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Biografische Fallstudie „Johann“ 127
ckung erkennen, zu der insbesondere eine starke Depression nach dem Ende
der ersten Beziehung und Suchtprobleme beitragen. Zum Zeitpunkt des In-
terviews versucht Johann, durch einen Entzug wieder mehr Handlungshoheit
über sein Leben zu gewinnen.
Analog dazu können als große thematische Felder „mein ereignisarmes
Leben vor dem Jugendtreff“, „mein Engagement für den Jugendtreff“, „mei-
ne Beziehungs- und Drogenprobleme“ identifiziert werden. Die Lebenspha-
sen übergreifend zeigen sich die Themenfelder „Anerkennungskampf mit
meinem Vater“ und „handwerkliche Arbeit als Ressource und Coping-
Strategie“ als zentrale Kontinuitäten.
7.2 Kindheit und Jugendzeit vor dem Jugendtreff-Engagement
Die Kindheit wird in der knappen Stegreiferzählung nur äußerst kurz erwähnt
(„I waß ned, wos i dir sonst vü da drüber dazähl'n kann“, sagt er auf Nachfra-
ge), die eigene Familie überhaupt nur, wie bereits erwähnt, auf Nachfrage der
Interviewerin und erst im späteren Interviewverlauf ausführlicher. Durch die
mit fortschreitendem Gespräch zunehmend dichter werdenden Erzählungen
zur Kindheit und Jugend vor der Jugendtreff-Zeit gewinnt diese Phase an
Gestalt und zeigt sich nicht ausschließlich – wie von Johann zunächst resü-
mierend bewertet – als „magere Zeit“. Das Aufwachsen am Land lässt einer-
seits viel Freiraum und wenig Vorstrukturierung erkennen, andererseits stan-
den den Kindern und Jugendlichen geringe konkrete Beschäftigungsangebote
und -infrastruktur hierfür zur Verfügung. Johann und seine Peergroup schei-
nen häufig sich selbst überlassen gewesen zu sein, sie mussten sich eigen-
ständig Beschäftigung erschließen und die Ressourcen dafür organisieren.
Dies kann im günstigen Fall Eigeninitiative fördern und die Fähigkeit erhö-
hen, aus Wenigem etwas kreativ zu schaffen, aber auch die Gefahr einer
gewissen sozialen Vernachlässigung mit sich führen. Die Aktivitäten der
Gruppe Jugendlicher, der er angehörte und die sich als zentraler Bezugspunkt
zeigt, lassen dieses Spektrum erkennen: „Rauchen“, „Saufen“ und „Kiffen“
zeigen sich als die riskanteren Standard-Freizeitbeschäftigung der gelang-
weilten bzw. unterbeschäftigten Jugendlichen am Land, die sich selbst über-
lassen Verschiedenstes ausprobieren, um die späte Kindheit und frühe Jugend
etwas spannender zu gestalten. Johann beschreibt den sehr frühen Einstieg in
den Suchtmittel-Konsum als sukzessive Steigerungskurve: Bereits mit zehn
Jahren begann das Rauchen, mit elf folgte der Alkoholkonsum und mit zwölf
der Einstieg in weiche Drogen.
Zugleich schufen sich die Jugendlichen eigene (Frei-)Räume, indem sie
Baumhütten-ähnliche Behausungen eigenhändig errichteten und die dafür
benötigten Ressourcen in kreativer, wenn auch nicht immer normkonformer
Weise organisierten. Die erwachsenen Personen scheinen die Aktivitäten der
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Buch Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit - Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse"
Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Titel
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Untertitel
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Autor
- Hemma Mayrhofer
- Verlag
- Verlag Barbara Budrich
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 378
- Schlagwörter
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Kategorie
- Geisteswissenschaften