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Die Blütezeit jüdischer Vereine in Wien 77
tensichstarkaufdenFußballsport zukonzentrierten.27AndereVereinespezia-
lisierten sich auf andere Sportarten. Sobildeten ehemaligeAktivederHakoah
den Hockeyklub „Blau-Weiß“. Borochow, benannt nach einem zionistischen
Vordenker, legteseinenFokusaufdenSchachsportund(Makkabi)Hazairkon-
zentriertesichaufdieLeichtathletik.28NebendenzionistischenVereinengrün-
deten sich auch andere jüdische Klubs. Mit der kurzlebigen Hanizachon for-
mierte sich ein orthodoxer Sportverein.29 Der Jüdische Athletik Club (J.A.C.)
und der Young Jewish Sporting Club standenwiederumderWiener Sozialde-
mokratie nahe.30
Anfangder 1920er-Jahrehatte also der Sportboom,besonders imFußball-
sport,eine jüdischeVereinsgründungswelleausgelöst.DieseTatsachewardem
verstärkten Zuzug osteuropäischer Juden in die Reichshauptstadt im Ersten
Weltkrieggeschuldet,dieausdenehemaligenk.u.k.Regionensowieausdem
Gebiet Russlands, vor unsicheren Lebensbedingungen und Verfolgung geflo-
henwaren.
Viele der Vereine, die zionistisch geprägt waren, nahmen bei ihrer Na-
mensfindungBezugaufdieHeldender jüdischenGeschichte:mitMakkabiauf
denMakkabäeraufstand imzweiten JahrhundertvorunsererZeitrechnung,mit
BarKochbaaufdenAnführer desAufstandes gegendieRömer odermit „Has-
monea“ nach der Hasmonäer-Dynastie, aus der die Makkabäer stammten.31
Auch„Massada“ (JTVMassada,MakkabiXVII) gehört dazu, benanntnachder
Bergfestung, inderdie jüdischenAufständischenumEleasarben Ja’ir 73nach
unsererZeitrechnungdenRömernzu trotzenversuchten.32DieZionistensuch-
ten so an das in ihren Augen „authentische“ prä-diasporische Judentum der
Antike vor der Zerstörung Judäas durch die Römer anzuknüpfen.33 Nebender
historischenBezugnahmewähltenVereineaberauchNamenwieHagibor (Der
Held) oder–bei linkenVereinen–Hapoel (DerArbeiter).34
Als Dachorganisation, die die Interessen der jüdischenVereinewahrneh-
men sollte, konstituierte sich innerhalb des 1903 gegründetenMakkabi-Welt-
27 Marschik, Von jüdischenVereinen, 234.
28 Marschik, Von jüdischenVereinen, 234.
29WienerMorgenzeitung (25. 2. 1922) 9.
30 Marschik, Von jüdischenVereinen, 234.
31 MichaelBrenner, Keine jüdischeGeschichtedes zwanzigsten Jahrhunderts ohneSport. In:
Dachs (Hg.), JüdischerAlmanach, 12–22, hier 13.
32 1912gründete sichder JüdischeTurnvereinMassada–später JüdischerTurnvereinMakka-
bi 17, siehe JüdischeMonatshefte für TurnenundSport, 1913,H. 7, 224f.
33 MosheZimmermann, Der Sport unterwegs nachPalästina – jüdisch, zionistisch, deutsch?
In: JuttaFleckenstein, LisaMariaTillian-Fink (Hg.),NeverWalkAlone. Jüdische Identitäten im
Sport (Berlin 2017) 175–181, hier 177.
34 Brenner, Sport, 13.
Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Titel
- Sportfunktionäre und jüdische Differenz
- Untertitel
- Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Autoren
- Bernhard Hachleitner
- Matthias Marschik
- Georg Spitaler
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-055331-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 376
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918