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Nach 1918
Sportfunktionäre und jüdische Differenz - Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
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140 6 Raum vereinen suchte. Zentral stehendabei dieVersuche, eine „Volksgemeinschaft“ zu konstruieren. Wenn der Begriff im Austrofaschismus mit „österreichisch“ (inSinnedesbesseren,weilkatholischen„Deutschtums“)und„vaterländisch“ zur Deckung gebracht werden sollte,118 dann galt er den Nationalsozialisten zumeist alsSynonymfürDeutsch-undAriertum:„Bodenständig imdeutschen Volkstum ist alles,was die deutscheMutterschicht in sich aufgenommen,mit ihren Nährkräften erfüllt und zu einem eigengearteten Dauerleben verholfen hat. Es ist also die Bodenständigkeit der Gestaltung, dasAngestammtsein der prägendenundlebendigmachendenKraft,diedenletztenAusschlaggeben“.119 Im Austrofaschismus, der den Anschein von Diskriminierung von Juden vermeidenwollte,DiskriminierungenaufvielenEbenenaberzumindestdulde- te,120 wurde „bodenständig“, aber auch stärker als bisher zu einer Chiffre für „nichtjüdisch“. In diesemSinnwurde es auch inder zionistischenPresse ver- standen: „DasWort ‚bodenständig‘ ist ein Ersatz für ‚antisemitisch‘ geworden. Wennman nicht geradeheraus sagenwill, daßmangegen die Juden ist, erklärtman,man sei für die Bo- denständigen.Umdie Judenauszuschalten,produziertman insbesondereaufdemGebiet des Gewerbes undHandels eine Fülle vonGesetzen undVerordnungen zum ‚Schutz der Bodenständigkeit‘. Um jedes Gewerbe, in welchem Juden in merklicher Zahl vertreten sind, wird eineMauer von Beschränkungen, Befähigungsnachweisen, Zunftbestimmun- gen usw. errichtet. Berufszweige und Unternehmungen (Hausierhandel, Ratengeschäft, Waren- undVersandhäuser), welche zu einembeträchtlichen Teile in jüdischenHänden sind, trachtetmanwegen ‚nichtbodenständigenCharakters‘ völlig auszurotten.“121 Noch im Jänner 1938 verlangte der Österreichische Gewerbebund imRahmen seinerAktion „Christenkauft bei Christen“dieEinführungeines „Fremdenge- setzes gegen Juden“. In seiner ZeitungWienerGewerbewurdegefordert: „Es wird in allen Kreisen des bodenständigenWiener Gewerbes auf das lebhafteste be- grüßtwerden,wennendlich einmaldas schon so langeangekündigte Fremdengesetz er- lassenwird, das die Seßhaftmachung ausländischer Judenunmöglichmachen soll.Was die schon imLande befindlichen Israeliten anlangt, sowird das bodenständigeVolk gut daran tun, diesenHerrschaftenauf die Finger zu schauen.“122 118 Markus ErwinHaider, Im Streit um die österreichische Nation. Nationale Leitwörter in Österreich 1866–1938 (Wien 1998) 246, 269. 119 Georg Rückert, Alte kirchliche Opfergebräuche imwestlichen bayrischen Alpenvorland. In:VolkundVolkstum1 (1936) 20–268, hier 29. 120 Vgl. etwaAngelikaKönigseder,Antisemitismus 1933–1938. In: EmmerichTálos,Wolfgang Neugebauer (Hg.), Austrofaschismus. Politik – Ökonomie – Kultur 1933–1938 (Münster/Lon- don/Wien 2005) 54–67. 121 DieNeueWelt (3. 11.​ 1937) 1. 122 Zit. nachDieNeueWelt (25. 1.​ 1938) 1.
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Sportfunktionäre und jüdische Differenz Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
Titel
Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Untertitel
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
Autoren
Bernhard Hachleitner
Matthias Marschik
Georg Spitaler
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-055331-4
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
376
Kategorien
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