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Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit - Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
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140 Hemma Mayrhofer ter eine Gratwanderung bleiben, die mal mehr, mal weniger zu gelingen scheint. Johann lässt sich beim Entzug nicht durch professionelle Hilfe be- gleiten, er argumentiert, sich selbst gut im Griff zu haben, da er bei starkem Verlangen einen Joint rauchen könne. Er will einerseits weg von Drogen, andererseits schwärmt er von deren Wirkung, vor allem von ‚Speed‘ und dem Gefallen, den er an der durch die Droge bewirkten Leistungssteigerung fand. ‚Speed‘ wird nicht nur als Problem, sondern auch als Lösung gesehen, und zwar vor allem als Lösung für zu wenig Zeit zum Schlafen und für Leis- tungserfordernis. Johann erinnert sich durchaus gerne an seine Zeit der ge- steigerten Sucht zurück („will die Zeit nicht missen“). Der Drogenkonsum hat insgesamt großen Einfluss auf sein Leben, teils dürfte er die Drogen unter Kontrolle haben, nicht selten scheinen die Drogen allerdings auch ihn im Griff zu haben. Bemerkenswerter Weise gewinnt genau in der Zeit der größten Krise die Beziehung zum Vater eine neue Wendung. Johann führt dies darauf zurück, dass durch seine Persönlichkeitsveränderung infolge der Sucht die bisherigen Muster der Konfliktkommunikation nicht mehr funktionierten. In der Folge entstand (jedenfalls phasenweise) Raum für eine neue Qualität von Gesprä- chen, in denen der Sohn dem Vater dessen Unfähigkeit rückspiegelte, ihm Anerkennung und Respekt entgegenzubringen. Zugleich kommuniziert er damit zumindest indirekt mit, dass ihm solch eine Anerkennung und der Respekt des Vaters wichtig sind: „(…) irgendwie sim ma ins Reden kommen, wo ich ihm dann g'sagt hob: ‚Herst oida, du schaffst das ja nicht amal, dass d'ma irgendwie das G'fühl vermittelst, dass ich ak- zeptiert bin beziehungsweise respektiert werd von dir. Ich lass ma nicht jedes Mal von dir sagen, dass ich a Trottel bin (…).‘„ (NI1: S. 14/Z8ff.) Johann scheint nun auch neu eine Strategie des temporären Beziehungsab- bruchs zu verfolgen, er meldet sich etwa nach einer Auseinandersetzung bei seinem Vater tagelang nicht. Diesem fehlt dadurch das Gegenüber, um die bisherigen Beziehungsmuster des Konflikts und der Abwertung weiterführen zu können. Offensichtlich ist aber dem Vater nicht an einem Abbruch der Beziehung zu seinem Sohn gelegen. Johann lässt Bereitschaft erkennen, sich notfalls auch von seinem Vater zu lösen, anstatt in einer negativen Bindung zu bleiben. Er erschließt sich damit neue Freiheiten. Wenn der Vater Bezie- hung will, muss er andere Formen des In-Beziehung-Tretens zu seinem Sohn finden. Diese neuen Gesprächsmöglichkeiten scheinen sich durch den nach- folgenden Entzug bzw. den reduzierten Drogenkonsum zusätzlich verbessert zu haben. Die rekonstruierte Lebensgeschichte und die Selbstdeutungen des Biogra- fen zeigen einige offene Entwicklungen und kritische Gratwanderungen, insbesondere im Umgang mit Drogen. So hadert Johann mit sich selbst we- gen eines Rückfalls im Entzug, er reflektiert seine Umsetzungsschwäche in Bezug auf die artikulierten Pläne und sieht sich selbst in einem noch länger
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Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
Titel
Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Untertitel
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
Autor
Hemma Mayrhofer
Verlag
Verlag Barbara Budrich
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-8474-1130-7
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
378
Schlagwörter
Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
Kategorie
Geisteswissenschaften
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