Seite - 107 - in Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Band LIX
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zierte Kaiserpaar ergänzen die fünf Reliefs der
Sarkophagwände, die sich der Darstellung von
Höhepunkten aus dem politischen Leben des
Herrscherpaares und eines berühmten Verwand-
ten widmen:14 der Rheinübergang von Prinz Karl
Alexander von Lothringen im Jahr 1744, des Bru-
ders Franz Stephans, als wichtiger militärischer
Erfolg gegen die Franzosen im „Österreichischen
Erbfolgekrieg“15, die beiden triumphalen Einzüge
Franz Stephans in Florenz (1738) und zur Kaiser- krönung in Frankfurt (1745) sowie als Pendants
Maria Theresias Ritt auf dem Krönungshügel in
Pressburg (1741) und ihre Krönung zur Königin
von Böhmen in Prag (1743). Diese Reliefs an den
Längsseiten der Tumba sind in eine chronolo-
gisch schlüssige Reihenfolge gebracht, die sich im
Umschreiten beginnend mit Franz Stephan er-
gibt. Die historischen Ereignisse gleichsam über-
höhend werden an der hinteren Schmalseite die
Tugenden Maria Theresias (ihre Treue zu Franz
Stephan sowie ihre Frömmigkeit und Standhaf-
tigkeit) und Franz Stephans (Weisheit, Großher-
zigkeit und Milde) in ausführlichen Inschriften16
beschrieben – gipfelnd in Franz Stephans Be-
zeichnung als „deutscher Titus“, ein Epitheton,
das spätestens seit Pietro Metastasios Oper „La
Clemenza di Tito“, vertont von Antonio Caldara
und im Jahr 1734 in Wien uraufgeführt, eine
große Tradition besaß. Die Inschriftenkartusche
Maria Theresias ist mit dem habsburgischen Erz-
würdigkeiten der kaiserl. königl. Haupt- und Residenzstadt Wien, Wien 21799, S. 31 (von einem Genius mit der
Krone der Unsterblichkeit gekrönt).
14 Zu den im Wiener Belvedere (Inv.-Nr. 4212–4215) befindlichen „Ricordi“ (?) nach den Reliefs am Sarkophag: I.
Schemper-Sparholz, Kat. Nr. 118–121, in: Georg Raphael Donner 1693–1741, Ausstellungskatalog, Wien, Österrei-
chische Galerie Belvedere, 02.06.1993-30.09.1993, Wien 1993, S. 472–475.
15 Vgl. H. Minetti OPraem, Reim-weiß verfaste (sic!) Dancksagungs-Rede wegen denen erhaltenen herlichen (sic!)
Siegen von unserer Rechtmässigen Glor- und Sieg-reichen Königin Maria Theresia [...], Wien 1744.
16 Beelitz, Grabmal (zit. Anm. 6), S. 45–46. – M. Hawlik-van der Water, Die Kapuzinergruft. Begräbnisstätte der
Habsburger in Wien, Wien/Freiburg im Breisgau/Basel 1987 (ebd. 21993), S. 152–155.
4: Wien, Kapuzinergruft, Prunksarkophag für Maria
Theresia und Franz Stephan von Balthasar Ferdinand Moll,
1754, Detail: Personifikation des Königreiches Böhmen 5: Wien, Kapuzinergruft, Prunksarkophag für Maria
Theresia und Franz Stephan von Balthasar Ferdinand Moll,
1754, Detail: Mittelstütze der Längsseite
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
Band LIX
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
- Band
- LIX
- Herausgeber
- Bundesdenkmalamt Wien
- Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch, englisch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78674-0
- Abmessungen
- 19.0 x 26.2 cm
- Seiten
- 280
- Schlagwörter
- research, baroque art, methodology, modern art, medieval art, historiography, Baraock, Methodolgiem, Kunst, Wien
- Kategorie
- Kunst und Kultur