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Der hessische Schild ist ebenfalls geviert, belegt
mit einem Herzschilde, der das Wappen der Landgraf-
schaft Hessen (in Blau ein goldgekrönter und bewehrter,
von Silber und Rot neunmal quergeteilter Löwe) zeigt.
Im i. Felde erscheint das Wappen der Grafschaft
Katzenelnbogen (in Gold ein blaugekrönter, roter Löwe),
im 2. Felde die Grafschaft Ziegenhain (von Schwarz
über Gold geteilt, oben ein sechsstrahliger, silberner
Stern), im 3. Felde die Grafschaft Nidda (von Schwarz
über Gold geteilt, oben zwei, hier sechsstrahlige, sonst
achtstrahlige, silberne Sterne) und im 4. Felde die Graf-
schaft Dietz (in Rot zwei goldene Leoparden überein-
ander). Als Kleinod trägt der gekrönte Spangenhelm
zwei mit (goldenen, auch grünen) Lindenzweigen be-
steckte (silberne) Büffelhörner. (Decke: rot - silbern.)
.Zwei (goldene) Löwen dienen als Wappenhalter, ent-
sprechend dem bayrischen und hessischen Wappen.
Elisabeth (f 1522), Tochter des Kurfürsten Philipp
des Aufrichtigen von der Pfalz, hatte sich am 10. Juli
1498 mit dem Landgrafen von Hessen, Wilhelm III.
(-f- 1500) vermählt, und dürfte die Truhe zu den Hoch-
zeitsgeschenken gehört haben.
Die im Texte folgende Fig. 6 bietet ein Fragment
vom Bürgermeisterstuhl in der Marienkirche zu Lübeck.
Dieses leider arg verstümmelte Prachtwerk deutscher
Holzschnitzerei zeigt das Wappen der Hansastadt als
freie Reichsstadt, den schwarzen Doppeladler im gol-
denen Felde. Später wurde die Brust des Adlers mit
dem alten Fahnenbilde der Stadt, einem von Silber
über Rot geteilten Schildchen belegt. (Ende desXV. Jahr-
hunderts.)
Im grossen Staatswappen erscheint auch heute
noch der gekrönte Spangenhelm mit rot-silberner Decke,
als Kleinod der wachsende, schwarze Adler, wie hier
im Bilde.
Von der Wappenfreudigkeit der Renaissancezeit
giebt Fig. 7, eine in Holz geschnittene Pfefferkuchen-
form der Familie Pirkheimer zu Nürnberg ein treff-
liches Beispiel.
Willibald Pirkheimer, der berühmte und reiche
Nürnberger Ratsherr, Freund Diirer's und anderer her-
vorragender Männer seiner Zeit, der letzte seines Ge-
schlechtes, (geb. 1470, f 1530) war mit Crescentia
Rieter (f 1504) verheiratet und es finden sich die Wappen der beiden Nürnberger Patricierfamilien auf
dem vorliegenden Pfefferkuchen vereint.
Pirkheimer: Im von Gold und Rot geteilten Schilde
eine entwurzelte, grüne Birke mit silbernem Stamme
(der Baum oft ganz silbern). Als Kleinod dient ein rot
gekleideter, bärtiger Mannesrumpf mit gold-rot ge-
wundenem Kopfwulste, in den drei grüne (auch silberne)
Birckenblätter gesteckt sind. Decke: rot-golden.
Fig. 7. Pfefferkuchenform des Hauses Pirkheimer in Nürnberg.
Rieter: Im von Schwarz und Gold geteilten Schilde
eine gekrönte, rotgekleidete Melusine. Dieselbe Figur
dient auch als Helmkleinod. Decke: schwarz-golden
(s. Taf. XLII. Fig. 3). Auf dem vorliegenden Pfeffer-
kuchen ist der Schild der Pirkheimer mit dem Kleinod
der Rieter in Verbindung gebracht, dieses aber zwischen
zwei, wahrscheinlich von Gold und Rot geteilte, mit
Birkenblättern besteckte Büffelhörner gestellt, weil eine
Vereinigung der beiden, oben beschriebenen Familien-
kleinode auf einem Helme nicht gut möglich war. Die
Büffelhörner wurden entweder zu diesem Zwecke eigens
angenommen, oder waren vielleicht ein zweites, sonst
ausser Gebrauch stehendes, altes Helmkleinod der
Pirkheimer.
Heraldischer Atlas
Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Titel
- Heraldischer Atlas
- Untertitel
- Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Autor
- H. G. Ströhl
- Verlag
- Julius Hoffmann
- Ort
- Stuttgart
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 22.6 x 33.6 cm
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Heraldik, Heroldskunst, Wappenkunst
- Kategorie
- Lexika