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Sportfunktionäre und jüdische Differenz - Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
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Die jüdische Bevölkerung Wiens in der Zwischenkriegszeit 55 besonderedadurchgesteigert, da JudenundJüdinnen inWien– imGegensatz zuandereneuropäischenStädtenwieetwaBerlin–zumeinen ihreKindernur dann taufen lassen konnten,wenn sich auch ein Elternteil taufen ließ,44 und zumanderenEhenzwischenAngehörigender christlichenund jüdischenReli- gion inÖsterreichnicht erlaubtwaren.DasEhehinderniswegenReligionsver- schiedenheit gemäß § 64 ABGB45 erzwang vor Eheschließungen daher den Übertritt indieReligiondesPartners bzw.derPartnerinoder zumindest einen Austritt und die Erklärung der Konfessionslosigkeit.46 In letzteren Fällenwar seit 1868 wenigstens das Eingehen einer amtlich geschlossenen Notzivilehe möglich.47 DasEhehindernis gemäß§64konnte zwar auchdurcheinenbeim jeweils zuständigenLandeshauptmannanzusuchendenDispensnachgesehenwerden, waseineHeiratvordenpolitischenBehördenohneAustritt ausden jeweiligen Religionsgemeinschaften ermöglichte,48 es handelte sich dabei hinsichtlich Ehen zwischen KatholikInnen und Juden bzw. Jüdinnen aber um eine insge- samtwenig gängigePraxis.49DaauchdaskanonischeRecht solcheEhenaus- 44 Lichtblau, Partizipation, 237. 45 §64ABGB: „Eheverträge zwischen Christen undPersonen,welche sich nicht zur christli- chen Religion bekennen, können nicht gültig eingegangenwerden.“ Diese Norm ersetzten ab August 1938dieBestimmungendesdeutschenReichsgesetzblatts (dRGBl) I 1938, 807ff. 46 Lichtblau, Integration, 503;Goldhammer, JudenWiens, 17–19. 47 RGBlNr.47 vom15.Mai 1868,Art. II Abs. 1;Lichtblau, Partizipation, 237. 48 Vgl. Josef Schey (Hg.), DasAllgemeinebürgerlicheGesetzbuch […]mit einerÜbersicht der RechtsprechungdesOberstenGerichtshofes (Wien 231936) 45 (Anm.8; §64), 52 (§83) undEr- kenntnisse des österr. Obersten Gerichtshofes, Bd. 6 (Wien 1925) 167ff., EntscheidungNr.73 vom 21.2.​ 1924 (beides mit weiteren Verweisen); Österreichische Zeitschrift für Verwaltung (8. 11.​ 1917) 184;ÖsterreichischeAnwalts-Zeitung (1934) 358. 49 ZurAnzahlderFälle, indenenderartigeDispense zwischen 1868und1938erteiltwurden, liegenkeineVerlaufszahlenvor.DerstaatlicheDispensscheint für jüdisch-christlicheEhenvor 1900kaum,nach1918mit zunehmenderHäufigkeit erteiltwordensein.Vgl. JuristischeBlätter ([JBl] 1906) 366f., 413f.;ÖsterreichischeZeitschrift fürVerwaltung (8. 11.​ 1917) 184;NeueFreie Presse (8.7.​ 1925) 3; JBl (1936) 299f. Die amtlichen Statistiken weisen fürWien im Jahr 1920 241 (von insgesamt 30.137), im Jahr 1928 84 (von insgesamt 16.137) und im Jahr 1935 156 (von insgesamt 13.291) EheschließungenalsVerbindungeneines katholischenmit einem jüdischen Partneraus.AllerdingsgehtausdiesenZahlenwederderAnteil ausländischerStaatsangehöri- ger unmittelbar hervor, noch, ob zu den Ehen nur ein staatlicher oder auch ein kirchlicher Dispens vorlag. Bundesamt für Statistik (Hg.), Die Bewegung der Bevölkerung in den Jahren 1914 bis 1921 (Wien 1923) 112f.; Bundesamt für Statistik, Handbuch 1930, 24;Magistratsabtei- lung für Statistik, Jahrbuch 1930–1935, 48f. Durchschnittlichwurden inWien zwischen 1926 und 1928 pro Jahr 310, zwischen 1930 und 1935 pro Jahr 516 Dispense vomEhehindernis der Religionsverschiedenheitgemäß§64ABGBerteilt (insgesamt,d.h.alle fraglichenGlaubensbe- kenntnisse).Magistratsabteilung fürStatistik (Hg.), Statistisches JahrbuchderStadtWien1929 (NF, 1. Jahrgang,Wieno.J.) 9;Magistratsabteilung für Statistik, Jahrbuch 1930–1935, 50.
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Sportfunktionäre und jüdische Differenz Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
Titel
Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Untertitel
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
Autoren
Bernhard Hachleitner
Matthias Marschik
Georg Spitaler
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-055331-4
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
376
Kategorien
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