestift • dise • mess • dem got 1 genad».
Fig. 4. Gedächtnischild Ludwigs von Pienzenau, 1405.
Das von einer goldenen Schnur umzogene, auf
rotem Grunde gemalte Wappen zeigt im silbernen
Schilde einen schwarzen Schrägrechtsbalken mit drei
goldenen Kugeln belegt. Der goldene Spangenhelm
mit silbern-schwarzer Decke trägt als Kleinod einen
in die Decke übergehenden spitzbärtigen Mannesrumpf
mit einem goldgekrönten silbernen Spitzhut bedeckt.
Die schwarze Krempe des Hutes, der oben mit fünf
schwarzen Straussenfedern besteckt ist, zeigt die drei
Kugeln des Schildes. Die Zeichnung der bandartig zer-
schnittenen Helmdecke ist äusserst schwungvoll durch-
geführt.
Fig. 3- Gravierte Grabplatte aus der Marienkirche
in Lübeck, aus der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhun-
derts. Die überaus reiche Komposition zeigt ausser
den Figuren Tydemann Berels, Bürgermeister von
Lübeck (-|- 1521) und seiner Frau Elisabeth Moires
(t I530), über den Köpfen der beiden die Wappen
ihrer Geschlechter.
Die Berck, Berk, aus Berk (alias Rheinberg) in
Westfalen stammend, führten in Gold ein grünes Fünf-
blatt, überhöht von einem steigenden, blauen Halb-
*) Totenschilder nicht Totenschilde, da sich hier »Schild« auf die ganze Scheibe bezieht.
Heraldischer Atlas
Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Titel
- Heraldischer Atlas
- Untertitel
- Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Autor
- H. G. Ströhl
- Verlag
- Julius Hoffmann
- Ort
- Stuttgart
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 22.6 x 33.6 cm
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Heraldik, Heroldskunst, Wappenkunst
- Kategorie
- Lexika