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Forschungsstand | 7
Menge empirischer Einzelbefunde steht dabei jedoch nach wie vor ein theoreti-
sches Desideratum gegenüber, das den Ruf nach einer gegenstandsadäquaten
und theoretisch konsistenten Begriffsterminologie, die die spezifischen Bedin-
gungen gesprochener Sprache zu berücksichtigen vermag, innerhalb des letzten
Jahrzehnts immer lauter werden ließ (vgl. z.B. Auer 2000; Fiehler et al. 2004;
Deppermann 2006; Imo 2013).
Mit dem Sammelband „Zugänge zur Grammatik der gesprochenen Sprache“
(2007) knüpfen die Herausgeber Vilmos Ágel und Mathilde Hennig an folgende
zwei Ansätze zur grammatiktheoretischen Auseinandersetzung mit gesproche-
ner Sprache, die in jüngerer Zeit im Mittelpunkt der Diskussion standen, an:9
1. Die Interaktionale Linguistik: Vertreter der interaktionalen Linguistik wie
Margret Selting und Elizabeth Couper-Kuhlen, die den Begriff entscheidend
geprägt haben (vgl. Couper-Kuhlen/Selting 2000), nehmen eine Position
zwischen traditionell linguistischen (Phonetik, Morphologie, Grammatik,
Pragmatik, etc.) und konversations-analytischen Fragestellungen ein.10 Der
Fokus liegt dabei auf dem interaktionalen Charakter mündlicher Äußerun-
gen; grammatische Strukturen werden nicht als isolierte sprachliche Er-
scheinungen analysiert, sondern als funktionelle, interaktionale Ressour-
cen aufgefasst (vgl. auch Couper-Kuhlen/Selting 2001; Hakulinen/Selting
2005).
2. Die Construction Grammar: Vertreter der Construction Grammar sind eben-
falls um eine Integration interaktionaler Betrachtungsweisen in der gram-
matiktheoretischen Auseinandersetzung mit gesprochener Sprache bemüht
(vgl. Fried/Östman 2005; Fischer 2006), umgekehrt wurden auch konstruk-
tionsgrammatische Annahmen von Gesprochene-Sprache-Forscher/-innen
für die linguistische Auseinandersetzung adaptiert (vgl. Günthner/Imo
2006; Deppermann 2006; Imo 2007a; 2007b; Günthner/Bücker 2009). Im
Zentrum dieser Grammatiktheorie steht die Annahme, dass Konstruktionen
im Sinne verfestigter Form-Bedeutungs-Paare die grundlegenden Einheiten
mündlicher Kommunikation bilden – der traditionelle Grammatikbegriff,
der von einer Satz-, Formalitäts- und Kompositionalitätsprämisse ausgeht
||
9 Im Folgenden werden lediglich einige der in den letzten Jahren zentralen Zugänge zur Erfor-
schung mündlicher Kommunikation genannt. Für einen detaillierteren Überblick zu verschie-
denen sprachwissenschaftlichen Ansätzen der Analyse gesprochener Sprache vgl. Fiehler et al.
(2004: 28).
10 Die Interaktionale Linguistik entwickelte sich aus der (ethnomethodologischen) Konversa-
tionsanalyse heraus (vgl. Sacks 1984; Bergmann 1994) und adaptierte die konversationsanaly-
tische Methodologie mit Blick auf die empirisch basierte Untersuchung sprachlicher Daten aus
authentischen Interaktionen.
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Buch Jugendkommunikation und Dialekt - Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol"
Jugendkommunikation und Dialekt
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Titel
- Jugendkommunikation und Dialekt
- Untertitel
- Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Autor
- Melanie Lenzhofer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-050330-2
- Abmessungen
- 14.8 x 22.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute