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224 Hemma Mayrhofer
von den Jugendlichen gestört, so rätselten sie beim beobachteten Gespräch
mit den JugendarbeiterInnen. Diese Erklärungsversuche überzeugten aller-
dings nicht, da sie nur vom Spielplatz, nicht aber vom nur wenige Meter
entfernten Gelände der Kirche, auf das sie ausgewichen waren,37 ‚ver-
scheucht‘ worden waren. Offenbar beschränkte sich der Kontrollauftrag des
Security-Mitarbeiters nur auf den Spielplatz, nicht aber auf das Kirchenge-
lände, obwohl es gerade zu einem Kreis von KirchennutzerInnen Spannungen
gab. Auch in der Person des Mannes konnte der Grund nicht gefunden wer-
den, der wäre privat eigentlich ganz nett, so die Einschätzung eines Jugendli-
chen, der ihn persönlich kannte. Die JugendarbeiterInnen empfahlen den
Jugendlichen daraufhin, den Security-Mann beim nächsten Kontakt doch
direkt zu fragen, aus welchen Gründen und in welchem Auftrag er sie zu
dieser Zeit vom Platz verweisen würde. Es wurde somit nicht stellvertretend
für sie gehandelt, ihnen wurden vielmehr Möglichkeiten aufgezeigt, wie sie
selbst Antworten auf ihre Fragen erhalten könnten. Inwieweit die Jugendli-
chen dies umsetzten und damit gegebenenfalls auch Erfolg hatten, war bei
den nachfolgenden Beobachtungen nicht zu erfahren.
Aus den ergänzenden Stakeholder-Interviews lässt sich erfahren, dass die
Gruppe von AktivistInnen zur Pflege der Kirchenanlage der Auslöser für die
Kontrolltätigkeit des Security-Dienstes am Jugendspielplatz gewesen sein
dürfte:
„Über die Gemeinde aufgrund unserer Intervention, weil wir gehört haben, dass es da
eben diese Security in [Name des Ortes, Anm. d. Verf.] gibt, haben wir gebeten, geh
fahrt doch vorbei und schaut da nach, wenn die Jugendlichen da sind, dass ihr mit de-
nen redet.“ (SR2-I4: S. 8/Z13ff.)
Im Gespräch mit einer zuständigen Gemeindevertreterin wird berichtet, dass
der Security-Mitarbeiter vorrangig den Auftrag hatte, die Polizei zu rufen,
wenn er „irgendwas Gröberes“ (SR2-I2: S. 6/Z18) beobachten sollte. Der
Security-Mitarbeiter scheint aber seinen Auftrag nicht ganz korrekt verstan-
den oder umgesetzt haben, wie im Interview mit einem anderen Gemeinde-
vertreter thematisiert wurde:
„ (…) das Security Unternehmen ist verpflichtet, gewisse Punkte in gewissen Zyklen
anzufahren und dort zu versuchen, nach dem Rechten zu sehen. (…) Wobei da wirklich
der Security versucht hat, die Jugendlichen zu ermahnen und fortzujagen und wieder
mit Verboten zu (belegen)38, was meiner Meinung nach gar nicht in dessen Aufgaben-
bereich gefallen ist.“ (SR2-I1: S. 6/Z31ff.)
Der Vorfall zeigt, wie die ineinandergreifenden Handlungen verschiedener
AkteurInnen eine unbeabsichtigte Eigendynamik entwickelten, die am Ende
die Jugendlichen ratlos über die Bedeutung der Security-Interventionen rät-
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37 Die Jugendlichen hielten sich allerdings nur im Randbereich des Kirchengeländes auf.
38 Unsichere Transkription
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Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Titel
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Untertitel
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Autor
- Hemma Mayrhofer
- Verlag
- Verlag Barbara Budrich
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 378
- Schlagwörter
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Kategorie
- Geisteswissenschaften