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Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Band LIX
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Auch wenn es der Baumstamm ist, der am Anfang von Leon Battista Albertis Traktat De statua das Paradigma für eine Bildhauerkunst abgibt, die mit dem Abtragen von Material arbei- tet, die Tonerde hingegen als Paradigma für die Praxis dreidimensionaler Darstellung durch Hin- zufügen genannt wird,1 ist festzuhalten, daß die Technik des Abtragens von Material in der Holz- skulptur weniger ausschließlich angewandt wird als in der Steinskulptur. Dies ist zum einen auf die Technik der Assemblage zurückzuführen, die beim Figurenaufbau in Holz ihre Vorteile hat, zum anderen auf die Möglichkeiten der plasti- schen Ausarbeitung der Oberfläche durch die Grundierung, die als Basis für den Farbauftrag oder als abschließende Modelliermasse Verwen- dung findet. Doch sind dies nicht die einzigen Gründe, durch die sich die Arbeitstechnik in Holz grundlegend von der in Stein unterschei- det; hinzu kommen die Differenzen in der natür- lichen Beschaffenheit der beiden Materialien. Während Holz anisotrope Eigenschaften auf- weist und es damit auf das Schnitzinstrument anders reagiert, je nachdem an welchem Teil des Stamms man es ansetzt, ist der Stein durch Iso- tropie gekennzeichnet, die unabhängig von der Annäherungsweise an den Block eine identische Form des Behauens gestattet. Bei der Arbeit mit Holz und vor allem dort, wo es um vorspringen- de Teile geht, bietet es sich daneben an, das end- gültige Figurenvolumen durch das Zusammen- fügen von mehreren Elementen zu erreichen. Dieses Vorgehen limitiert auch die Probleme der Verformung, die durch hygroskopische Einflüsse auftreten können.2 Im 15. wie im 16. Jahrhundert gibt es nicht wenige Beispiele für Bildhauer, die erfolgreich beide Materialien einsetzen. In einigen Fäl- len handelt es sich um Vertreter einer großen Tradition des Holzhandwerks, wie Benedetto da Maiano, in anderen um solche, die wie Donatello im Lauf ihrer Karriere nur sporadisch Holz als Werkstoff wählten. Bei einer auch nur summarischen Rekonstruktion der von den letzt- genannten Künstlern (etwa Donatello) gewähl- ten Ausführungsweise ist zu erkennen, daß ihr Arbeitsprozeß – formal, arbeitsökonomisch und in Hinblick auf die konservatorische Stabilität ÜBERLEGUNGEN ZU MICHELANGELO ALS HOLZBILDHAUER Giovan Battista Fidanza Für die wertvolle Zusammenarbeit danke ich vor allem Professor Francesco Caglioti von der Università Federico II in Neapel und Professor Marco Fioravanti, Holztechnologe an der Universität Florenz. Bedanken möchte ich mich daneben bei der Restauratorin Celeste Cardinali, Autorin der graphischen Rekonstruktion der Blockverleimung des Kruzifix aus Santo Spirito. 1 Artes eorum, qui ex corporibus a natura procreatis effigies et simulacra suum in opus promere aggrediuntur, ortas hinc fuisse arbitror. Nam ex trunco glebave et huiusmodi mutis corporibus fortassis aliquando intuebantur lineamenta non- nulla, quibis paululum immutatis persimile quidpiam veris naturae vultibus redderetur, Leon Battista Alberti, De statua, M. Collareta (Hrsg.), Livorno 1998, S. 4. 2 Eine Aufteilung der Masse der Statue durch die Verwendung mehrerer miteinander verbundener Elemente begrenzt die spezifische Eigenschaft des Holzes, durch Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen zu schwinden oder zu quellen.
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Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte Band LIX
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
Band
LIX
Herausgeber
Bundesdenkmalamt Wien
Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch, englisch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78674-0
Abmessungen
19.0 x 26.2 cm
Seiten
280
Schlagwörter
research, baroque art, methodology, modern art, medieval art, historiography, Baraock, Methodolgiem, Kunst, Wien
Kategorie
Kunst und Kultur
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