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„Ein Haken an dem Vieles hing“
„Still und wehmütig gestimmt stehe ich am Schloßberg oben.
Unverwandt sucht mein Blick den einst geliebten Ort,
dort drüben über der Urfahrwand stand gestern noch Schloß Hagen,
viertürmig, ehrfurchtheischend, ein Juwel, Ziel manchen Traumes,
eine Bastion gegen alles Kulturunglück das uns bedroht.
So erschien es mir stets; es war stark, mystisch - magisch umflort,
einst ein Kultplatz, ein Haken an dem Vieles hing,
ein adeliger Prachtbau, der mir stets unsterblich erschien,
der Kriege ertrug, und noch, Bomben-erschüttert, wie ein Fels in der Brandung
Stadt Linz und Dorf Hagen edle Abkunft bestätigt´, gewährt´.
Aus einfachster Frühzeit - Zelle und - Siedlung erwachsen,
wurde es zum Bauernhof, Edelmannsgut, adeligen Schloß,
religionstolerant, menschenachtend, hat die Untertanen geschützt.
Doch all diese Vorzüge bewahrten das alte, stolze Gemäuer nicht,
verständnisarme Menschen, nur wirtschaftlich denkend, trugen es ab,
besäßen langfristig nun ein Juwel, ein Kleinod, unnachahmlich,
das die Stadt hätte vom Industrie-Image bewahrt.
Und dann das Aus, nachdem es zum Großteil renoviert, wie der Schloßmaler tat kund,
den es inspiriert´, der es geliebt und den Abriß nicht verkraftete bis zu seiner letzten Stund´.
Das schwächste, obwohl eigentlich denkfähigste Tier ist ja doch der Mensch,
der sich anmaßt auszulöschen, was gerade irgendwie im Wege zu stehen scheint,
und das für kurzfristigen Nutzen nur - scheinbar alleingelassen von Geist und Gespür.“ 13
Durch den Bau der privaten Anton-Bruckner-Musikuniversität erhält das fast ein halbes
Jahrhundert hindurch brach gelegene Schlossareal nun ein würdiges Nachfolgegebäude.
Nicht zuletzt sei im Bezug Hagen - St. Pölten - Herren von Wallsee - Mutterhaus-Standort St.
Pölten erwähnt, dass dieses mit Rudolf von Habsburg aus Schwaben gekommene Geschlecht
dereinst St. Pölten im Eigentum besaß, ebenso das Landgut Hagen. Mit der
Rücklösungssumme Waxenbergs und anderer Pfandschaften erkaufte Reinprecht IV. von
Wallsee 1435 die Stadt und Herrschaft St. Pölten um 20.641 Gulden und 3.175 Pfund Pfennig
von Bischof Leonhard von Passau (1423/24>1451).14
13 Prof. Ernst Friedrich Burgstaller (geb.29. Mai 1906, gest.22. Jänner 2000), Sohn eines Lehrerehepaares,
Matura in Ried i.I., Lehrbefähigungsprüfung für die Fächer Geschichte, Geographie und Germanistik an der
Universität Wien, auch Studium der Volks-und Völkerkunde, sowie Vorgeschichte und Museumswissenschaft.
1930 Dr. phil; 1944 habilitierte er sich an der Universität Heidelberg für Volkskunde, 1964 an der Universität
Graz; 1968 Dozent Universität Linz; wissenschaftliche Tätigkeit im Bereich Kulturgeographie und Kartographie,
Volksbrauchtum und Volkssoziologie, Volksnahrungs- und Felsbilderforschung. Auch einige Gedichtbände
entstammen seiner Feder. Vorträge, Lesungen und Rundfunksendungen zählten zu seinen Aktivitäten. Zwei
Museumsgründungen gehen auf ihn zurück: Österr. Felsbildermuseum in Spital a. Pyhrn, Gebäckmuseum in
Wels. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen. Siehe Dr. Hermann Eiselen/Dr. Josefa Burgstaller, In
memoriam Ernst Burgstaller. Linz, 2001.
Mit dem „Schloßmaler“ ist der akademische Maler, Prof. Rudolf Steinbüchler gemeint. Er wurde am 12.
Februar 1901 als Sohn eines Bäckermeisters in Linz geboren, legte zunächst die Meisterprüfung als Bäcker ab,
besuchte dann die Linzer Malschule. 1926 ging er an die Akademie der Bildenden Künste in München und
kehrte 1931 nach Linz zurück. 1933 erhielt er den österreichischen Staatspreis, 1942 den Albrecht-Altdorfer-
Preis. 1952 wurde ihm der Professorentitel h.c. verliehen. Bis 1960 wohnte und arbeitete er im Schloss Hagen,
wo er den Steinernen Saal als Atelier gemietet hatte. Vor dem Abriss des Schlosses zog er nach Eferding, stellte
aber das Malen ein. Vgl Pfeffer Franz, Hrsg., Katalogheft zur Sonderausstellung Rudolf Steinbüchler, 1952.
14 Doblinger, Wallsee, 446 f. Habsburg-Lothringen, persönl. PI 11. Oktober 2007, Niederwallsee. Bischof
Leonhard von Laiming. Schäffer, GHft Hagen/Inhaber, Bd I; Schäffer, Quellensammlung GHft Hagen, Bd I/1,
Wallsee.
Die Johannes-Kapelle des ehemaligen Schlosses Hagen bei Linz
- Titel
- Die Johannes-Kapelle des ehemaligen Schlosses Hagen bei Linz
- Autoren
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag Schäffer
- Ort
- Linz
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 82
- Schlagwörter
- Kapelle, Linz, Oberösterreich
- Kategorien
- Geschichte Chroniken