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Raum und jüdische Differenz im Wiener Fußball 117
undheiratete1903,bereits inWien,KamillaLöwith (CamillaLöwit).34Erarbei-
tete als Arzt für Allgemeinmedizin in der Floridsdorfer Deublergasse, in der
sich auch der Platz der Admira befand. Brichtawurde kurz nach demErsten
Weltkrieg Präsident derAdmira undübte dasAmt bis 1921 aus. ImGegensatz
zu vielen anderen bekannten Admira-Funktionären war Brichta Sozialdemo-
krat, fungierte als Gemeinde- und Bahnarzt. In einemNachruf zählte ihn die
Arbeiter-Zeitungzu„denältestenundverdienstvollstenParteigenossenFlorids-
dorfs“.35Erdürfte1919amAufstiegdesKlubs indieobersteSpielklasse,derals
parteipolitischmotiviertesManöver tituliertwurde,36nichtunbeteiligtgewesen
sein: Um der Admira die Teilnahme zu ermöglichen, wurde kurzfristig be-
schlossen,dassauchderZweitplatziertederZweitenKlasseaufsteigendürfe.37
Im Jahr daraufwurdederWiederabstieg derAdmira durch einenVerbandsbe-
schluss zur Aufstockung der Liga verhindert.38 Brichta war zu diesem Zeit-
punkt zugleichVizepräsident desÖFB. ImOktober 1921 legte er das Präsiden-
tenamt bei der Admira zurück, blieb aber als Vizepräsident undMitglied des
„internationalenKomitees“ imÖFBtätigundfungierte jahrelangalsReiseleiter
und ärztlicher Betreuer („Verbandsarzt“) der österreichischen Nationalmann-
schaft. Brichtawar im sportpolitischenKontext bestens vernetzt, nicht zuletzt
in einem sportärztlichen Komitee im Wiener Fußballverband, dem neben
Brichta noch Ignaz Hermann Körner (Hakoah), Martin Haudek (Vienna) und
Emanuel Schwarz (Amateure) angehörten.39
SportklubRapid
In „Die Vorstadt führt!“ ist es neben der Admira der Sportklub Rapid, der als
Gegenmodell zu den bürgerlichen „Cityklubs“ Austria undHakoah inszeniert
wird.DerpopuläreWiener Fußballverein, 1897 als 1.WienerArbeiter Fußball-
Clubgegründet, galt als Inbegriff eines „bodenständigen“Vorstadtklubs. „Ra-
pidwurzelt inderBevölkerungundvernachlässigtdenheimischenBodennie.
Die Grün-weißen sind ein Vorstadtklub imbesten Sinne desWortes“, hieß es
34 Indexder JüdischenMatrikenWienundNÖ,Nr. 198788, Zahl 25, Zusatz zur Zahl 91 (8.12.
1903), onlineunter https://www.genteam.at.
35 Arbeiter-Zeitung (7.5. 1929) 4.
36 Leo Schidrowitz, Geschichte des Fußballsportes inÖsterreich. Hrsg. vomÖsterreichischen
Fußball-Bund (Wien/Wels/Frankfurt/M. 1951) 93.
37 DerMontag (23.6. 1919) 4.
38 Sport-Tagblatt (13. 7. 1920) 3.
39 Sport-Tagblatt (5.4. 1923) 4.
Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Titel
- Sportfunktionäre und jüdische Differenz
- Untertitel
- Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Autoren
- Bernhard Hachleitner
- Matthias Marschik
- Georg Spitaler
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-055331-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 376
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918