Seite - 4 - in Sportfunktionäre und jüdische Differenz - Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
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4 1 Einleitung: Wien, jüdische Differenz und Sportfunktionäre
Sportvereins.8 Körner sah Sport als wesentliches Mittel der körperlichen Er-
tüchtigung und Bewusstseinsbildung der jüdischen Jugend, setzte aber auch
auf dieÖffentlichkeitswirksamkeit der professionellenFußballmannschaft der
Hakoah.Ab 1932 saßKörner, imZivilberuf Zahnarzt, für die Zionistische Liste
im Vorstand der Israelitischen KultusgemeindeWien.9 1938 wurde Palästina
fürKörner zumrettendenExil.
(4) BernhardAltmannwurde 1888 inPrzemyśl geboren. Erwar Industriel-
ler undbetrieb eine StrickwarenfabrikmitHauptsitz inWienundFabriken in
mehreren Ländern. Bekanntwar er alsUnternehmer undKunstmäzen, erst in
zweiter Linie als Sportfunktionär. Immerhin trat er ab 1930als Proponentund
späterEhrenpräsidentdesvorallem imEishockey tätigenBetriebssportvereins
SC Bernhard Altmann in Erscheinung. Seine deutlich jüngeren Brüder Fritz,
MaxundJuliusarbeitetennichtnur in führendenPositionenderFirmamit, sie
spielten selbst Eishockey und fungierten auch als Vorstandsmitglieder, Max
und Julius sogar alsPräsidentendesSCBernhardAltmann.10 1937/38 stiegder
Verein in die obersteWiener Eishockeyliga auf. In der Folgesaison existierte
derVereinnichtmehr, die FamilieAltmannmusste ausWien fliehen.
Schon dieser kurze Blick auf Ausschnitte aus Biografien jüdischer Sport-
funktionäre11–zudenenwir imSchlusskapiteldesBuchsnocheinmalzurück-
kehrenwerden–zeigt,wiebreit sichdasSpektrum ihrer Lebensentwürfe auf-
fächerte. Das gilt auf beruflicher und politischer Ebene, in ihrem Verhältnis
zum Judentum, aber auch imHinblick auf ihre Betätigung imSport. Das Pro-
jekt„JüdischeSportfunktionäre imWienderZwischenkriegszeit“,ausdemdie-
ses Buch entstanden ist, hat versucht, an deren Beispiel das soziale Feld des
Sports alsOrt von Identitätspolitik imWiendieser Jahre zu rekonstruieren.12
8 KarlHaber,KleineChronikderHakoahWien,Teil 1: 1909–1938. In: JüdischesMuseumWien
(Hg.), Hakoah, 23–30, hier 23; John Bunzl (Hg.), Hoppauf Hakoah. Jüdischer Sport in Öster-
reich.VondenAnfängenbis indieGegenwart (Wien 1987) 41.
9 DieStimme. JüdischeZeitung (1. 12. 1932) 8.
10Wiener Stadt- und Landesarchiv, Serie 1.3.2.119.A32 – Gelöschte Vereine | 1920–1974,
SCBernhardAltmann;Wiener Stadt- undLandesarchiv, Einzelstück 2.3.3.B76.31 –Handelsre-
gisterA31 | 1.Hälfte 20 .Jh., AltmannBernhard.
11Wir schreiben hier bewusst Funktionäre, nicht Funktionärinnen. Im Buch wird dort auf
einegenderneutraleSchreibweiseverzichtet,wodieseeinemassivemaskulineDominanzbzw.
Monopolstellungverschleiernwürde.
12 JewishSportsOfficials in InterwarVienna:Performative IdentitiesandJewishnessbetween
„Assimilation“ and Zionism, Acceptance andAntisemitism, https://jsovienna.wordpress.com.
FWF-Projekt,geleitetvonRomanHorak.MitarbeiterInnen:SusanneHeleneBetz,SemaColpan,
Bernhard Hachleitner, Alexander Juraske, Matthias Marschik, Georg Spitaler, DavidWinter-
feld. EinigeAbschnitte dieser Einleitung entstammender kollektivenTextproduktion imRah-
men der Projektarbeit. Vgl. auch: BernhardHachleitner, Jüdische Sportfunktionäre imWien
Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Titel
- Sportfunktionäre und jüdische Differenz
- Untertitel
- Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Autoren
- Bernhard Hachleitner
- Matthias Marschik
- Georg Spitaler
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-055331-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 376
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918