Seite - 10 - in Österreich-Ungarns imperiale Herausforderungen - Nationalismen und Rivalitäten im Habsburgerreich um 1900
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© 2020, V&R unipress GmbH, Göttingen
ISBN Print: 9783847110606 – ISBN E-Lib: 9783737010603
Aber Konzepte von Imperium und Nation erwiesen sich noch stets als
Konstruktionen undVisionen kleiner Führungseliten. Doch diese Ideen des
19. Jahrhunderts sollte die heutige Forschung ernst nehmen.Natürlichpasst
Österreich-UngarnnichtzumimperialenModell,wiedasandereKontinental-
undKolonialimperiendarstellten:Ungarnsollte ab1867zueinemsprachlich
nationalhomogenenStaatumgebautwerden,währendVerwaltungundMilitär
CisleithaniensÖsterreichals institutionalisiertenPluralismuspositionierten,
indemDeutsch lediglichdiezentraleVerwaltungs-undVerkehrssprachesein
sollte.ZudemwarüberseeischerBesitznichtvorhanden,4siehtmaneinmalvon
dem1901erworbenenchinesischenKonzessionsgebietTianjinab.Deshalbgilt
eswohlweniger,Österreich-Ungarn indieKategorieweltumspannender Im-
perienwieGroßbritannien,Russland, Frankreich, dieNiederlandeoder Spa-
nien einzureihen, als vielmehr Imperialismusundnationnessunter ihremei-
genen spezifischen Kontext zu dekonstruieren und Begriffe zu relativieren.
Generell ist esproblematisch, europäischeMaßstäbealsModell anzunehmen,
anstattEuropaalsBesonderheit zu sehenundesgewissermaßenzuprovinzi-
alisieren.IndiesemSinneistdieDonaumonarchiezuvordersteinweitererFall,
der suigenerisbetrachtetwerdensoll.DasschließtVergleichekeinesfalls aus,
ganz imGegenteil schärfen sie den Blick sowohl für das Besondere wie das
Allgemeine.
Ebenso ist auchderAufbaudesBandes zuverstehen:DieEröffnung stellen
theoretische und grundsätzlicheÜberlegungen zuÖsterreich-Ungarn als Im-
periumbeziehungsweiseKolonialmachtdar.Darauf folgenkonkretepolitische,
militärische, wirtschaftliche und künstlerische Beispiele der imperialenHerr-
schaftspraxis,darunterauchderVersucheinesVergleiches.ImdrittenAbschnitt
widmensichdieBeiträgeStädtenalsLaboratoriengebauter, intellektuellerund
gesellschaftlicher Diskurse über imperiale und koloniale Vorstellungen. Diese
EinleitungwiederumsollintegriertemethodischeVorüberlegungenzuderFrage
bündeln,wie ein Imperiumüberhauptmit denandauerndenHerausforderun-
genvoninnenundaußenumgehenundseineeigeneExistenzsichernkann.Die
versammeltenAufsätze sinddieGrundlagehierfür.
* **
Hochimperialismus (Europäische Hochschulschriften. Reihe 3, Geschichte und ihre Hilfs-
wissenschaften,900),Frankfurt amMain2001,S. 286f.und305.
4 Siehe zu den damit verbundenen definitorischen Problemen: Anna VeronikaWendland,
Imperiale,kolonialeundpostkolonialeBlickeaufdiePeripheriendesHabsburgerreiches, in:
Claudia Kraft/Alf Lüdtke/Jürgen Martschukat (Hg.), Kolonialgeschichten. Regionale Per-
spektivenaufeinglobalesPhänomen,Frankfurt amMain2010,S. 211–235.
BernhardBachinger /WolframDornik
/StephanLehnstaedt10
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Österreich-Ungarns imperiale Herausforderungen
Nationalismen und Rivalitäten im Habsburgerreich um 1900
- Titel
- Österreich-Ungarns imperiale Herausforderungen
- Untertitel
- Nationalismen und Rivalitäten im Habsburgerreich um 1900
- Autoren
- Wolfram Dornik
- Bernhard Bachinger
- Stephan Lehnstaedt
- Verlag
- V&R unipress GmbH
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-1060-3
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 362
- Schlagwörter
- KUK, K.U.K, Habsburg, Monarchie, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918