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Herrschaft einstellte. Und wiewohl die Lutherischen für Engl beteten, konnten sie nicht
helfen, weil sie ja dem alten Glauben abgeschworen hatten. Ob dieser Erkenntnis soll der
Linzer Bürgermeister Niclas Khüeperger, Schwiegervater des Stefan Engl, danach wieder in
beiden Glaubensüberzeugungen gebetet haben.207
(*) Barbara Engl geb. Khueperger, mit 1593 verheiratete Bischoff, behielt im März 1600
entgegen dem kaiserlichen Verbot ausgewiesene lutherische Landschafts- und andere
protestantische Prediger /Predikanten zunächst im Hagen, versteckte sie im Malzkeller der
Hagen- Brauerei, ließ die Untertanen weiter in der protestantischen Religion unterrichten
und bezahlte dafür Strafe („seindt veratn worden, hat straff gezalet“).208
(*) Die „neue Glocke“ im Hagen wurde zum ersten Mal bei der Tauffeier des
Untertanenkindes Danner Vitus am 27. Mai 1609 geläutet und gezogen, als die „Bischoffin“
und ihre Verwandtschaft aus Oberwallsee eine Feierlichkeit im Hagen zelebrierten.
Möglicherweise hatte Barbara Bischoff bereits die Zusage der Erhebung des Haken zum
Edelsitz (6. August 1609 209) erhalten. Die christliche Aufnahme eines Kindes in der Taufe
sollte möglicherweise die Festlichkeit mehren. Der katholische Bruder, der damals
„derzeitlich im heissl eingestuebelt ward“, wurde auch zu der Feier gebeten und segnete auf
der Bischoffin Geheiß die Glocke, auf dass sie dem Hagen ewig läute.210
In einer historischen Legende aus der Zeit der Bauernkriege (1626) heißt es, die Meierin habe
in ihrer tiefen Gläubigkeit die Glocke der Schlosskapelle geläutet und den Himmel zu Hilfe
gerufen. Und tatsächlich errangen die Bauern einen Etappensieg, auch wenn dieser
letztendlich nicht zum positiven, erlösenden Ende ihres Kampfes und ihrer Not führte.211
Fraglich ist, ob die Glocke im Bereich der Kapelle oder was wahrscheinlicher ist, außen
angebracht war. Allerdings scheint auf dem Stich Merians von ca 1649 ein Kirchtürmchen
auf, das später abgekommen sein müsste. Es könnte sich jedoch auch lediglich um
darstellerische Freiheit handeln.212 Der Linzer Landeskonservator Wibiral wies darauf hin,
dass sich auch in der Darstellung des Wenzel Hollar der Nordwesttrakt in einem Kapellenbau
mit Turm fortsetze, sich zwischen beiden ein dritter Turm befände.213
Möglicherweise befand sich die Glocke, wie noch später im 20. Jahrhundert, jedoch im
Bereich des Innenhofes. Laut Frau Wilhelmine Antensteiner, geb. Petritsch, hing noch in der
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Glocke im Hof des Meiergebäudes, nahe den
Stallungen, die täglich mittags um 12 Uhr von der damaligen Meierin Eder geläutet wurde
und deren Klang sogar auf den Feldern zu hören war.214
Glockengeläute im Hagen wurde auch am 5. Oktober 1732 erwähnt, als das Kaiserpaar Karl
VI und seine Gemahlin Elisabeth Christine v. Braunschweig-Wolfenbüttel samt Hofstaat die
Stadt Linz verließ. Wegen des argen Hochwassers konnten die Majestäten die Donau nicht
überqueren und musste ein im Schloss Hagen zugesagter Besuch entfallen.215
(*) Barbara Bischoff verkaufte 1607 ein Grundstück in der Bethlehem-Straße (Nr. 7) an das
Stift Kremsmünster. Später wurde hier das Nordico, ein Seminar zur Priesterausbildung von
207 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 14.
208 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 10, “haggnchronica”. Eichmeyer Ulrike (Gattin des ehem.
Superintendenten), PI 31. August 2009: Predikant = evang. Hilfsprediger, Schreibung Predikant von “predigen”
wird vorgezogen, daneben aber auch Prädikant.
209 OÖLA, Archiv Starhemberg, Urkunde 3835; AStL, LR B II J 264, LR C III, D 1/24.
210 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 9, Seite 2 Stauffenbuel.
211 Schäffer, Merkwürdiges aus dem Hagen/Linz, 47 f. Schäffer, Schloß Hagen bei Linz, 168.
212 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 9. Grüll, Burgen/Schlösser im Mühlviertel, 37. OÖLM, OAL I 1-8.
213 BDA, „Mappe Schloß Hagen“.
214 Stadler /Antensteiner, Graz, PI 12. Juli und 3. November 2011.
215 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 15.
Die Johannes-Kapelle des ehemaligen Schlosses Hagen bei Linz
- Titel
- Die Johannes-Kapelle des ehemaligen Schlosses Hagen bei Linz
- Autoren
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag Schäffer
- Ort
- Linz
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 82
- Schlagwörter
- Kapelle, Linz, Oberösterreich
- Kategorien
- Geschichte Chroniken