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Biografische Fallstudie „Roxane“ 151
sichtlich Politikerin und Roxane interessierte sich für Jugendpolitik. Die
Arbeit im TV-Bereich war für sie anscheinend eine intellektuelle Herausfor-
derung. Sie erzählt, dass sie oftmals selbstständig ihr unbekannte Begrifflich-
keiten recherchierte und sich mit Zusammenhängen auseinandersetzte, die ihr
bis dahin nicht bewusst waren. Die Arbeit an der Fernsehsendung zeigt sich
in Roxanes Lebensdarstellung als Quelle der Anerkennung. Sie berichtet
zudem, dass sie über dieses Engagement viele Leute kennenlernen konnte.
Während des Interviews streicht sie in diesem Zusammenhang auch heraus,
dass sie ein Mensch sei, der sich Ziele setzt und diese dann konsequent ver-
folge.
„(...) u n d, irgendwann mal äh hab ich mir selber eine eigene Fernsehsendung ge-
macht, und äh . es war schwierig, also wegen deutschsprachig, weil ich konnte (ja)
nicht so gut Deutsch, aber ich wolle meine Ziele erreichen, weil für mich ist wichtig,
wenn ich was will, dann erreich ich alles. Also sozusagen. (NI2: S. 2/Z3ff.)
Diese Selbstdeutung steht allerdings in einem scharfen Kontrast zu Roxanes
Schilderungen, dass sie im Laufe der Zeit einige Misserfolge erlebt habe. Der
Abschluss der Hauptschule ist ihr (zunächst) nicht gelungen, ebenso wenig
der Führerschein, mehrere Bewerbungsgespräche haben ihr keine Arbeitsstel-
le eingebracht, das Konzept ihrer ersten Fernsehsendung geht nicht auf und
der Versuch, einen Ausbildungsplatz im Sozialbereich zu bekommen, schei-
tert mehrfach.
Roxane scheint sich eine bestimmte Strategie zurechtgelegt zu haben, um
mit solchen Rückschlägen umzugehen:
I: Du hattest auch ein Vorstellungsgespräch (-)
B: Genau ich hab auch einen gehabt, aber leider, hat sich nicht geklappt, das war in
Fitness auch, zwei sogar. . Da will ich nicht arbeiten. Die zahlen kein Urlaubsgeld und
kein Weihnachtsgeld, u n d äh, ich muss viel arbeiten und dann denk ich mir, na danke,
ich arbeite lieber woanders. Es lohnt sich gar nicht. (NI2: S. 41f./Z43ff.)
Mehrfach betont sie im Zusammenhang mit einem persönlichen Misserfolg,
dass sie den Erfolg aus unterschiedlichen Gründen eigentlich gar nicht woll-
te. So kann sie ihre Selbstwahrnehmung einer jungen Frau, die alles schaffen
kann, zumindest theoretisch aufrechterhalten.
Die JugendarbeiterInnen werden im Laufe der Zeit zu zentralen Vertrau-
enspersonen Roxanes, mit denen sie über alles reden kann. Speziell einzelne
Personen werden sehr wichtig für sie. Sie beschreibt, wie diese Beziehungen
über die Zeit auch eine private, freundschaftliche Komponente entwickelten.
Über die Jugendarbeit bekommt sie schließlich die Möglichkeit, in den Be-
reich der Sozialen Arbeit hinein zu schnuppern. Dabei übernimmt sie auch
betreuerische Aufgaben gegenüber anderen Kindern und Jugendlichen. Dass
ihr das zugetraut wird, gilt ihr als Beweis, dass das Vertrauensverhältnis zu
den JugendarbeiterInnen ein wechselseitiges ist.
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Buch Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit - Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse"
Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Titel
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Untertitel
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Autor
- Hemma Mayrhofer
- Verlag
- Verlag Barbara Budrich
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 378
- Schlagwörter
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Kategorie
- Geisteswissenschaften