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Biografische Fallstudie „Johann“ 135
zum einen Ausdruck eines tatsächlichen Altersunterschiedes sein, dürfte aber
auch einem Rollen- und Perspektivenwechsel hin zu BetreiberInnen geschul-
det sein, durch die sie sich in einer verantwortungsvolleren und damit ‚er-
wachseneren‘ Rolle befanden. Dass der Rollenwechsel durchaus auch heraus-
fordernd war, zeigt sich in den Erfahrungen und Reflexionen des (vermutlich
von den unterstützenden JugendarbeiterInnen bestärkten) Anspruchs, die
Wünsche der NutzerInnen mit einzubeziehen. Konkret geschildert wurde der
Wunsch der NutzerInnen, ein „Wuzler-Turnier“ (Tischfußball-Turnier) zu
veranstalten. Dies scheint als gewisse Zumutung erlebt worden zu sein, die
retrospektive Bewertung ist jedenfalls ambivalent: Einerseits stellt Johann
fest, dass das Turnier aufgrund nur eines zur Verfügung stehenden Wuzlerti-
sches nicht wirklich funktionierte, wobei die Ursache dafür vorrangig bei den
NutzerInnen verortet wird, die auf unvernünftige („irrsinnige“) Ideen verfal-
len seien, die von den BetreiberInnen trotz Anstrengungen nicht oder zumin-
dest nicht zur Gänze erfüllbar waren. Andererseits wurde versucht, sich den
Wünschen so weit wie möglich anzunähern: „Ja na, wir hams eigentlich scho
probiert, dass ma das so gut wie möglich hinbiegen“ (NI1: S. 4/Z36f.). Und
am Schluss steht die positive Gesamteinschätzung des improvisierten Tur-
niers: „Oba ja, die Leute haben ihre Hetz g'habt. War dann doch recht wich-
tig.“ (NI1: S. 5/Z9)
Mobile Jugendarbeit wird in Johanns Schilderungen als essenzielle Unter-
stützung im Hintergrund sichtbar, die Anregungen zu Begegnungsmöglich-
keiten mit den Nachbarn einbrachte und Skills zum deeskalierenden Umgang
mit Konflikten vermittelte. Die Kompetenzen wurden dabei mit den Jugend-
lichen auch in Rollenspielen trainiert, um diese auf schwierige Situationen
vorzubereiten. Zudem erlernten sie konfliktvorbeugendes Handeln wie etwa
die Nachbarn über ein geplantes Fest vorweg zu informieren und dazu einzu-
laden. Johann führt den Umstand, dass schlussendlich ein konfliktfreies Ver-
hältnis zu den Nachbarn erreicht werden konnte, auf diese Trainings und
Anleitungen zurück, er stellt einen direkten Wirkungszusammenhang her:
Die Interventionen der JugendarbeiterInnen beförderten auf Seiten der Be-
treiberInnen ein deeskalierendes Verhalten, das wiederum zur friedlichen
Koexistenz mit den Nachbarn führte. Es ist davon auszugehen, dass diese
Erfahrung auch im späteren Leben nutzbar ist und das gewonnene Knowhow
in anderen Situationen angewandt werden kann. Auch an diesem Aspekt zeigt
sich, wie Johann in seiner Rolle als Jugendtreff-Betreiber Verantwortungs-
übernahme erfährt: Er und die anderen BetreiberInnen sind verantwortlich
dafür, dass der Konflikt mit den Nachbarn nicht eskaliert, da dadurch die
Existenz des Treffs gefährdet werden könnte. Sie können nicht unreflektiert
parteiisch mit lärmenden Jugendlichen sein, sondern müssen zugleich auf ein
ausreichend friedliches Verhältnis zu ihren relevanten Umwelten achten. Ihr
Vorgehen dabei beschreibt Johann folgendermaßen:
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Buch Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit - Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse"
Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Titel
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Untertitel
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Autor
- Hemma Mayrhofer
- Verlag
- Verlag Barbara Budrich
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 378
- Schlagwörter
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Kategorie
- Geisteswissenschaften