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190 Judith Haberhauer, Hemma Mayrhofer
beim Kontakt mit Jugendlichen mit spezifischem ethnischen Hin-
tergrund von Bedeutung.
• Prinzipiell ist bei Neukontakten zu überlegen, ob auch genug Res-
sourcen vorhanden sind, solch neue Kontakte „abzuarbeiten“, d.h.
danach die Zeit zu finden, mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Hier
wird dem Prinzip gefolgt: Qualität vor Quantität der Kontakte.
Die JugendarbeiterInnen gehen somit nicht allzu häufig aktiv auf ihnen unbe-
kannte Jugendliche zu; die erste Kontaktaufnahme wird auf eine sehr vorsich-
tige Annäherung reduziert. Beobachtet wurden bei den begleiteten
Outreaches insgesamt zwei Kontaktaufnahmen mit offensichtlich unbekann-
ten Jugendlichen: In der ersten dieser Kontakte beginnt ein Jugendarbeiter
mit einem der Jugendlichen, den er noch nicht kennt, zu sprechen. Dieser
erzählt, dass er aus Afghanistan sei, keine Familie mehr habe, seit zwei Jah-
ren in Österreich lebe und Deutsch lerne. Der Mitarbeiter äußert daraufhin,
dass er wirklich sehr gut Deutsch spreche; der zweite Jugendarbeiter erklärt
parallel zwei anderen unbekannten Jugendlichen, was BoS 16/17 sei und was
sie machen. Der älteste der Jugendlichen, er dürfte ca. 17 Jahre alt sein, kün-
digt daraufhin an, dass er einmal in der Anlaufstelle vorbeikommen werde
wegen einer Bewerbung. Der Jugendarbeiter bestärkt ihn, das solle er ruhig
machen, und teilt ihm die Journalzeiten der Einrichtung mit (vgl. SR1-BP8).
In der zweiten beobachteten Kontaktaufnahme treten zwei JugendarbeiterIn-
nen an eine Gruppe Jugendlicher heran, die gerade einen Joint kreisen lassen
(vgl. SR1-BP10). Der Vorfall wird in Kapitel 10.3. näher geschildert.
Situativ entschieden wird von den StreetworkerInnen, wie viele Personen
des Teams sich an einer (ersten) Kontaktaufnahme mit Jugendlichen beteili-
gen, manchmal wird kurz hierüber miteinander beraten. In manchen Fällen
wird auch generell gegen eine Kontaktaufnahme entschieden, bei einer Be-
obachtung wurde etwa der Beobachterin erläutert, dass einer von zwei im
Park anwesenden Jugendlichen bislang immer eine „unübersehbare Abwehr-
haltung“ gegen die StreetworkerInnen an den Tag gelegt habe, sodass von
einer Kontaktaufnahme Abstand genommen werde (SR1-BP5). In dieser
Situation wird erneut deutlich, wie sehr die BoS-MitarbeiterInnen bemüht
sind, niemandem im öffentlichen Raum durch ihre Arbeit lästig zu fallen.
Ein Vorteil der flexiblen Streetworkeinsätze ist, dass sich die mobile Ju-
gendarbeit an geänderte Raumnutzungen der Jugendlichen anpassen kann,
dies wird durch die unterschiedliche Aufenthaltszeit in den einzelnen Parks
ersichtlich. Durch die unregelmäßige Präsenz im Park sind die Jugendarbeite-
rInnen für die Jugendlichen dort allerdings nicht verlässlich erreichbar, dies
kann im konkreten Kontext aber durch den Journaldienst in der Anlaufstelle
ausgeglichen werden. Das städtische Gefüge mit kürzeren bzw. leichter zu
überwindenden Distanzen erweist sich dabei als vorteilhaft, mobile Jugend-
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Buch Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit - Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse"
Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Titel
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Untertitel
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Autor
- Hemma Mayrhofer
- Verlag
- Verlag Barbara Budrich
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 378
- Schlagwörter
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Kategorie
- Geisteswissenschaften