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216 Hemma Mayrhofer
JugendarbeiterInnen zu sprechen. Die Interaktion wurde vom Alltagsgeplau-
der zu einer professionellen Hilfsinteraktion, die Jugendliche zur Klientin, die
JugendarbeiterInnen zu professionellen BeraterInnen. Sie wurden als alterna-
tive Ansprechebene zur Familie gesucht, konkret wurde dabei beraten, wie
die Jugendliche mit ihrer als schwierig erlebten Familiensituation umgehen
könnte. Die beobachtete Situation vermittelte den Eindruck, dass die beiden
JugendarbeiterInnen in der Rolle als Vertrauenspersonen und BeraterInnen
akzeptiert wurden. Es liegt nahe, dass sie auch unterstützend einwirken konn-
ten bzw. können, wenn auch aus der Situation nicht ersichtlich wurde, wie
nachhaltig sich die gebotene Unterstützung gestaltete.
Die in den Beobachtungsprotokollen festgehaltenen Interaktionen beim
Outreach lassen erkennen, dass das Arbeitssetting mobiler Jugendarbeit im
öffentlichen Raum manchmal Grenzen für bestimmte Interventionen setzt. Es
ist in diesem räumlichen Setting etwa mitunter schwierig, ein vertraulicheres
Gespräch mit nur einer Person zu führen, wenn auch andere Jugendliche
anwesend sind und zuhören können. Hierfür braucht es Möglichkeiten des
(unauffälligen) Rückzugs.
In der oben geschilderten Beratungsinteraktion kam auch zum Ausdruck,
dass die Weitervermittlung zu spezialisierten Hilfen eine besondere Heraus-
forderung darstellt: Die Jugendliche lehnte den Vorschlag der Jugendarbeite-
rInnen, die familiäre Situation auch mit dem Jugendamt zu besprechen, eher
ungehalten ab, es dürfte in der Vergangenheit eine negative Erfahrung mit
dieser Behörde gegeben haben. Das zu den GOOSTAV-MitarbeiterInnen
aufgebaute Vertrauen lässt sich nicht einfach auf die spezialisierte Hilfsein-
richtung übertragen. Hierin kommt eine generelle Limitation niederschwelli-
ger, ganzheitlicher Jugendarbeit zum Ausdruck, die nicht für die breite Palet-
te an Problemlagen, die an sie herangetragen werden, über Spezialkompeten-
zen verfügen kann. Sie kann damit aber auch das aufgebaute Vertrauen für
umfassendere Beratung und Unterstützung in diesen Angelegenheiten nicht
unmittelbar nutzen. Besondere Bedeutung gewinnt deshalb niederschwellige
Schnittstellenarbeit bzw. die Frage, wie der aufgebaute Kontakt für andere
Hilfseinrichtungen nutzbar gemacht werden kann. Die JugendarbeiterInnen
versuchen, solche Prozesse des Übergangs durch verschiedene Hilfestellun-
gen zu erleichtern. Bei einem Outreach im Mai 2015 wurde etwa in einem
Gespräch zwischen den beiden JugendarbeiterInnen geplant, für einen Bur-
schen bestimmte Informationen für den Zugang zu psychologischer Hilfe zu
recherchieren. Allgemein zeigt sich gut funktionierende Vernetzung zu ande-
ren, höherschwelligen Einrichtungen als essenzielle Voraussetzung (wenn
auch nicht hinreichende Bedingung) für das erfolgreiche Erschließen spezia-
lisierter Hilfen.
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Buch Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit - Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse"
Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Titel
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Untertitel
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Autor
- Hemma Mayrhofer
- Verlag
- Verlag Barbara Budrich
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 378
- Schlagwörter
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Kategorie
- Geisteswissenschaften