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(…)“ (ebd.). An diesem Beispiel wird erkennbar, dass – zumindest retrospek-
tiv, vermutlich aber in beachtlichem Ausmaß auch damals – eine differenzier-
te Auseinandersetzung mit den möglichen Konsequenzen der eigenen Ent-
scheidung in Bezug auf unterschiedliche AkteurInnen stattfand. Zugleich
lässt sich bei Johann ein wachsendes Verständnis für die spezifische Verant-
wortung als Betreiber beobachten, mit der verliehenen Macht auch verant-
wortungsbewusst umzugehen.
Faktisch kämpften die BetreiberInnen selbst damit, ihre eigenen Regeln
einzuhalten. Johanns oben kurz skizzierter frühe Einstieg in den Konsum von
Suchtmitteln, der sich in der Lehrzeit intensivierte, machte es ihm schwer,
der empfehlenswerten Vorbildwirkung als Betreiber immer nachzukommen.
Im Interview wird auch davon berichtet, dass ‚auffälliges‘ Suchtverhalten der
BetreiberInnen von MOJA direkt angesprochen wurde. Die Art der Konfron-
tation wird dabei von Johann, dem dies auch widerfuhr, als persönlich gut
annehmbar geschildert, es wirkt sogar so, als hätte er dies tendenziell als
positive Zuwendung erlebt, wie folgendes Interviewzitat andeutet:
I: „(…) hat er mich einmal drauf ang'redt, der (Name eines Jugendarbeiters, Anm. d.
Verf.): ‚Herst Oida, vorige Woche warst aber schon g'scheit zua, geh? (…).“
I: „Was hat der (Name des Jugendarbeiters, Anm. d. Verf.) dann 'tan?“
B: „Ja, halt mir eben zug'redet, ich sollte es nicht so ganz extremieren, weil grundsätz-
lich, nur weil ich Betreiber bin, hab ich nicht Überrechte. Und ja, das ist mir dann halt
auch irgendwo eing'leuchtet, (…) hab ich cool g'funden, dass er mir das überhaupt
sagt. Und ja, hab mich dann tatsächlich dran g'halten.“ (NI1: S. 26/Z1ff.)
Die Konfrontation des Jugendlichen mit seinem Verhalten erfolgte offenbar
erst eine Woche später und nicht im bewusstseinsbeeinträchtigten Zustand.
Dies wird zwar nicht als gezielte Strategie zum Ausdruck gebracht, es er-
scheint aber naheliegend, dass ein Zeitpunkt für das Ansprechen gewählt
wurde, zu dem der Jugendliche zugänglicher für ein offenes Gespräch war.
Die wohlwollende Empfehlung, es nicht zu übertreiben mit dem Konsum,
wurde, wie sich in nachfolgenden Erzählungen zeigt, in gewissem Ausmaß
beherzigt: Johann rauchte nun laut eigenen Angaben im Jugendtreff weniger
Joints und er wich zum Konsum auf in die in unmittelbarer Nähe gelegene
Wohnung eines Freundes aus. Offenbar war ihm daran gelegen, gegenüber
den anderen NutzerInnen den Eindruck zu erwecken, sich selbst auch an die
Regeln zu halten, um von den anderen die Einhaltung des Konsumverbots
glaubhaft einfordern zu können. Das Verhalten ist dennoch riskant, da die
anderen Jugendlichen auch seinen veränderten Zustand bemerken könnten
bzw. die Abwesenheit mit den anderen BetreiberInnen abgestimmt werden
muss.
In den Darstellungen Johanns wird stark zwischen den BetreiberInnen
und den ‚einfachen‘ NutzerInnen unterschieden, Letztere bezeichnet er teil-
weise auch nur als „die Jugendlichen“, denen er selbst und die anderen Be-
treiberInnen nicht (mehr) anzugehören scheinen. Diese Differenzsetzung mag
zurück zum
Buch Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit - Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse"
Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Titel
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Untertitel
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Autor
- Hemma Mayrhofer
- Verlag
- Verlag Barbara Budrich
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 378
- Schlagwörter
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Kategorie
- Geisteswissenschaften