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54 | Theoretische Voraussetzungen
chen. Die Partizipation an sozialen Gruppen und Netzwerken und die Art
des sozialen Austauschs stellen die Person in einen sozialen Kontext und
erwecken beim Kommunikationspartner Vorstellungen von (al-
ters)gruppentypischen Verhaltensweisen, Einstellungen und Werten. Auch
Personen unterschiedlichen zeitlich-numerischen Alters stehen dabei di-
verse kommunikative Praktiken67 zur VerfĂĽgung, sodass sich Kommunika-
tions-partner mit bestimmten – kindlichen, jugendlichen, erwachsenen,
seniorenhaften – Sprech- und Verhaltensweisen als alt bzw. jung präsentie-
ren bzw. inszenieren können.
Unter diesen drei grundlegenden Perspektiven ist fĂĽr die Jugendsprachfor-
schung v.a. die BerĂĽcksichtigung der sozialen und interaktiv-kommunikativen
Bestimmung von Alter, die gleichzeitig auch die Inhomogenität des Untersu-
chungsgegenstandes erkennen lässt, zentral.
Im Zeichen des fortschreitenden sozialen Wandels lässt sich knapp 30 Jahre nach der öf-
fentlichen ‚Entdeckung’ des Themas Jugend und Jugendsprache eine globale ‚Juvenilisie-
rung’ der Gesellschaft nach den Prinzipien ‚forever young’ und ‚anything goes’ erkennen.
Dies führt zu einer Entgrenzung der Jugend von Alters- und Generationsbeschränkungen
zu einer Frage des Lebensstils nach dem Kriterium der subjektiven Selbstzurechnung. Ein
Vehikel für solche Vereinnahmungsprozesse stellt die ‚Jugendsprache’ dar,
stellt Eva Neuland (2008: 15; Hervorhebung im Original) unter Bezugnahme auf
die interaktiv-kommunikative Dimension des Begriffs Alter bzw. Jugend fest.
Neben dieser begrifflichen Ausdifferenzierung hat sich – ursprünglich in
Bezug auf die Kommunikation im höheren Alter – die Unterscheidung in vier
verschiedene Konstellationen mĂĽndlicher Kommunikation etabliert (vgl. Fieh-
ler/Thimm 1998: 910): Die erste Kommunikationskonstellation umfasst Gesprä-
che zwischen Menschen derselben Generation, die in einem familiären68 Ver-
hältnis zueinander stehen; sie wird als innerfamiläre innergenerationelle
Kommunikation bezeichnet. Die zweite Konstellation betrifft die außerfamiliäre
innergenerationelle Kommunikation, also Gespräche mit Personen derselben
Generation außerhalb familiärer Beziehungen. Der Kreuzklassifikation „inner-
||
67 Mit Fiehler et al. (2004: 99) sollen kommunikative Praktiken dabei als „präformierte Ver-
fahrensweisen“ gelten, „die gesellschaftlich zur Verfügung stehen, wenn bestimmte rekurrente
Ziele oder Zwecke kommunikativ realisiert werden sollen.“
68 „Familiär“ wird hier mit Fiehler/Thimm (1998: 9) „nicht im Sinne formaler Familienbezie-
hungen, sondern im Sinne einer langen wechselseitigen Vertrautheit“ verstanden. Als Teil
einer familiären Kommunikationssituation können also auch Gespräche mit langjährigen
Freunden/Vertrauten gelten.
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Buch Jugendkommunikation und Dialekt - Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol"
Jugendkommunikation und Dialekt
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Titel
- Jugendkommunikation und Dialekt
- Untertitel
- Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Autor
- Melanie Lenzhofer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-050330-2
- Abmessungen
- 14.8 x 22.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute