Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Band LIX
Seite - 198 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 198 - in Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Band LIX

Bild der Seite - 198 -

Bild der Seite - 198 - in Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Band LIX

Text der Seite - 198 -

IRIS wIEN198 One Dollar Bills von 196227 wird dies motivisch und bildstrukturell unmittelbar anschaulich. Wie Martina Dobbe gezeigt hat, ruft das durch die Repetition der reproduzierten Dollarschei- ne erzeugte Übermaß an Redundanz anders als bei Gertrude Steins Gleichsetzungsnominativen keinen semantischen Verdacht mehr hervor. Mit der Reduktion auf die Wiederholung eines gleichbleibenden Bildes wird bei Warhol die syn- tagmatische Dimension preisgegeben, welche bei Gertrude Steins affirmativer Bekräftigung des Identitätsprinzips noch einen ästhetischen Spiel- raum der Differenz eröffnete, so daß der Betrach- ter der tautologischen Struktur der Werke nicht entrinnen kann.28 Mit einer solchen künstleri- schen Haltung scheint aber auch jede ästhetische Botschaft und also die Kommunikationsfunkti- on von Kunst aufgegeben zu sein. Unter dieser Prämisse ist es sinnlos, der In- terpretation von Warhols Selbstbildnissen als Medusa durch den Hinweis auf verwandte Moti- ve und Themen im Werk des Künstlers Validität verleihen zu wollen. Im Fall der beiden kleinen Selbstbildnisse von 1986 könnte deren Interpre- tation als Medusa mit dem Hinweis darauf ge- stützt werden, daß Warhol schon früh Gewalt und indirekt traumatische Erfahrungen in seinen Werken thematisierte. Um auf die Problematik des Sehens und seine psychologischen Implikati- onen zu kommen, könnte seine frühe Selbstbild- niszeichnung mit verborgenem Gesicht gezeigt werden (Abb. 4). Auch der Hinweis auf seine Desaster-Serie dürfte nicht fehlen, in der Warhol Gewalt, Tod und ihre massenmediale Vermitt- lung vor Augen führt. Hal Foster erinnerte die Wiederholung der Schock-Bilder der Desaster- Serie an die obsessive Rückkehr traumatischer Ereignisse, wobei er betont, daß Warhols Werke nicht Symbol für ein erfolgreich verarbeitetes Trauma seien, sondern solche traumatischen Wirkungen sowohl reproduzieren wie auch im Betrachter hervorrufen.29 Warhols Insistieren auf der Gleichwertigkeit aller Bildmotive könnte mit dem Hinweis auf die Massenmedien erklärt werden, wo ganz unterschiedliche Bilder: banale ebenso wie schockierende, starke wie schwache Bilder, unvermittelt aufeinandertreffen. Eventu- ell könnte auf die Gewalt hingewiesen werden, die von massenmedial vermittelten Schönheits- idealen und somit von Bildern ausgeht, deren Internalisierung so weit gehen kann, daß das eigene Äußere mittels Schönheitsoperation angepaßt wird. Nicht fehlen dürfte in diesem 4: Andy Warhol, Self-Portrait, 1950er Jahre, Tusche auf Pa- pier, 27,9 x 21,6 cm, The Andy Warhol Museum, Pittsburgh, Founding Collection, Contribution The Andy Warhol Foun- dation for the Visual Arts, Inc. 27 Vgl. bspw. das Werk in der Sammlung Marx, Berlin. 28 M. Dobbe, Große Realistik – Große Abstraktion. Andy Warhol in der (Trans-) Ästhetikdiskussion bei Baudrillard und Lyotard, in: dies., Fotografie als theoretisches Objekt. Bildwissenschaft, Medienästhetik, Kunstgeschichte, München 2007, S. 155 ff. 29 H. Foster, Death in America, in: October 75, 1996, S. 42. Aus urheberrechtlichen Gründen darf die Abbildung an dieser Stelle nicht gezeigt werden.
zurück zum  Buch Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Band LIX"
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte Band LIX
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
Band
LIX
Herausgeber
Bundesdenkmalamt Wien
Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch, englisch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78674-0
Abmessungen
19.0 x 26.2 cm
Seiten
280
Schlagwörter
research, baroque art, methodology, modern art, medieval art, historiography, Baraock, Methodolgiem, Kunst, Wien
Kategorie
Kunst und Kultur
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte