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Bernhard Hachleitner und Georg Spitaler
5 Demografie jüdischer
SportfunktionärInnen
Die Basis der folgendenDarstellungen bildet die imRahmen des Projekts er-
stellte Datenbank jüdischer SportfunktionärInnen, in die – nach den in der
Einleitung präsentierten Kriterien – 633 SportfunktionärInnen aufgenommen
wurden.1 DieAuswahl der konkretenAuswertungenbildete eineKombination
von Erkenntnisinteresse im Sinne der Projekteziele und der Frage, inwieweit
dieQuellen-undDatensituationeserlaubte,dieseAuswertungenvalidevorzu-
nehmen. Die analysierten Daten umfassen Vereinszugehörigkeit, jüdisch/
nichtjüdisch,2Alter,Geschlecht,Wohnadresse,BerufunddiverseVerknüpfun-
gen dieser Variablen. Damit lassen sich Aussagen über den Anteil jüdischer
FunktionärInnen insgesamt und bei einzelnen Vereinen treffen. Die Auswahl
erlaubt auch Aussagen zu einer räumlichen Verteilung der FunktionärInnen
(Wohnadressen und Zuordnung zu einzelnenVereinen) inWien, zu gewissen
sozioökonomischen Fragen (über Beruf und z.T. Wohnadresse). Bei den auf
einzelneVereineundVerbändebezogenenAuswertungenerfolgtedieAuswahl
nach den Kriterien ihrer popularkulturellen Bedeutung, einer qualitativen
Streuung in jüdische und „Mainstream“-Vereine sowie einer für sinnvolle
QuantifizierungenausreichendhohenDatenbasis.
Eines der zentralen Ergebnisse, das sichmit einer der Ausgangshypothe-
sen deckt, ist die geringeAnzahl der Frauen. Von den 633 Personen sind nur
24weiblich, bei 59Personen fehlt dieAngabedesGeschlechts.3 Bei den zuor-
denbarenFällenzeigt sicheinAnteilvon4,2ProzentFrauen,95,8Prozentsind
1 Ander Datensammlung und -eingabewaren alle ProjektmitarbeiterInnen sowie Alexander
Wallner undAlfred Fehringer beteiligt. Die Daten zu denHakoahklubswurden von Susanne
HeleneBetz erhoben. Fürdie statistischeAuswertungdankenwir PhilippSchnell.
2 DieKategorie „jüdisch“bedeutet, dass indenQuellen ein expliziterBeleg (etwadurchzeit-
weiseMitgliedschaft inder IKG,AngabedesmosaischenReligionsbekenntnissesaufdemMel-
dezettel, SelbstzeugnisseoderDokumentederVerfolgungdurchdenNationalsozialismus)auf-
gefundenwerden konnte. „Nicht jüdisch“ bedeutet, dass bei einer eindeutigen Identifikation
der Person entweder ausgeschlossenwerden kann, dass diese Person jüdischwar, oder trotz
guterDatenlage zumindest keinHinweis auf eventuelles Judentumzu findenwar.
3 Hier handelt es sich um FunktionärInnen von jüdischen Vereinen, bei denen die Quelle
(Vorstandslisten bzw. Zeitungsartikel) keinenVornamenanführt und auchdurch andereHin-
weisekeineeindeutigeZuordnungmöglichwar. Esgibt keine Indizien,dass sichunterdiesen
Personen anteiligmehr Frauen befinden als imGesamtsample. Eher dürften esweniger sein,
weil inmanchenvornamenslosenListenFrauenals solchebezeichnet sind.
Open Access. © 2019 Bernhard Hachleitner und Georg Spitaler, publiziert von De Gruyter.
Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution 4.0 International Lizenz (CC BY 4.0).
https://doi.org/10.1515/9783110553314-005
Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Titel
- Sportfunktionäre und jüdische Differenz
- Untertitel
- Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Autoren
- Bernhard Hachleitner
- Matthias Marschik
- Georg Spitaler
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-055331-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 376
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918