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Biografische Fallstudie „Johann“ 133
werden. Zugleich steht die eigene handwerkliche Arbeit nicht für sich allein,
sondern fügt sich in komplementäre Zusammenarbeit in einem Team ein.
Früher schon im spielerisch-unverbindlichen Kontext gemachte Erfahrungen
der handwerklichen Zusammenarbeit in der Gruppe (Peergroup, die Hütte
errichtete) kann nun in einem stärker verantwortungspflichtigen Setting wie-
derholt werden.
Nach der Aufbruchsstimmung der Anfangsphase werden die 'Mühen der
Ebene' in Gestalt des Alltagsbetriebs erkennbar: Der Treff musste laufend in
Gang gehalten werden, ähnliche Aufgaben und Probleme stellten sich immer
wieder aufs Neue und mussten gelöst werden, ohne dass damit in der Regel
herausragende Erfolgserlebnisse verbunden waren. Die von Johann geschil-
derten Erinnerungen und Erfahrungen lassen komplexe soziale Aushand-
lungsprozesse zwischen den verschiedenen Akteursgruppen erkennen: inner-
halb der BetreiberInnen, den 'einfachen' NutzerInnen des Jugendtreffs (d.h.
anderen Jugendlichen), mit der Nachbarschaft, den JugendarbeiterInnen so-
wie der Gemeinde. Im Folgenden sollen ausgewählte Erfahrungs- und Aus-
handlungsfelder aus der Betriebszeit des Jugendtreffs näher dargestellt und
auf ihre Wirkweisen hin befragt werden:
In der Verantwortung der BetreiberInnen lag es, Hausregeln für die Nut-
zung des Jugendtreffs (mit Unterstützung der Jugendarbeit) aufzustellen und
anschließend für deren Einhaltung Sorge zu tragen. Eine dieser Regeln defi-
nierte ein Alkohol- und Drogenverbot in den Räumlichkeiten des Jugend-
treffs bzw. ein Zutrittsverbot für Personen unter Suchtmitteleinfluss, dessen
Gültigkeit es offensichtlich immer wieder zu demonstrieren galt. Die Betrei-
berInnen waren kraft ihrer Funktion nicht nur für die eigene Normkonformi-
tät verantwortlich, sondern auch für die der anderen NutzerInnen. Johann
schildert prägnant die Entscheidungsdilemmata, denen sich die BetreiberIn-
nen bei gravierenden Regelverstößen gegenübersahen, konkret wenn sich
einzelne Jugendliche unter massivem Drogeneinfluss vor der Jugendtreff-Tür
befanden und darüber entschieden werden musste, ob sie hinein dürfen oder
nicht:
„Rufst die Rettung, hat er nur Scherereien. Lasst ihn liegen, hast auch nur Scherereien,
weil die Nachbarn sehen das. Mit die brauch ma sich‘s ned no einmal verscherzen,
weil die haben eh viel Geduld eigentlich mit uns g'habt.“ (NI1: S. 5//Z26ff.)
Die dritte Option, nämlich die Person hereinzulassen, gefährdet die Geltung
der Regel. Die Entscheidung zeigt das Bemühen, die Alternative mit den für
alle am wenigsten negativen Folgen zu wählen, nämlich als Ausnahme dekla-
riert Zutritt zu gewähren, verbunden mit einer Verwarnung, dass beim nächs-
ten Mal keine Ausnahme gewährt wird. Bei wiederholter Regelverletzung
wurde ein zeitlich befristetes Hausverbot ausgesprochen, wobei die Jugend-
arbeiterInnen offenbar die Straffreudigkeit der BetreiberInnen etwas ein-
bremsen mussten: „Das mit dem Monat, das ist leider abg'stritten worden (.)
von der MOJA (lacht) (…) Irgendwo, ja im Nachhinein is‘ einleuchtend
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Buch Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit - Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse"
Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Titel
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Untertitel
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Autor
- Hemma Mayrhofer
- Verlag
- Verlag Barbara Budrich
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 378
- Schlagwörter
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Kategorie
- Geisteswissenschaften