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(*) Um 1720 gab die Meierin des Schlosses Hagen, Eva Luckeneder, den Anstoß zur
Errichtung der Pöstlingbergkirche. Sie, die große gesundheitliche Probleme hatte, lahmte und
mit zwei Krücken ging, schleppte sich unter Schmerzen auf den Pöstlingberg, um die Hilfe
der Gottesmutter zu erflehen.236
Vom Laienbruder der Kapuziner, Franz Obermayr, war zunächst an einem Wetterkreuz ein
Bild angebracht worden und in der Folge 1716 eine Pieta. Nach längerem inbrünstigem Gebet
empfand die Meierin eine derartige Erleichterung von ihrer Pein, dass sie eine Krücke stehen
lassen konnte und nur mit einer heimkehrte. Sie wiederholte den Bußgang und konnte auch
die zweite Krücke weglassen. Diese Darstellung befindet sich im Oratorium der
Pöstlingbergkirche als Fresko (s.u.).237
Ein Bericht in der Hagen-Chronik besagt, 238 dass der schwerkranke, bettlägerige Graf
Gundemar Joseph von Starhemberg, nachdem er von der Genesung der Hagen'schen
Meierin erfahren hatte, die Frau rufen ließ und sie über Einzelheiten ihrer wundersamen
Heilung befragte. Die Meierin erbot sich sogleich, "fir in auff den Perch Zue gehn vndt mit Ir
di guete bethweiber so In Hagn seyn". Weiter heißt es: "Der Meir leget darauf den Herrn
Grafen auff den pirwagn flach vndt furen alsamt mitt gebeth vnd himlisch gesang gen Marien
vom Perch. Der Grafe, der kein beweglich glid an sein leib hatt war khein hofnung innig. Alls
der zueg beym Schobloder ankhame, fanget Auch Er zue singenn an vndt fielth ein
leichterunng. Wi nunn der Zueg vor das büldtniß trite, vndt das bethen lauth warde, kahme
ein weter den Perch herab vnndt bey der zwait grach sp[r]anget der Herr Gunemarrl auff
vndt war beweglüch, vndt di pain warde wegkh. Da gelobeth Er der mueter vom perch, si
brauchet hinkhunfftig nit mer im wetr stehn, Er wirdt Ire ain dach erpauen, wo al die guete
leith Auch in dein khunten, weliche Ime Zue hülff than.“239
Graf Josef Gundemar von Starhemberg versprach also vor Glück und Erleichterung über seine
Genesung der Gottesmutter eine Kirche zu errichten, was er auch in Angriff nahm. Die
Vollendung erfolgte unter seinem Sohn Graf Heinrich Maximilian.240 Dieser beabsichtigte
unmittelbar neben der Kirche auch ein Kloster zu errichten, was jedoch letztlich am
Konkurrenzdenken der einzelnen Orden scheiterte. Vor dem Bau des Benefiziatenhauses
wurden dem Benefiziaten Räumlichkeiten im Schloss Hagen, inzwischen (seit 1748) in
Starhembergischen Besitz, als Wohnung angewiesen.241
236 Vgl Wacha, Wallfahrtsort. Schäffer, GHft Hagen/Inhaber, Bd II: Als „Mayr im Hagen“ schien damals
Johann Luckeneder auf. Er heiratete am 13. November 1696 Eva Filnsakh (AStL, Kirchenmatrikel Linz). Vgl
Schultes, Linz, 335.
237 Schäffer, Merkwürdiges aus dem Hagen Linz, 51 ff. Schäffer, Schloß Hagen bei Linz, 170 ff. Hager
Christian, Auf dem Pöstlingberg. Geschichte und Geschichten vom Wahrzeichen der Landeshauptstadt Linz.
Linz 1997, S. 25ff.; Hillbrand Erich / Friederike, Pöstlingberg. Streiflichter auf Erscheinungsbild und Geschichte
des Linzer Hausberges. Linz, 1995/96, S. 9. Commenda Hans, Sagen in und um Linz. In: "OÖ. Heimatblätter",
Jg. 21, Heft 3/4. Juli > Dezember 1967. Vgl Wacha, Wallfahrtsort.
238 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 12. Der Hagen gehörte zu diesem Zeitpunkt noch nicht den
Starhembergern! Diese Legende kannten auch Dr. Wacha; ebenso Heine Juliana, Mitter Rudolf, Reder Erna und
Walter aus der Schulzeit.
239 Schäffer, Merkwürdiges aus dem Hagen Linz, 51 ff. Schäffer, Schloß Hagen bei Linz, 170 ff.
240 Hager Christian, Auf dem Pöstlingberg. Geschichte und Geschichten vom Wahrzeichen der Landeshauptstadt
Linz. Linz 1997, S. 25ff.; Hillbrand Erich / Friederike, Pöstlingberg. Streiflichter auf Erscheinungsbild und
Geschichte des Linzer Hausberges. Linz, 1995/96, S. 9. Commenda Hans, Sagen in und um Linz. In: „OÖ.
Heimatblätter", Jg. 21, Heft 3/4. Juli > Dezember 1967. Wacha, Wallfahrtsort.
241 Schäffer, Quellensammlung GHft Hagen, Bd II, Starhemberg. Schultes, Linz, 337.
Die Johannes-Kapelle des ehemaligen Schlosses Hagen bei Linz
- Titel
- Die Johannes-Kapelle des ehemaligen Schlosses Hagen bei Linz
- Autoren
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag Schäffer
- Ort
- Linz
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 82
- Schlagwörter
- Kapelle, Linz, Oberösterreich
- Kategorien
- Geschichte Chroniken