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210 Hemma Mayrhofer
onsarbeit muss vorrangig von den professionellen Teams selbst unter Wah-
rung fachlicher und ethischer Standards geleistet werden, da bei direkter
Kontrolle durch externe Personen abträgliche Folgen für die Kontaktsituatio-
nen zu befürchten sind.
Interessiertes Zuhören und Alltagsgespräche – Vermittlung von
Werten und Normen
In den beobachteten Gesprächen mit Jugendlichen befinden sich die Jugend-
arbeiterInnen häufig in der Rolle, den Jugendlichen bei allem, was diese
bewegt bzw. was sie für mitteilenswert halten, interessiert zuzuhören. Die
Jugendlichen erzählen Unterschiedlichstes aus ihrem Leben, die Gespräche
drehen sich dabei oft um Alltägliches wie Freizeitaktivitäten oder Beziehun-
gen zu anderen Personen. Häufig bleibt es auf dieser Ebene, manchmal ent-
steht daraus ein tiefergehendes Gespräch über belastende Vorfälle bzw. Le-
benssituationen der Jugendlichen. Die scheinbar oberflächlichen Unterhal-
tungen ermöglichen den Jugendlichen die Erfahrung, dass die Jugendarbeite-
rInnen immer ein offenes Ohr für sie haben, was auch immer sie Wichtiges
oder Unwichtiges erzählen; dies kann zum Vertrauensaufbau beitragen und
die Grundlage dafür schaffen, dass auch ernsthaftere Probleme und Sorgen
zum Gesprächsgegenstand gemacht werden (s.u.).
Grundsätzlich ließen sich solche Alltagsgespräche auch dafür nutzen, um
quasi nebenbei in einer dezenten oder spielerischen Weise zentrale gesell-
schaftliche Werte und Normen zu vermitteln sowie in aktiven kommunikati-
ven Auseinandersetzungen mit den Jugendlichen soziale Differenzen und
Normierungen zu konstruieren, dekonstruieren und transformieren (vgl. Ma-
yrhofer 2015, S. 209). In dieser Hinsicht zeigen sich die JugendarbeiterInnen
in der sozialräumlichen Fallstudie zum Jugendspielplatz allerdings äußerst
zurückhaltend. Es geht in den Gesprächen in der Regel wenig um eine offene
und anregende Erörterung bestimmter Themen, welche die Jugendlichen
bewegen könnten, und kaum darum, über Meinungen, Ansichten bzw. nor-
mative Orientierungen, also darüber, was richtig ist und was nicht oder wel-
ches Verhalten u.U. ein hohes Risiko darstellen könnte, zu diskutieren und zu
verhandeln.
An folgendem beobachteten Beispiel soll dies verdeutlicht, aber auch dis-
kutiert werden, welche Risiken solch normverdeutlichende oder soziale Dif-
ferenzen irritierende Impulse für die Beziehung zwischen Jugendlichen und
JugendarbeiterInnen mit sich führen können: In einer Interaktion zwischen
zwei Jugendarbeiterinnen und einer Gruppe von vier männlichen und zwei
weiblichen Jugendlichen über das Tuning von Mopeds und organisierte Stra-
ßenrennen zwischen Jugendlichen am Lande stehen – wenig überraschend –
die männlichen Jugendlichen im Zentrum bzw. rücken sich durch ihre Erzäh-
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Buch Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit - Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse"
Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Titel
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Untertitel
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Autor
- Hemma Mayrhofer
- Verlag
- Verlag Barbara Budrich
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 378
- Schlagwörter
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Kategorie
- Geisteswissenschaften