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Wenn die zahlreichen Überschwemmungen, Beschädigungen und das wiederholte Wegreißen
der Brücke oder von Brückenteilen durch Treib-Eis, die Urfahrer Bevölkerung am Zugang zur
Linzer Stadtpfarrkirche hinderte, auch die Nikolaikirche deswegen nicht zugänglich, bzw
bereits abgekommen war, diente die Kapelle im Hagen zuweilen als Ersatz, wurde auch als
Taufkapelle genutzt. Am 5. November 1580 wurde beispielsweise Eva Gruber, die Tochter
des Stephan Gruber „beim Hacklhoff“ getauft. 289 In späteren Zeiten waren Taufen „mit
gehorsamster Erlaubnis des Herrn Dechant, aber ohne jegliches Präjudicium“ in der Kapelle
des Schlosses Hagen oder in der Hauskapelle des Schiffherrn Viechpauer gestattet. 290 Die
letztbekannte Taufe in der Schlosskapelle fand 1924 statt (s.o.).
(*) Beliebt waren die Sonnwendfeiern im Hagen. Noch in der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts fanden Prozessions-artige Umzüge - mit Gesang - um das Schloss zum
oberen Teich statt. Dabei wurde eine Vortragstange mit der Figur des Hl. Johannes des
Täufers mit dem Attribut des Lammes über der Schulter, vorangetragen. Am Teich wurde
dann das Sonnwendfeuer entzündet. Später fand die Feier ohne vorherige Prozession statt. 291
(*) Vor allem in der lutherischen Ära im Hagen war der unterirdische Fluchtstollen von
Wichtigkeit, welcher, vom Keller des Schlosses Hagen ausgehend, Richtung
Burgerhof/Spaz(en)hof und Donau geführt haben soll. In ihm wurden in den Bauernkriegen
einige Bauern versteckt, im Auftrag der damaligen Schlossbesitzer, der Schmidtauer von
Oberwallsee heimlich nach Burg Rottenegg gebracht. 292 Die Freilegung des Stolleneinganges
erfolgte im Zuge der Bauarbeiten für die neue Anton-Bruckner-Musik-Privatuniversität am
28. Juli 2011. Er ist ca. 60 cm breit und (trotz Jahrhunderte-langer Ablagerungen) noch ca.
1,50m hoch, führt etwa 10 m geradeaus und wendet sich dann in einem Knick/Winkel
Richtung Spazenbauer. Der Schlossbesitzer Josef Weingärtner hatte ihn noch 1892
durchschritten, was er etlichen Zeitzeugen gegenüber schilderte. Reder u.a. gingen noch in
den 1930-er Jahren bis zu der (durch den Bau der Pöstlingbergbahn im ehem. „Hirschgraben“,
der Trassenführung, entstandenen) Unterbrechungsstelle. Der Ziviltechniker Dipl. Ing. Volker
Lipp bestätigte 2011 im Zuge der Bauarbeiten für die neue Anton-Bruckner- Privatuniversität,
bzw der Freilegung des Einganges und der Einsicht in den unterirdischen Gang, mittels
exakter Vermessung die Situierung und den Eingang zum Stollen im westlichen vormaligen
Schloss[kellergeschoß]bereich, sowie seine eindeutige Anlage und Funktion als „Stollen“.293
Bezüglich des Aussehens und der Inneneinrichtung der Schlosskapelle Hagen lieferten
zahlreiche an uns gekommene Informationen, erhalten gebliebene Objekte, Fotoaufnahmen
etc ein relativ anschauliches Bild und ließen die Schlosskapelle vor den Augen des Lesers und
Betrachters so weit möglich wiedererstehen.
289 AStL, ELM.
290 Ziegler, Urfahr, 129.
291 Litzlbauer, PI März 2005. Reder, PI 2. November 1998. Schlöderer, PI 11. September 2009.
292 Schäffer, Merkwürdiges aus dem Hagen/Linz, 48. Schäffer, Schloß Hagen bei Linz, 169. Wissen etlicher
Zeitzeugen via Weingärtner bzw Eigenerfahrung: Burgstaller, 2. November 1998; Wacha, PI 10. Dezember
2008; Reder, PI 14. Jänner 2003; Heine, 25. Februar 2007; Mayr Gottfried (Spazenhof), 23. Februar 2008.
293 Ziviltechniker Lipp, Plan vom 13. September /29. November 2011. Die Funktion des Stollens/Fluchtweges
wird ua durch die Schilderung des Zeitzeugen Walter Reder [Eingang vom Schlosskeller aus, breite gewölbte
Steinplatten im Eingangsbereich der Decke, schön verlegtes Ziegelwerk, exakte Steinmauerung im Anschluss,
Entlüftungsöffnung(en) im Deckenbereich, für die Uneinsehbarkeit charakteristischer Knick im Verlauf] belegt
und durch die „Wiederentdeckung“ bei den Bauarbeiten bestätigt. [PI Mag. Ruprechtsberger u.a. Historiker.] Es
soll sogar ein zweiter Stollen vom Meierhof kommend in ersteren gemündet haben: PI Litzlbauer; bei der im
Parterre wohnenden Familie Himmelbauer (PI) sah man die Eingangswölbung im Wohnzimmer-Fensterbereich.
Mayr Gottfried (Spazenhof) PI: Hohler Klang beim Tor des Spazenhofes, wenn die Pferde aus dem Stall gingen.
Laut Litzlbauer, PI März 2005, oblag die Wartung der eisernen Zugangstür vom Schlosskeller zum Stollen dem
alten Hagener Schmied Peter Gintner/Günther.
Die Johannes-Kapelle des ehemaligen Schlosses Hagen bei Linz
- Titel
- Die Johannes-Kapelle des ehemaligen Schlosses Hagen bei Linz
- Autoren
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag Schäffer
- Ort
- Linz
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 82
- Schlagwörter
- Kapelle, Linz, Oberösterreich
- Kategorien
- Geschichte Chroniken