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218 Hemma Mayrhofer
getroffen. Zugleich beobachten die Jugendarbeiterinnen die Position der
Jugendlichen gegenüber der Gemeinde ebenfalls als machtlos und zusätzlich
noch als verängstigt und eingeschüchtert. Die Gemeinde wiederum wird in
der Sequenz als mächtig, tendenziell unberechenbar, bürokratisch und den
Jugendlichen gegenüber nicht wirklich wohlwollend, sondern eher kontrollo-
rientiert präsentiert. Die komplexe Konfliktkonstellation soll an dieser Stelle
nicht detaillierter ausgeführt werden, zu diskutieren ist allerdings, inwieweit
die Wahrnehmung der Jugendlichen als schwach und ängstlich die Hand-
lungs- und Gestaltungsspielräume noch mehr einengen könnte, da man ihnen
und sich selbst wenig zutraut.
Im Mai 2015 wurde bei einem Outreach am Jugendspielplatz folgende
Unterhaltung zwischen JugendarbeiterInnen und sechs männlichen Jugendli-
chen beobachtet: Die zwei im Outreach tätigen JugendarbeiterInnen nutzten
die Nachfrage eines Burschen nach dem Ball als Gelegenheit, um zur gesam-
ten Gruppe von Jugendlichen zu gehen und sie im Anschluss an die Frage, ob
sie auch nicht stören würden, über Neuigkeiten den Platz betreffend zu in-
formieren. Das Gelände solle auf Beschluss der Gemeinde eine Beleuchtung
erhalten, zudem sei ein Zaun zur Begrenzung des Fußballfeldes geplant. Die
Jugendlichen wurden in Bezug auf den Zaun nach ihren Wünschen gefragt,
sie erhielten dadurch Mitgestaltungsmöglichkeit und Anerkennung als Exper-
ten für die Ausgestaltung des Zaunes (z.B. wie hoch muss er sein etc.) signa-
lisiert. All dies wurde von den Jugendlichen den Wahrnehmungen des Be-
obachters zufolge sehr positiv aufgenommen. Die JugendarbeiterInnen konn-
ten in dieser Interaktion ihr Engagement für die Wünsche der Jugendlichen
zeigen, sie traten als AkteurInnen auf, die sich darum kümmern, dass die im
Gemeinderat beschlossene Beleuchtung des Platzes umgesetzt und eine Um-
zäunung an den Seiten zu den landwirtschaftlichen Feldern errichtet wird.
Die Szene hinterließ den Eindruck, dass sie ihre vermittelnde Rolle wieder
erfolgreich wahrnehmen und den Jugendlichen so auch Erfolge berichten
können.
Hinzuzufügen ist, dass die zweite geschilderte Interaktion zu einem Zeit-
punkt stattfand, zu dem sich die Beziehung zwischen Gemeinde und
GOOSTAV nach Veränderungen auf beiden Seiten merkbar entspannt hatte
(s.u.). Generell scheint Bewegung in das Beziehungsdreieck Jugendliche –
Jugendarbeit – Gemeinde gekommen zu sein, denn in der gleichen Interakti-
on berichteten die Jugendlichen, dass vor Kurzem GemeindevertreterInnen
inklusive Bürgermeister den Platz besichtigt und auch mit den anwesenden
Jugendlichen gesprochen hätten. Es ist aber eher nicht davon auszugehen,
dass dadurch die vermittelnde Tätigkeit der JugendarbeiterInnen überflüssig
wird, vermögen diese doch in der Regel die Anliegen der Jugendlichen in
eine an die Institutionen der Politik und des Gemeinwesens anschlussfähigere
Form zu transformieren.
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Buch Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit - Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse"
Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Titel
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Untertitel
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Autor
- Hemma Mayrhofer
- Verlag
- Verlag Barbara Budrich
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 378
- Schlagwörter
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Kategorie
- Geisteswissenschaften