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172 Judith Haberhauer, Hemma Mayrhofer, Florian Neuburg, Andrea Werdenigg
SR1). Man „redet in teilnehmender Beobachtung zwangsläufig mit den Mit-
gliedern des Feldes“ (Dellwing/Prus 2012, S. 112), Roland Girtler hat hierfür
den Terminus „ero-epische Gespräche“ kreiert (Girtler 2004, S. 46f.). In SR2
und SR4 wurden darüber hinaus leitfadengestützte Interviews mit Stakehol-
dern aus dem näheren oder weiteren Umfeld der mobilen Jugendarbeit
durchgeführt. Im Rahmen von SR3 wurden im Zuge des beobachteten Festes
insgesamt 16 ethnografische Interviews realisiert und transkribiert. In diesem
Setting erfolgten die Befragungen spontan mit aktiv an der Veranstaltung
beteiligten Jugendlichen, den vor Ort anwesenden politischen VertreterInnen
und mit Eltern von Jugendlichen, die BesucherInnen des Festes waren. Diese
Gespräche ergänzten und vervollständigten das Bild zur Arbeit mobiler Ju-
gendarbeit. Die derart gewonnenen Daten ließen sich auf verschiedenste
Weise mit den Beobachtungen verbinden, lieferten Hintergrundinformatio-
nen, Einschätzungen und Bewertungen, die im Rahmen von Beobachtungen
nicht erfasst werden könnten.
Zugleich muss im Blick behalten werden, dass „Aussagen, die soziale
Akteure in Interviews machen, nicht als angemessenes Substitut für die Be-
obachtung tatsächlichen Verhaltens gesehen werden“ (Gobo 2008, S. 5, zit.
in Dellwing/Prus 2012, S. 114), weil im Gespräch verkürzt oder auch ideali-
siert wird, Geschichten erzählt werden. Auf diesen Umstand wurde bei der
Auswertung geachtet und reflektiert bzw. berücksichtigt, aus welchem Mate-
rial die jeweiligen Informationen stammten. Zu ergänzen ist, dass in Inter-
views andere Informationen, die wiederum über Beobachtung oft nicht direkt
zugänglich sind, gewonnen werden können, etwa zu persönlichen Einstellun-
gen oder Bewertungen bzw. Reflexionen, die für Wirkungsevaluation eben-
falls bedeutsam sind.
9.3 Reflexion der BeobachterInnenrolle und des Einflusses der
ForscherInnen auf das Feld
EthnografInnen schlüpfen für den Zeitraum der Beobachtung in die Rolle von
„interessierten Laien“, mit dem Ziel, sie interessierende Prozesse, wie Blu-
mer es bereits 1968 formulierte, in „intimer Bekanntschaft“ (zit. n. Dell-
wing/Prus 2012, S. 9) zu erfahren. Diese Rolle und der einhergehende Refle-
xionsprozess soll exemplarisch an der Fallstudie im städtischen Raum darge-
stellt werden: Vor der ersten Beobachtung wurde mit dem Team von BoS
16/17 das Vorgehen geklärt. Grundsätzlich galt, dass die SozialarbeiterInnen
ihre Arbeit nicht nach dem Forschungsinteresse richten sollen, sondern ihrer
Arbeit so nachgehen, wie sie es auch ohne Beobachtung tun würden. Die
Outreaches fanden also nicht speziell für die Beobachterin statt, sondern
stellten die Routine der mobilen Jugendarbeit dar, hatten aber durch die Be-
obachterin eine Sonderrolle, die der Reflexion bedurfte. Die Beobachterin
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Buch Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit - Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse"
Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Titel
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Untertitel
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Autor
- Hemma Mayrhofer
- Verlag
- Verlag Barbara Budrich
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 378
- Schlagwörter
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Kategorie
- Geisteswissenschaften