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8 Biografische Fallstudie „Roxane“: Mobile
Jugendarbeit als Sicherheitsnetz für Jugendliche
und Unterstützung bei der Identitätsarbeit
Florian Neuburg28
Die 23-jährige junge Frau, auf deren Erzählungen die folgende Falldarstel-
lung beruht, soll hier Roxane genannt werden (Name geändert). Ihre biografi-
schen Eckdaten lassen sich folgendermaßen umreißen: Roxane flüchtete als
Kind mit ihrer Familie vor dem Krieg in Afghanistan nach Österreich. Seit
damals lebt die Familie in Wien. Roxane versteht sich als Muslima. Sie er-
zählt, dass ihr Vater Paschtune ist und aus einer konservativen Familie in
einem ländlich geprägten Teil Afghanistans kommt. Die Familie ihrer Mut-
ter, welche sie als Farsi bezeichnet, charakterisiert sie hingegen als liberal
und urban. Roxane hält fest, dass ihre Mutter in Afghanistan Anwältin war.
Roxane selbst hat einen älteren Bruder und sieben jüngere Geschwister. Ob
ihr älterer Bruder auch noch im Haushalt der Eltern wohnt, wissen wir nicht,
auf die jüngeren Geschwister trifft das vermutlich zu. Roxane berichtet, dass
sie in der Schule oft gefehlt und darum die Hauptschule nicht abgeschlossen
habe. Einen Hauptschulabschlusskurs, den sie später besuchte, schloss sie
erfolgreich mit der Hauptschulreife ab. Im Anschluss daran absolvierte sie
eine Ausbildung zur Kosmetikerin und Visagistin. In diesem Bereich hat sie
danach aber nie gearbeitet. Mehrere Versuche, einen längerfristigen Job zu
finden oder eine weitere Ausbildung zu absolvieren, sind bisher fehlgeschla-
gen.
Roxane stand ab 2002 in Kontakt mit der mobilen Jugendarbeit und ab
2006 wurden verschiedene Angebote der Offenen Jugendarbeit ein zentraler
Bezugspunkt in ihrem Leben. JugendarbeiterInnen in verschiedenen Einrich-
tungen wurden zu wichtigen Bezugspersonen für Roxane und zudem zu Be-
raterInnen und UnterstützerInnen bei gravierenden persönlichen Krisen, die
sie immer wieder zu bewältigen hatte.
Heute, im jungen Erwachsenenalter, scheint sich Roxane nach wie vor da-
rum zu bemühen, beruflich Fuß zu fassen. Sie ist ledig und lebt derzeit ver-
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28 Ich danke Judith Haberhauer, Hemma Mayrhofer, Julia Pollak und Andrea Werdenigg für
wertvolle Analysebeiträge.
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Buch Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit - Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse"
Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Titel
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Untertitel
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Autor
- Hemma Mayrhofer
- Verlag
- Verlag Barbara Budrich
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 378
- Schlagwörter
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Kategorie
- Geisteswissenschaften