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Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Band LIX
Seite - 153 -
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Fast alle Töchter und Söhne des Habsburger Kaiserhauses erhielten im Rahmen ihrer Ausbildung Zeichenunterricht. Im Jahr 1835, als Ferdinand nach dem Tod Franz’ I. das Erbe antrat, mussten […] auf kaiserlichen Befehl, mit Kabinettschreiben am 17. April 1835, Verzeichnisse der Bücher, Landkarten, Kupferstiche und Zeich- nungen, [...], vorgelegt werden. Diese Verzeichnisse weisen folgenden Besitzstand auf: […] Zeichnun- gen vom Kaiser und Mitgliedern des Kaiserhauses .. 223.1 Der Bestand in der Österreichischen Natio- nalbibliothek ist später auf über 400 Blättern an- gewachsen, die sich im Wesentlichen dem engen Familienkreis von Franz I. zuordnen lassen. Entsprechend wurden sie im 19. Jahrhundert in großen Schachteln geordnet und mit Zwi- schenblättern unterteilt, die auf die jeweiligen Konvolute von Bildern der „Tanten, Enkel, Brü- der, Kinder“ des Kaisers verweisen. Die Samm- lung umfaßt vor allem Zeichnungen, darunter große Mengen von Übungsblättern, die auf die professionelle Form des Unterrichts rückschlie- ßen lassen sowie Porträts, Landschaften, Still- leben, Landkarten und Geländestudien für mi- litärische Zwecke und Architekturstudien. Die meisten Zeichnungen sind von Vorlagen abge- malt und entsprechen somit der damals gängigen Form des künstlerischen Lernvorgangs.2 Typische eigenständige Kinderzeichnungen wie sogenann- te „Kopffüßler“ sucht man vergebens, offenbar wurden diese als nicht des Sammelns wert erach- tet, weil sie dem Anspruch nach Perfektion nicht gerecht wurden, den man an die kleinen Erzher- zöge und Erzherzoginnen stellte. Die Bilder stellen für die Wissenschaft ein besonderes Problem dar. Aufgrund ihrer be- scheidenen Qualität sind sie für Kunsthistoriker kaum von Interesse, auch inhaltlich schienen sie uninteressant, waren sie doch nur abgezeichnet. Ilsebill Barta hat diese Schwelle überwunden und sowohl die Werke Marie Christines als auch jene von Rudolf einer ergebnisreichen Analyse unter- zogen.3 Man muß in diesem speziellen Fall die ikonographische Fragestellung erweitern. Es geht nicht darum, welches Motiv oder Thema gemalt wurde, sondern welche kopiert bzw. koloriert DER GUTEN MUTTER … DEM BESTEN VATER EIGENE ZEICHNUNGEN ALS GESCHENKE IN DER FAMILIE DER HABSBURGER Kerstin Merkel 1 Zitiert nach: W. Beetz, Die Porträtsammlung der Nationalbibliothek in ihrer Entwicklung. Zur Erinnerung an die vor 150 Jahren erfolgte Gründung d. ehemal. k. u. k. Familien-Fideikommiss-Bibliothek durch Kaiser Franz I. v. Österreich, Graz 1935, S. 31. An dieser Stelle sei besonders Herrn Magister Patrick Poch gedankt für seine kollegiale Unterstützung bei der Recherche und der Arbeit in der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB). Für ihre Hilfe danke ich auch Herrn Dr. Hans Petschar (Wien, ÖNB), Herrn Hofrat Dr. Karl Schütz (Wien, Kunsthistorisches Museum) und Herrn Dr. Peter Stoll (Augsburg, Universitätsbibliothek). 2 W. Kemp, „...einen wahrhaft bildenden Zeichenunterricht überall einzuführen“. Zeichnen und Zeichenunterricht der Laien 1500-1870. Ein Handbuch, Frankfurt am Main 1979; zum Unterricht der Habsburger vgl. S. Weiss, Zur Herrschaft geboren, Innsbruck/Wien 2008, S. 84ff., speziell zur künstlerischen Ausbildung S. 95ff. 3 I. Barta, Familienporträts der Habsburger. Dynastische Repräsentation im Zeitalter der Aufklärung, Wien/Köln/ Weimar 2001; I. Barta (Hrsg.), Kronprinz Rudolf. Lebensspuren, Ausstellungskatalog, Wien, Hofmobiliendepot, 21.08.2008–01.02.2009, Wien 2009. Zum Thema Dilettantismus vgl. auch K. Sloan (Hrsg.), A Noble Art. Amateur Artists and Drawing Master, c. 1600 – 1800, London 2000.
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Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte Band LIX
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
Band
LIX
Herausgeber
Bundesdenkmalamt Wien
Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch, englisch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78674-0
Abmessungen
19.0 x 26.2 cm
Seiten
280
Schlagwörter
research, baroque art, methodology, modern art, medieval art, historiography, Baraock, Methodolgiem, Kunst, Wien
Kategorie
Kunst und Kultur
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