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18 1 Einleitung: Wien, jüdische Differenz und Sportfunktionäre
einParagraf desösterreichischenVereinsgesetzes alshilfreich:Wirdeinneuer
Vorstand gewählt, muss ein Verein eine Liste mit Namen und Adressen der
Vorstandsmitglieder an die Vereinspolizei schicken. Diese Listen werden von
der zuständigen Behörde, inWien der Bundespolizei, sonst von den Bezirks-
hauptmannschaften, aufbewahrt, solangederVereinexistiert.68Unterlagenzu
aufgelöstenVereinen gibt es – zumindest theoretisch – imWiener Stadt- und
Landesarchiv, andere im Österreichischen Staatsarchiv.69 Praktisch sind sie
dort abernur sehr rudimentär vorhanden.
Diese disparateQuellensituation setzte denmöglichen statischenAuswer-
tungen gewisse Grenzen: Von den Vereinen der Ersten Fußballliga der Zwi-
schenkriegszeitwarenbisaufdreiAusnahmenUnterlagenbeiderVereinspoli-
zei auffindbar. KeineUnterlagen der Vereinsbehörde gibt es für den FCWien
(vormals FCNicholson), Admira undWacker. Die Recherchemusste sich des-
halb auf andere Quellen stützen (Zeitungsberichte über Vorstandssitzungen,
LiteraturzudenVereinenundeinzelnenFunktionären),dadurchistdieAnzahl
der eindeutig identifizierbaren Personen bei diesen Klubs gering. Insgesamt
war die Quellenlage für diese Basisrecherche im Fußball jedoch besser als in
denmeistenanderenSportarten,vorallemweildieKlubssichhieralsvereins-
rechtlich relativ stabil erwiesenhaben.
Die Quellenlage verschob den Fokus nochweiter zum (Spitzen-)Fußball,
derwegenseinerpopularkulturellenBedeutungohnehinvonBeginnaneinen
besonderen Stellenwert im Projekt einnahm. Nicht immer finden sich in den
UnterlagenderVereinspolizeiabervollständigeVorstandslisten.Manchmalga-
ben die Vereine nur die wichtigsten ihrer Funktionäre an, in anderen Fällen
sind die Übergänge zwischen gewählten Funktionären undMitarbeitern, die
ebenso unbezahlter und ehrenamtlicher Tätigkeit mit mehr oder weniger ge-
nau definiertenArbeitsbereichen nachgingen, fließend. In diesen informellen
Bereichenkamenwahrscheinlich auchverstärkt Frauen ins Spiel, dieweniger
als offizielle Funktionärinnen denVerein (auch) nach außen repräsentierten,
sondern imHintergrundwichtigeArbeiten erledigten.70 Aus denVereinsquel-
lenkonntenschließlichdeutlichmehrals3.000NamenvonSportfunktionärIn-
nen,die bei etwa40VereinenundelfVerbänden tätig gewesenwaren, eruiert
68 BundespolizeidirektionWien, Büro fürVereins-, Versammlungs- undMedienrechtsangele-
genheiten.
69Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA), Serie 1.3.2.119.A32 – Gelöschte Vereine | 1920–
1974; Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA), Archiv der Republik (AdR), BKA BKA-I BPDion
WienVB;AdR, ZNsZStikoWien.
70 Kathrin Steiner, Die „weibliche Seite“ der Hakoah. In: Betz, Löscher, Schölnberger (Hg.),
„...mehr als einSportverein“, 304–318.
Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Titel
- Sportfunktionäre und jüdische Differenz
- Untertitel
- Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Autoren
- Bernhard Hachleitner
- Matthias Marschik
- Georg Spitaler
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-055331-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 376
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918