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Sprachvariation und Alter | 67
aufgegriffen und insgesamt in einer pragmatischen Orientierung etabliert. Diese
Ansätze eint dabei die Auffassung von Stil als emisch definiertes Konzept, das
die Perspektive der sozial Handelnden, kleinerer „communities of practice“
(Wenger 1998) in den Blick nimmt, deren gemeinsame sprachliche Merkmale als
„Form der sozialen Praxis verstanden und analysiert werden“ (Auer 2013a: 20).
Ein weiteres Konzept, das zur Beschreibung von Jugendsprache(n) heran-
gezogen wird, ist jener des Registers. Wie sich der Begriff Register terminolo-
gisch zu Varietät und Stil verhält, soll daher im folgenden Unterkapitel geklärt
werden.
3.1.2.3 Jugendsprachen als Register
Das Registerkonzept erfasst die situationsbedingte sprachliche Variation des
Individuums. „In contrast to functional stylistics, which proceeds from a small
number of domains of communication […], registers are determined by the pa-
rameters of the communication situation.” (Spillner 1987: 281) Wie im Stil- so
wird auch im Registerkonzept das temporäre Sprachverhalten berücksichtigt,
allerdings wird nicht das Verhältnis des Sprachgebrauchs zu den Sprecher-
gruppen, sondern sein Verhältnis zur jeweiligen Kommunikationssituation in
den Blick genommen. Während Stile Sprecherinformationen bezüglich des
wechselnden Sprachverhaltens liefern, geben Register sprachgebrauchsbezoge-
ne Informationen (vgl. Dittmar 1997: 212). Die enge Verschränkung der beiden
Konzepte wurde oben bereits angedeutet: In dem MaĂźe, in dem Stile situations-
adäquat eingesetzt werden, kann die Anwendung verschiedener Register als
kommunikativ erfolgreich gelten. „Stil ist jedoch Register (qua Tätigkeit) nach-
geordnet“ (Dittmar 1997: 212), wie Dittmar das hierarchisch zu verstehende
Verhältnis der beiden Begriffe zueinander beschreibt.
Die Unterscheidung zwischen Varietät und Register geht auf Michael Halli-
day (1978) zurück, und betrifft – ähnlich wie in seiner Abgrenzung zum Stilbe-
griff – den Perspektivenwechsel von der Sprecher- zur Handlungs- und Situa-
tionsorientierung. Halliday definiert Varietäten als das, „what a person speaks,
determined by who he is“, Register dagegen als „what a person is speaking,
determined by what he is doing at the time“ (Halliday 1978: 110). Varietätenbe-
stimmungen beschreiben demnach den sprachlichen Habitus des Sprechers,
das Registerkonzept umfasst dagegen den temporären Sprachgebrauch in einer
bestimmten Situation/Aktivität (vgl. auch Veith 2002: 14).
Wenn auch Halliday in der Konzeption des Registerbegriffs den Einfluss der
Situation und des ganzen Handlungszusammenhangs bei der Wahl der sprach-
lichen Mittel betont, so bleibt der Registerbegriff ebenso wie das Konzept der
zurĂĽck zum
Buch Jugendkommunikation und Dialekt - Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol"
Jugendkommunikation und Dialekt
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Titel
- Jugendkommunikation und Dialekt
- Untertitel
- Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Autor
- Melanie Lenzhofer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-050330-2
- Abmessungen
- 14.8 x 22.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute