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Einleitung: Mobile Jugendarbeit und Wirkungsevaluation 25
schung, wenn nicht nur die grundsätzliche Kompetenz, sondern auch die
Performanz, d.h. die tatsächliche Realisierung dieser Kompetenzen im kon-
kreten Tun und Handeln, erhoben werden soll.
Hinzu kommt begrenztes Wissen über klare Ursache-Wirkungs-
Zusammenhänge aufgrund multipler und komplexer Einflüsse und einer
hohen individuellen Varianz auf Seiten der KlientInnen und deren lebens-
weltlicher Kontexte: Worauf die eine Person anspricht, das mag bei einer
anderen völlig wirkungslos bleiben. So wie in der Welt des Sozialen generell
keine deterministischen Zusammenhänge vorzufinden sind, d.h. sich faktisch
kaum jemals „Ursachen, die zugleich notwendig und ausreichend sind“ (Ma-
yntz 1997, S. 331), identifizieren lassen, gilt dies auch, wenn nicht sogar in
besonderer Weise, für so multikausale und nichtlineare Wirkungszusammen-
hänge wie in der Sozialen Arbeit. Damit gehen grundsätzliche Probleme bei
der Feststellung der Effektivität sozialarbeiterischer Dienstleistungen einher.
Weiters wirken die KlientInnen bzw. NutzerInnen bei der Leistungserbrin-
gung als sogenannte Co-ProduzentInnen mit, d.h. sie müssen einen eigenen
Beitrag zum Gelingen der Intervention leisten (vgl. Klatetzki 2010). Die
Zurechnung von Erfolg oder Misserfolg stellt somit eine Interpretationsleis-
tung dar, der Anteil der sozialarbeiterischen Intervention am Ergebnis ist
nicht eindeutig bestimmbar.
In der Folge dieser Strukturmerkmale steht beispielsweise die Anwen-
dung von Experimentalstudien, denen in der EBP-Methodenhierarchie ein
besonders hoher „level of evidence“ zugesprochen wird, in der Sozialen
Arbeit vor dem Problem, dass die erzielten Erkenntnisse nur auf solche Inter-
ventionen übertragen werden könnten, die vergleichbare Prämissen und Be-
dingungen aufweisen. Eine hohe interne Validität wird mit niedriger externer
bzw. ökologischer Validität erkauft. Damit werden aber die aus Experimen-
talstudien gewonnenen Wirkungsannahmen als Entscheidungsgrundlage für
die sozialarbeiterische Praxis relativ wertlos, denn auch kleine Abweichun-
gen können oft zu völlig konträren Effekten führen. Solche Abweichungen
sind in Arbeitskontexten der Sozialen Arbeit immer gegeben – und in der
Offenen Jugendarbeit angesichts der flexiblen, kontextsensiblen Arbeitsweise
dieses Feldes noch wesentlich ausgeprägter. Selbst wenn eine Maßnahme
prinzipiell wiederholbar wäre, würde sie immer auf andere äußere Situatio-
nen und veränderte Rahmenbedingungen stoßen (vgl. Otto 2007, S. 58ff;
weiters Albus/Ziegler 2013, S. 167f; Menold 2007, S. 38). Auch Horvath et
alii (2009) kommen in ihrer Studie zur präventiven Rolle Offener Jugendar-
beit zum Schluss, dass randomisierte Kontrollstudien in diesem Feld nicht
durchführbar sind und die komplexen sozialen Interventionen eindimensiona-
le Wirkungserfassungen verunmöglichen. Gefordert wird deshalb in den
einschlägigen Fachdiskursen eine gegenstandsadäquate methodologische
Fundierung und methodische Umsetzung, die etwa auch rekonstruktive Ver-
fahren bzw. generell qualitative Forschungsansätze umfassen und insbeson-
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Buch Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit - Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse"
Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Titel
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Untertitel
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Autor
- Hemma Mayrhofer
- Verlag
- Verlag Barbara Budrich
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 378
- Schlagwörter
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Kategorie
- Geisteswissenschaften