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Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Band LIX
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BRIEFE von Johannes Wilde AUS wIEN, juni 1920 bis februar 1921224 liebenswürdig) zusammen mit Kokoschka31, was sehr interessant war. Von den Ungarn32 habe ich niemanden, aber niemanden gesehen (einzig Tihanyi33 hat mich auf der Straße erwischt, aber ich sagte ihm, daß ich am nächsten Tag zurück- reise.) Ich will mich vor allem erholen. Ich neh- me an Mikulas Wohltätigkeitsaktionen teil, weil mich das interessiert. Liebe Zuhauser, seit zehn Tagen habe ich kei- ne Nachrichten, so denke ich natürlich mit er- höhter Intensität nach Hause, wie es Ihnen geht. Passen Sie sehr auf die Gesundheit auf! Ich habe vergessen zu erwähnen, Mikula kocht und ich esse ausgezeichnet und ausrei- chend bei ihr. Ich habe zwei Bitten an Dudó. 1. Er soll den beigelegten Brief zu Manczi34 bringen. 2. Er soll in die Grill-Buchhandlung gehen und in meinem Namen Geschäftsführer Gergely fragen, was mit den 3.000 K[ronen] ist, die an Juliska geschickt wurden. Hier sind sie nicht angekommen; und das ist ein großes Problem, weil J[uliska] nicht nach Hause schreiben kann, daß sie das Geld N. geliehen hat – und sie also selbst von Ausgeborg- tem leben muß. Falls G[ergely] das Geld noch nicht geschickt hat, soll es Dudó über die Anglo- Österreichische Bank versuchen. Das ist jetzt kaum möglich, aber vielleicht weiß G[ergely] ei- nen anderen Weg. Ihm kann man jetzt sagen, wo- rum es geht. Daß es sehr wichtig ist, daß das Geld jetzt hier ist. Die Adresse von Juliska ist: VIII. Strozzigasse 1, Tür 12a. – Kálmánt35 und Manczi grüße ich vielmals, ich denke oft an sie. Ich habe mein Geld wegen des niedrigen Wechselkurses nicht umgewechselt, sondern bei M[ikula] deponiert und ich bekomme von ihr Geld zum Ausgeben. Bisher habe ich außer meinen 110 K[ronen] nur weitere 100 ausgege- ben, davon 65 K[ronen] für die Polizei, für 25 K[ronen] habe ich für Ernestas Feier gestern ein Buch gekauft, 30 K[ronen] die Flasche britbon- to36, der Rest ist für Straßenbahn, Torgeld, Bad, Post. Ich spare, soweit ich kann. Liebe gute Zuhauser, ich kann nicht weiter- schreiben. Tausend Küsse nach Hause B. [20151/1979/31/1] Grusbach in Mähren, Emmahof, 20. Juli 1920 Liebe gute Zuhauser, eilig wieder nur wenige Zeilen für Juliska, vielleicht kann sie sie irgendwie nach Pest über- mitteln. Natürlich gehen mir die Nachrichten von zu Hause sehr ab. Heute ist es genau einen Monat her, daß ich den ersten und letzten Brief erhielt, dann kam der Boykott und Pass37. Ich habe seither nur einmal geschrieben, ich weiß nicht, ob Sie ihn bekommen haben. Ich hoffe, zu Hause ist alles in Ordnung – ich bin nicht beun- ruhigt, aber ein ganzer Monat ist doch eine sehr lange Zeit, es war sogar im Krieg lang. Wenn der Boykott vorbei ist, werden wir das nachholen. 31 Oskar Kokoschka (1886–1980), österreichischer Dichter und Maler, wohnte seit 1917 in Dresden. Kokoschkas Zy- klus ‚Variationen über ein Thema’, eine Portraitserie von Swobodas Ehefrau Kamilla Rabl erschien 1921 mit einem Vorwort von Max Dvořák. Siehe dazu u. a.: R. Graf Bethusy-Huc (Hrsg.), Oskar Kokoschka, „Das Konzert“. Variationen über ein Thema. Hommage à Kamilla Swoboda, Salzburg 1988; H. Aurenhammer, Max Dvořák über Oskar Kokoschka: eine handschriftliche Fassung des Vorworts zu ‘Variationen über ein Thema’ (1920/21), in: P. Werkner (Hrsg.), Oskar Kokoschka – aktuelle Perspektiven, Wien 1998: S. 34–40. 32 Nach dem Ende der Räterepublik im August 1919 gab es in Wien eine sehr bedeutende ungarische Emigration. 33 Lajos Tihanyi (1885–1938), ungarischer Maler, im März und April 1920 fand seine Ausstellung in der Modernen Galerie, Wien VIII. Josefstädter Straße 21 statt. 34 Manó Leszner, Architekt; er war ebenfalls an der Arbeit des Kunstdirektoriums beteiligt. 35 Kálmán Pogány (1882–1951), Kunsthistoriker; war Leiter des Kunstdirektoriums und wurde deshalb nach 1919 von seiner früheren Arbeitsstelle, dem Museum für Schöne Künste in Budapest, entlassen. 36 Die Stelle ist schwer leserlich und unklar. 37 Die Stelle ist unklar.
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Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte Band LIX
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
Band
LIX
Herausgeber
Bundesdenkmalamt Wien
Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch, englisch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78674-0
Abmessungen
19.0 x 26.2 cm
Seiten
280
Schlagwörter
research, baroque art, methodology, modern art, medieval art, historiography, Baraock, Methodolgiem, Kunst, Wien
Kategorie
Kunst und Kultur
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