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Stagnation 81
InteressensgemeinschaftwurdeschließlichunterdemNamenJSVMakkabiein
fixer Zusammenschluss. Zwar verfügte der neueVerein in diversen Sektionen
von Ballsportarten über Leichtathletik bis zumWintersport über ein breites
Angebot.Über eineeigeneSportanlageverfügte er allerdings–entgegeneiner
Meldung imSport-Tagblatt–weiterhinnicht.51
Die finanziellen Probleme der Mitglieder hinterließen auch Spuren beim
Jüdischen Sportverband, der für seine Tätigkeit auf Zuwendungen seinerMit-
gliedervereineangewiesenwar. TrotzdemversuchtederDachverbandmitVer-
anstaltungen – wie einemmehrtägigen Jüdischen Turn- und Sportfest Mitte
Juni 1922amHakoah-Platz–dieeigeneReputationzusteigern.52Auchkames
zur Bildung einer eigenenVerbandsfußballauswahl, gebildet aus Spielern der
Hakoah, Hasmonea, Hechawer und Kadimah, die am 25. März 1924 ihre Pre-
miere gegendenerstklassigenASVHerthavor 1.500Zuschauern feierte.53
Ein Jahr später, am20.August 1925, trafdieAuswahl–nunauchverstärkt
mit SpielernderGrazerHakoah– imRahmeneines internationalen jüdischen
Turn-undSportfestesauf ein jüdischesAuswahlteamPalästinas.DasAntreten
der Gäste hatten die Verantwortlichen von HakoahWien bei ihrer Palästina-
Tournee im Jänner 1925 fixiert.54Auchmit seinem tschechoslowakischenPen-
dantentwickelteder jüdischeDachverbandeinenregelmäßigenSpielverkehr.55
Zu diversenWettbewerben in Prag entsandte der jüdischeDachverband rund
100österreichischeAktive.56AuchwurdeversuchteineeigeneFußballmeister-
schaft für jüdischeVereine zu schaffen,was jedochdaran scheiterte, dass die
teilnehmendenVereineausderWienerVerbandsmeisterschafthättenausschei-
denmüssen.
InderFolgegestalte sichder ökonomischeExistenzkampf sowohl fürVer-
band als auch für die Vereine immer schwieriger und viele Vereinemussten
ihreTätigkeiteinstellen.NebenderHakoahgabes1925nurmehrzehnjüdische
Fußballvereinemit rund 1.800Aktiven.57 DieVereine, die die finanziellenHe-
rausforderungenmeisternkonnten,wandtensichnochstärkerdemZionismus
zu und wichtige Zionisten übernahmen Präsidentenämter. So wurde der be-
kannteArztSanelBeerPräsidentbeimSKHasmonea,deraber 1936 indieUSA
51 Sport-Tagblatt (2.9. 1924) 4.
52WienerMorgenzeitung (5.4. 1922) 7.
53 Sport-Tagblatt (26.3. 1924) 2.
54 Sport-Tagblatt (20.8. 1925) 4.
55 DerMorgen (13.6. 1927) 13.
56 Sport-Tagblatt (9.6. 1927) 6.
57WienerMorgenzeitung (20. 10. 1925) 9.
Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Titel
- Sportfunktionäre und jüdische Differenz
- Untertitel
- Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Autoren
- Bernhard Hachleitner
- Matthias Marschik
- Georg Spitaler
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-055331-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 376
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918