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Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Band LIX
Seite - 72 -
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eCKHARD lEUSCHNER72 Rosenthal nicht analysierten italienischen Werke in Rechnung zu stellen, zumal Iuventus/ Gioventu bzw. die im Lateinischen traditionell eine etwas frühere Jugend bezeichnende Adolescentia in die- sen Bildern ebenfalls (und damit anders als etwa in der Iconologia des Cesare Ripa19) als männlich dargestellt wird. PIETRO DA CORTONAS DECKENBILD DER SALA DI VENERE IM PALAZZO PITTI Pietro da Cortona (1596–1669), der in Rom für frühe Capolavori wie die Deckengestaltung des Salone Barberini gefeierte Maler, wurde 1637 erstmals nach Florenz berufen, wo er in den Fol- gejahren (mit zeitlichen Unterbrechungen) ver- schiedene Räume des Palazzo Pitti ausmalen soll- te.20 Die Sala di Venere war der erste der von ihm und seinem Schüler Ciro Ferri dekorierten Pla- netensäle. Die Sale dei Pianeti sind jeweils einer bestimmten Planetengottheit gewidmet, wobei jeder Planet einer Lebensphase des Herrschers oder Regenten entspricht, dessen Fortschritt von Raum zu Raum gezeigt wird – ein hergebrachtes ikonographisch-allegorisches Schema, das insge- samt wenig zu tun hatte mit den neuen Erkennt- nissen über das Sonnensystem des im Jahr der Ausmalung des Venus-Saals verstorbenen Galileo Galilei. Der Venus-Saal war im Rahmen der vom neu- en Großherzog Ferdinando II de’Medici (1610– 1670) veranlassten Renovierung des Palazzo Pitti aus zwei vorherigen Räumen neu geschaffen wor- den. An der Decke des Saals, einem Spiegelgewöl- be mit Stichkappen, malte Pietro da Cortona ein großes Querformat (Abb. 5) in einem reich orna- mentierten, ebenfalls von ihm entworfenen Gold- rahmen. Das in der Farbwahl venezianisch inspi- rierte Bild zeigt eine Minerva mit flatternden und leicht verrutschten Gewändern, die einen blond gelockten jungen Mann vom Bett der Venus fortzieht (Abb. 6). Die Liebesgöttin ist spärlich, aber gerade noch schicklich bekleidet und an der Stirn zur Bezeichnung ihres Charakters als Planetengottheit mit einem Stern versehen. Ihr Sohn Cupido versucht, den bedauernd auf Venus Zurückblickenden an dessen Gewand festzuhal- ten. Minerva dirigiert den Jüngling jedoch zu einem links oben schwebenden Herkules und einem Anteros mit ausgestrecktem Lorbeerkranz, die ihn beide in Empfang nehmen werden. Der Großteil des auf Untersicht konzipierten Freskos wird gleichwohl von Venus und ihren Gefährten beherrscht, koketten Nymphen, bocksbeinigen Satyrn und einem saufenden Eroten. Dazu kom- men markante Einrichtungsgegenstände, etwa die intensiv rote Draperie über dem Lotterbett der Venus und der reich verzierte goldene Tisch, auf dem Weinbecher stehen. Der Rahmen trägt un- ten die Aufschrift ADOLESCENTIAM / PALLAS A VENERE / AVELLIT (= Pallas zieht die Jugend von Venus weg) und auf der gegenüberliegenden Längsseite RADIX AMARA / VIRTVTIS FRV- CTVS / SVAVIS (= die Wurzel der Tugend ist bit- ter, ihre Frucht süß).21 Der erste Text beschreibt 19 Vgl. das Stichwort „Gioventù” in: Cesare Ripa, Iconologia ovvero descrizione delle immagini cavate dall’antichità e da altri luoghi, Rom 1593, S. 104. 20 Vgl. einführend M. Campbell, Pietro da Cortona at the Pitti Palace. A Study of the Planetary Rooms and Related Projects, Princeton 1977, S. 63–164; M. Gregori, Palazzo Pitti, piano nobile: gli affreschi di Pietro da Cortona nella stanza della Stufa e nelle Sale dei Pianeti, in: M. Gregori (Hrsg.), Fasto di Corte. La decorazione murale nelle resi- denze dei Medici e dei Lorena, Bd. 2, Florenz 2006, S. 91–134. 21 Die Sentenz Radix virtutis amara der zweiten Inschrift taucht in philologischen Texten und Sprichwortsamm- lungen der Frühen Neuzeit verschiedentlich auf, ohne daß man sich über ihren Urheber einig war (Zuschreibung an
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Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte Band LIX
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
Band
LIX
Herausgeber
Bundesdenkmalamt Wien
Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch, englisch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78674-0
Abmessungen
19.0 x 26.2 cm
Seiten
280
Schlagwörter
research, baroque art, methodology, modern art, medieval art, historiography, Baraock, Methodolgiem, Kunst, Wien
Kategorie
Kunst und Kultur
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