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20 1 Einleitung: Wien, jüdische Differenz und Sportfunktionäre
enthält.73 Diese Einträge waren der Ausgangspunkt für eine quantifizierende
Analyse, vor allemaber auch fürweitere qualitativeRecherchen.
In einemzweitenSchritt gingesunsdarum,GemeinsamkeitenundUnter-
schiede inden jeweiligenAuseinandersetzungenum jüdischeDifferenz inun-
serer Untersuchungsgruppe, imSinne eines gruppenbiografischen Zugangs,74
zu identifizieren. Neben der quantitativenDatenauswertungwurde dabei pri-
mär auf die historische Diskursanalyse75 alsMethode zurückgegriffen. Vertie-
fendwurdeneinigebiografischeFallbeispiele alsCase Studiesausgeführt. Da-
bei sind wir allgemein davon ausgegangen, dass gesellschaftliche „Texte“
Wirklichkeiten,unddamit auch jüdischeDifferenz, erst konstituieren.DieUn-
tersuchung von Diskursen richtet sich dabei stets auf den Sprach- bzw. Zei-
chengebrauch in bestimmten kommunikativen, oft medialen, Kontexten und
versucht, formaleundinhaltlicheStrukturierungenzudechiffrieren. Indenun-
tersuchten Diskursen zeigen sich Regeln, die das Sagbare, Denkbare und
MachbareundauchderenGegenteil, dasUndenk-oderUnsagbare, strukturie-
ren. Als wichtigste Quellen der Untersuchung versuchten wir im Sinne der
Selbstverortung der untersuchten Personen einerseits auf „Ego-Dokumente“
zurückzugreifen. Gleichzeitig boten sichdie – sowohl Selbst- als auchFremd-
zuschreibungen artikulierenden – (populären) zeitgenössischen Medien als
Quelle an, die besonders auch hinsichtlich unterschiedlicher Textsorten
(Schrift, Foto,Karikatur) indenBlick genommenwurden.
BegriffsdefinitionenundSchreibweisen
Einige Stichworte zur Terminologie unseres Buchs: (1) Die Begriffe „Jüdischer
Verein“bzw.„nichtjüdischerVerein“werdenimFolgendensoverstanden,dass
„nichtjüdischeVereine“alleVereinigungenumfasst,derenMitgliedschaftnicht
exklusiv Jüdinnenund Judenoffenstand,unabhängigdavon, obdieseVereine
Judenbzw. Jüdinnenunter ihrenMitgliedernhattenodernicht. IndiesemSinn
ist z.B. der SC Hakoah ein „jüdischer Verein“, der FK Austria ein nichtjüdi-
scher, kann aber in der zeitgenössischen Zuschreibung durchaus ein „Juden-
verein“ sein. Dementsprechend betrieb die Hakoah „jüdischen Sport“, die
73 Ausgewählte Daten werden in einer Onlinedatenbank auf der Projektwebsite juedische-
sportfunktionaere.vga.at präsentiert.
74 Vgl. dazuz.B. LevkeHarders, VeronikaLipphardt, Kollektivbiografie inderWissenschafts-
geschichte als qualitativeundproblemorientierteMethode. In: Traverse 2 (2006) 81–91.
75 Achim Landwehr, Historische Diskursanalyse (Frankfurt/M. 2008); Philipp Sarasin, Ge-
schichtswissenschaft undDiskursanalyse (Frankfurt/M. 2003).
Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Titel
- Sportfunktionäre und jüdische Differenz
- Untertitel
- Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Autoren
- Bernhard Hachleitner
- Matthias Marschik
- Georg Spitaler
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-055331-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 376
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918