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Fallstudie zu Outreach-Angebot im ländlichen Raum 217
Wünsche und Interessen der Jugendlichen an Kommunalpolitik
weitervermitteln
Im sozialräumlichen Fallbeispiel „Jugendspielplatz“ engagierten sich die
JugendarbeiterInnen kontinuierlich als Bindeglied zwischen den jugendlichen
NutzerInnen und der Gemeindevertretung. Vorrangig vermittelten sie Interes-
sen und Anliegen der Jugendlichen an die Gemeinde, nur vereinzelt war
beobachtbar, dass Anliegen Letzterer an die Jugendlichen herangetragen
wurden. Dies entspricht der kritisch-parteilichen Rolle der JugendarbeiterIn-
nen für die Jugendlichen, sie treten im beobachteten Outreach-Angebot als
Delegierte und Interessensvertretung der Jugendlichen auf. Als essenzielle
Voraussetzung hierfür zeigt sich, dass es beiderseitiger Akzeptanz bedarf, um
diese Rolle erfolgreich ausüben zu können, also sowohl die Jugendlichen als
auch die Gemeindevertretung die JugendarbeiterInnen in der konkreten Um-
setzung dieser vermittelnden Rolle ausreichend anerkennen müssen. Die
Fallstudie machte zugleich erfahrbar, dass dies alles andere als selbstver-
ständlich ist. Die JugendarbeiterInnen verfügen über keine spezifischen
Machtressourcen, die ihre Akzeptanz als VermittlerInnen wahrscheinlicher
machen könnten, beide Seiten können die Beziehung leicht aufkündigen bzw.
das Vermittlungsbemühen ablehnen. Gelingt es aber, für diese vermittelnde
Rolle von beiden Seiten die nötige Legitimation zu gewinnen, dann ergeben
sich durch die „Brokerstellung“ der JugendarbeiterInnen wichtige Einfluss-
und Wirkmöglichkeiten.
Verdeutlicht werden sollen die wechselhaften Vermittlungsmöglichkeiten
anhand von zwei beobachteten Interaktionen zwischen den JugendarbeiterIn-
nen und Jugendlichen am Outreach-Ort. Beim ersten begleiteten Outreach im
August 2014 deponierten zwei Burschen im Gespräch mit den beiden Ju-
gendarbeiterinnen den Wunsch nach Spielfeldlinien auf dem Fußballplatz
und einer Einzäunung des Geländes, damit der Ball nicht mehr in die umlie-
genden Felder rollen könne. Die Jugendarbeiterinnen erwiderten darauf,
diesen Wunsch schon vor Wochen den zuständigen GemeindevertreterInnen
vorgetragen zu haben, man müsse jetzt darauf warten, was diese beschließen
würden. Auf spätere Nachfrage des Beobachters (die Jugendlichen waren
nicht mehr anwesend), weshalb die Jugendlichen nicht selbst die Linien auf
den Asphalt malen würden, wurde die Einschätzung abgegeben, dass die
Jugendlichen befürchten könnten, durch eine nicht von der Gemeinde abge-
segnete Veränderung des Platzes diese Freizeitfläche u.U. zu verlieren – im
Beobachtungsprotokoll wurde festgehalten: „aus Angst, dass man ihnen das
wenige, was sie haben, auch noch wegnehmen könnte“. Die beschriebene
Szene lässt die damals vorhandenen Konfliktkonstellationen durchschim-
mern, die unten noch näher beschrieben werden. Die Position der Jugendar-
beit stellt sich in der Situation als relativ machtlos dar, sie kann die Wünsche
der Jugendlichen lediglich „vortragen“, die Entscheidungen werden woanders
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Buch Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit - Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse"
Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Titel
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Untertitel
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Autor
- Hemma Mayrhofer
- Verlag
- Verlag Barbara Budrich
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 378
- Schlagwörter
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Kategorie
- Geisteswissenschaften