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328 Hemma Mayrhofer
mitzureflektieren, oder um es pointiert-provokant zu formulieren: Wenn
ein Angebot nicht oder nur gering angenommen wird, könnte es nicht
nur daran liegen, dass die grundsätzlich bedürftigen Jugendlichen den
Zugang nicht finden, sondern möglicherweise vereinzelt auch daran, dass
das Angebot niemand braucht.
• Die Altersgrenzen stellen einen grundsätzlich wichtigen Orientierungs-
rahmen für die Definition der eigenen Zuständigkeit dar, dies zeigt sich
auch in der täglichen Arbeit der JugendarbeiterInnen. Für die Erhöhung
der Wirksamkeit der Interventionen mobiler Jugendarbeit empfiehlt sich
ein flexibler (wenn auch nicht völlig beliebiger) Umgang mit diesen
Grenzen: Einerseits lassen die Forschungsergebnisse erkennen, dass frü-
he und lange Kontakte zu den Jugendlichen potenziell wirkungsfördernd
sind. Andererseits kann durch weiterbestehenden losen Kontakt zu ehe-
maligen NutzerInnen ein beachtliches Wirkungspotenzial erschlossen
werden, da diese mitunter in krisenhaften Lebenssituationen auf die Ver-
trauensbeziehung zu JugendarbeiterInnen zurückgreifen und sich dort
Unterstützung holen bzw. sich gegebenenfalls zu spezialisierten Hilfen
weitervermitteln lassen. Zugleich erweist sich manchmal eine sachte
‚Abnabelung‘ von im Erwachsenenalter voranschreitenden NutzerInnen
als empfehlenswert, um nicht in einer Abhängigkeitsbeziehung zu ver-
festigen. Diese reflektiert-flexible Handhabung der Altersgrenzen muss
auch von Seiten der Trägerorganisation sowie der FördergeberInnen tole-
riert werden.
• Relativ große Zurückhaltung üben viele JugendarbeiterInnen beim An-
sprechen von Kritik gegenüber manchen nicht normkonformen Verhal-
tensweisen Jugendlicher, jedenfalls wurde dies in den sozialräumlichen
Fallstudien beobachtet, auch die Ergebnisse der standardisierten Befra-
gung stützen die Beobachtung tendenziell. Zugleich scheint es diesbe-
züglich beachtenswerte Differenzen zwischen unterschiedlichen Profes-
sionellen zu geben, wie u.a. in den Diskussionen in den Wissenstransfer-
Workshops sichtbar wurde, sich aber auch in den Befragungsergebnissen
widerspiegelt. Auch wenn sich hier keine klare Empfehlung aussprechen
lässt und der Umgang mit Kritik sowohl der konkreten Situation (ist es
ein Erstkontakt, könnte der/die Jugendliche ‚das Gesicht verlieren‘ durch
die Anwesenheit anderer Personen etc.) als auch der Persönlichkeit
der/des Professionellen entsprechen muss, erschien manchmal das große
Ausmaß an Zurückhaltung – jedenfalls aus der externen Perspektive der
ForscherInnen – doch bemerkenswert. Der Grundsatz der akzeptierenden
Haltung wird, so die Beobachtung von PraxispartnerInnen, recht unter-
schiedlich interpretiert und umgesetzt. Möglicherweise – so eine im Ana-
lyseprozess generierte Hypothese – könnte der niederschwellige Kontext,
in dem Erwartungsadressierungen unterschiedlichster Art an die Jugend-
lichen gering gehalten werden und normativ-pädagogische Kommunika-
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Buch Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit - Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse"
Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Titel
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Untertitel
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Autor
- Hemma Mayrhofer
- Verlag
- Verlag Barbara Budrich
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 378
- Schlagwörter
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Kategorie
- Geisteswissenschaften